Ein Meisterstück an Lied-Intensität

Kritik: Liederabend von Christian Gerhaher

Am Mittwoch begann im Wiener Konzerthaus der Lied-Zyklus dieser Saison mit einem umjubelten Auftritt von Christian Gerhaher und Gerold Huber. Wie bereits im Sommer bei den Salzburger Festspielen stand Robert Schumann im Zentrum des Programms. Die große Besonderheit des Abends war die Uraufführung von fünf Liedern aus dem Zyklus „Das heiße Herz“ von Jörg Widmann. Sinnlich-expressiv vertonte Texte von Klabund, Härtling und aus „Des Knaben Wunderhorn“, die man gerne gleich noch mal gehört hätte, um sich zu vertiefen und den gewonnenen Eindruck zu verstärken. Gerhahers Bariton ist einer der edelsten seiner Sorte. Mit einem satten Fundament, (fast tenoral) glänzenden Spitzentönen, genügend Volumen und feinen Schattierungen. Nichts ist zu viel. Alles gerade genug. Die Körpersprache, die Phrasierung, die Artikulation, die Interpretation.

Gerold Huber am Klavier bildet das instrumentale Pendant. Ein schönes Beispiel war „Am leuchtenden Sommermorgen“ aus Schumanns „Dichterliebe“. Garten und Blumen schienen zum Greifen nah. Zart und zerbrechlich, wie taugetränkte Spinnweben. Ein Meisterstück an Intensität zauberte Christian Gerhaher davor im Lied „Hör’ ich das Liedchen klingen“.

KURIER-Wertung:

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