Wie man ohne Karriere-Ratgeber einen Musical-Hit landet

Als Biggley bewundert Robert Meyer (ganz links) sein Konterfei.
Frank Loessers "Wie man Karriere macht, ohne sich anzustrengen" an der Wiener Volksoper.

Ein Erfolgsmusical aus dem Jahr 1961, das ganz den damaligen sozialen wie gesellschaftlichen Konventionen (Stichwort: Frauenbild) verpflichtet ist– das kann im Jahr 2017 ziemlich ins Auge gehen. Muss es aber nicht. Das beweist die Wiener Volksoper mit Frank Loessers mehrfach prämiertem Klassiker "Wie man Karriere macht, ohne sich anzustrengen" auf exemplarische Art und Weise.

Denn diese Produktion – die Staatsoper Hannover ist hier Partner – hat alles, was einen gelungenen Abend ausmacht: Witz, Tempo, Verve, Retro-Charme, gute Gags und eine schmissige Musik mit etlichen Ohrwürmern.

Wie ein Uhrwerk

Und so läuft die Geschichte rund um den Fensterputzer J. Pierrepont Finch, der mitteles eines Karriereratgebers (und dank seiner Bauernschläue) rasch die Führungsetage der World Wide Woppel Company erklimmt, präzise wie ein Uhrwerk ab.

Denn Regisseur Matthias Davids hat in dem großartigen, mit nur wenigen Requisiten, dafür tollen Projektionen arbeitenden Bühnenbild von Mathias Fischer-Dieskau ganze Arbeit geleistet. Schnelle Szenenwechsel sind da ebenso selbstverständlich wie geschliffene Pointen und schöne Kostüme (Judith Peter) aus den Sixties. Dirigent Joseph R. Olefirowicz sorgt am Pult des groß besetzten, exzellent einstudierten Orchesters für den stets passenden Swing samt Hitgarantie.

Ein ideales Ambiente für ein starkes, homogenes Ensemble. So punktet etwa Mathias Schlung als Finch mit Unschuldsmiene und Lausbubencharme, wird als Karrierist bald zum Sympathieträger. Stimmlich schlägt er sich dabei sehr achtbar.

Als sein ewiger, leicht vertrottelter Gegenspieler Bud Frump (nicht Trump!) liefert Marcio Di Sapia eine hinreißend komische Charakterstudie eines stupid-intriganten Möchtegern-Bosses ab. Fabelhaft! Wie auch Direktor Robert Meyer, der sich als fremdgehender, liebenswert-schrulliger, ahnungsloser und leidenschaftlich strickender Firmenchef J. B. Biggley jede Pointe holt. Meyer in Hochform zuzusehen, ist eine pure Freude.

Und die Damen stehen den Herren in nichts nach. So ist Lisa Antoni eine bezaubernde, wunderbar singende Sekretärin Rosemary, die letztlich auch Finchs Herz erobert. Ein Gustostück liefert Ines Hengl-Pirker als schrill-dämliche Hedy LaRue ab, die jeder Screwball-Comedy alle Ehre machen würde. Tadellos auch das bis in die kleinsten Rollen gute Ensemble.

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