Wie viele Nuancen von Schwarz es geben kann

Die zweite Régy-Regie bei den Festwochen: Das Schauspiel „La Barque le soir“ nach dem autobiografischen Roman „Boot am Abend“ des norwegischen Autors Tarjei Vesaas handelt von einer Situation der akuten Lebensgefahr durch Ertrinken, in die sich der Protagonist selbst gebracht hat und der er nur knapp entrinnt. 11.-15.6., MuseumsQuartier Halle G
Kritik: "La Barque le soir" von Claude Régy

Ein kompromissloser, sperriger, doch beeindruckender Abend: Die Wiener Festwochen präsentieren mit dem intimen "La Barque le soir" nach "Intérieur" nun eine weitere Arbeit des französischen Regisseurs Claude Régy. Die Produktion der Ateliers Contemporains basiert auf dem Roman "Boot am Abend" des norwegischen Autors Tarjei Vesaas.

Eineinhalb Stunden kämpft ein Mann darin gegen das Ertrinken. Hauptdarsteller Yann Boudaud ringt um seine Existenz, würgt, bellt, keucht um sein Leben. Auf ihm liegt die Last dieser Aufführung, die, trotz Boudauds beeindruckender Performance, schwer zugänglich bleibt. Denn schon Vesaas’ Textvorlage ist eine Herausforderung. Minimalistisch in Szene gesetzt, wird sie nicht einfacher. Wer nicht Französisch spricht, ist auf die eingeblendeten Übersetzungsfragmente angewiesen.

Neben dem intensiven Spiel des Hauptdarstellers lebt der Abend von der großartigen Licht-Gestaltung. Man wusste bisher nicht, wie viele Nuancen von Schwarz es gibt. Wer sich darauf einlässt, der erlebt einen intensiven, abgründigen Abend. Für alle anderen bleibt diese Performance sperrig. Noch bis Samstag.

KURIER-Wertung:

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