Wettbewerb der starken Männer

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Das 66. Filmfestival präsentierte klassisches Erzählkino auf hohem Niveau mit wenig Überraschungen.

Regenschauer, Windstürme, Juwelendiebstähle – und dazwischen hochkarätige Filme im Wettbewerb: Das 66. Filmfestival von Cannes ging am Sonntag auf hohem Niveau zu Ende. Zwar gab es nicht das eine Meisterwerk, auf das sich Gott und die Welt einigen konnten – wie noch letztes Jahr mit Michael Hanekes „Liebe“. Dafür bildeten sich unter den Kritikern immer wieder Neigungsgruppen für Lieblingsfilme – wie etwa für die brillante Tragikomödie „Inside Llewyn Davis“, in der Justin Timberlake als Folksänger auftritt.

Aber ein wirklich mutiger Film, der die Grenzen des Kinos neu austestet und einen baff im Kinosessel zurück lässt, fehlte: Diese Rolle übernahm letztes Jahr Leos Carax mit „Holy Motors“.

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Heuer sorgte gerade mal Nicholas Winding Refn („Drive“) mit seiner krampfhaft überhöhten Bangkok-Blutorgie „Only God Forgives“ mit Ryan Gosling für Hickhack: Was den einen als atemberaubende Vision mit großem Stilwillen erschien, galt den anderen als sadistisch-spekulative Dummheit. Die Geschichte des Kinos wurde damit aber in keinem Fall neu geschrieben.

Klassisches, schönes und auch ein bisschen erwartbares Erzählkino dominierte den Wettbewerb. Mit einer Ausnahme stammten alle Filme von Männern – und (alte) Männer dominierten auch stark die Geschichten auf der Leinwand. Der schöne Mads Mikkelsen brillierte mit beeindruckenden Backenknochen als einsamer Heinrich-von-Kleist-Held „Michael Kohlhaas“. Der Franzose Arnaud des Pallières erzählt die Geschichte des unbeirrbaren Pferdehändlers wie einen kargen Western, in dem die Naturlandschaft beinahe plastisch greifbar wird.

US-Oscarpreisträger Alexander Payne („Sideways“) entzückte mit einem komisch-lakonischen Roadmovie in Schwarz-Weiß und Breitwandformat: In „Nebraska“ macht sich ein Sohn mit seinem alterssturen Vater – mürrisch-resolut: Hollywood-Veteranen Bruce Dern – auf eine Reise in dessen Vergangenheit. In heruntergekommenen, überalterten Kleinstädten treffen sie auf Familienmitglieder und offene Rechnungen.

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La Dolce Vita

Ebenfalls ein schon etwas älterer Herr steht im Mittelpunkt von Paolo Sorrentinos verwaschener Romelegie „La Grande Bellezza“, die lose auf Fellinis „La Dolce Vita“ verweist. Roms Oberschicht gerät als dekadente Ansammlung von neureichen Verlierern und überschminkten Botox-Hexen ins Visier.

Eine vergleichsweise hohe Frauendichte wies dafür das Teenage-Drama „Blue Is the Warmest Color“ des tunesisch-französischen Regisseurs Abdellatif Kechiche auf: Eine Schülerin verliebt sich in eine junge Frau und erlebt ihre erste große Liebe. Kechiche rückt seinen Protagonistinnen in endlosen (Sex-)szenen auf den Leib, ohne jedoch die angestrebte Intensität zu erreichen. Immerhin bot er damit eine der wenigen Gelegenheiten für starke Fauenrollen in Cannes.

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