Wien hat den Blues

Bluesspring
Ein Marathon-Festival, so bunt wie der Regenbogen.

Er ist der Humus, in dem Jazz, Rock ’n’ Roll, Rock und alles wurzelt, was nachher kam: Der Blues, der traurig und heiter im Sound war, mitreißend und verführerisch im Rhythmus, ironisch, unsentimental und alltagsnah im Text, als ihn die Afroamerikaner erfunden haben.

Der Blues hat immer Saison, in Wien im Frühling: Da ist das Genre bis 30. 4. beim längsten Festival der Welt in allen Variationen vertreten – vom klassischen Delta- und Chicagoblues über Rock- und Soulblues bis Boogie.

Hauptquartier ist neben dem Mozarthaus Vienna mit rein akustischen Gigs und dem Haus der Musik traditionell der Reigen, wo die meisten der gut drei Dutzend Konzerte mit mehr als 300 Musikern aus elf Nationen über die Bühne gehen.

Am Dienstag tritt eine lange verschollen geglaubte Musikerlegende ins Rampenlicht: Jeremy Spencer, 64, Gründungsmitglied von Fleetwood Mac und bis 1971 neben Peter Green für die Blues-Färbung der Combo verantwortlich, reist mit seinem Quartett an.

Veranstalter Wolfgang Windbacher: „Das wird sicher ein Fest für die Freunde der Slide-Gitarre.“ Spencer hat im Vorjahr mit seinem Album „Bend in the Road“ aufhorchen lassen, u. a. mit dem Elmore-James-Titel „Stranger Blues“, der da rockig und mit Latin-Flair daherkommt.

Herby & The Midcats holen sich Steve Guyger (3. 4.) als Stargast. Und der Ruf Blues Caravan (10. 4.) macht mit „Tomorrow’s Guitar Heroes“ Station. Zum Festival-Abschluss wurde die Hamburg Blues Band (30. 4.) mit der „Queen of Rock from Scotland“ Maggie Bell und dem Woodstock-Veteranen Miller Anderson engagiert. Und schließlich als „Nachzügler“ der New Yorker Popa Chubby (7. 5.).

„Wir machen Musik, die uns am Herzen liegt und die Spaß macht“, sagt Programm-Gestalter Dietmar Hoscher und tritt dem Klischee entgegen, „Blues werde nur von alten Männern gespielt und gehört“.

„Frauen fühlen tiefer und lieben intensiver als Männer“, sagte schon Etta James. Die Kunst der lebensbejahenden Melancholie beherrscht auch die junge Jessy Martens (18. 4.), die gern mit Amy Winehouse und Tina Turner verglichen wird. Joanne Shaw Taylor (10. 4.) gilt als Shooting Star des modernen Blues. Und Meena Cryle (4. 4.), Blues-Lady aus Überackern im Innviertel, hat sogar schon in Memphis, Tennessee, der Hauptstadt von Blues, Soul & Rock ’n’ Roll, Eindruck gemacht.

Blues is a feeling. Das wird spürbar beim letzten Band-Leader von Muddy Waters, dem Gitarristen Bob Margolin, und der Mike Sponza Band (15. 4.). Große Töne spuckt die Formation Cactus (19. 4.), in den 70ern „The American Led Zeppelin“ genannt. Und weil manche sagen, der Blues sei in Wien miterfunden worden, passt wohl auch Peter Schleicher (28. 3.) mit einem Da Capo seiner Rolling-Stones-Coverversionen auf Wienerisch in den Blues-Frühling.

Bis 20. April, übertragbarer Festivalpass: 180 €; 6 Konzerte nach Wahl: 90 € 01/894 00 94
www.viennabluesspring.org
www.reigen.at

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