Westerwelle eröffnet Frankfurter Buchmesse

Westerwelle eröffnet Frankfurter Buchmesse
Bei der Eröffnung der Frankfurter Buchmesse am Dienstagabend lobte der deutsche Außenminister das Gastland Island und will "mehr Europa".

Mit einer leicht rückläufigen Ausstellerzahl beginnt am Mittwoch, die 63. Frankfurter Buchmesse. Im Mittelpunkt der weltgrößten Bücherschau steht der rasante digitale Wandel der Branche. Bei der Eröffnung am Dienstagabend forderte der deutsche Außenminister Guido Westerwelle "mehr Europa" als Konsequenz aus der Schuldenkrise. "Renationalisierung ist ein Irrweg", sagte Westerwelle.

Gerade für die Kultur eröffne Europa neue Räume. "Europa ist nicht nur Kalkül. Europa ist auch Gefühl", betonte Westerwelle. "Die europäische Kultur ist eine Kultur der Vielfalt." Zur Bewältigung der Krise braucht die EU nach Ansicht Westerwelles neben einer besseren Haushaltsdisziplin und einer neuen Stabilitätskultur mit automatischen Sanktionen auch einen "Konvent", der die Bürger mit einbezieht. Den Buchmessen-Ehrengast Island, dessen Bankensystem in der Finanzkrise 2008 kollabiert war, lobte der Außenminister. Mit dem Beitrittsantrag zur EU im Jahr 2009 habe das Land eine "sehr beachtliche Konsequenz" aus der Krise gezogen. Deutschland unterstütze dieses Bestreben "nachdrücklich".

Über 7.000 Aussteller aus 106 Ländern

Bis zum Sonntag sind 7.384 Anbieter aus 106 Ländern auf der Messe vertreten, 155 Stände weniger als im Vorjahr. Mehr als die Hälfte der Aussteller auf der Messe kommt aus dem Ausland. Drei Tage ist die Messe Fachbesuchern vorbehalten, am Wochenende ist auch das allgemeine Publikum zugelassen.

Wie im Vorjahr werden zu den rund 3.000 Veranstaltungen rund 280.000 Besucher erwartet. Zu den prominentesten der rund 1000 Autoren gehören Umberto Eco und Mario Vargas Llosa. Island bringt fast 40 Autoren und 203 Neuerscheinungen mit. Seinen Pavillon hat der Ehrengast als eine Art Wohnzimmerlandschaft angelegt, in der Isländer auf Videoleinwänden ihre Privatbibliotheken vorstellen. Der isländische Präsident Ólafur Ragnar Grímsson bezeichnete bei der Eröffnung die Einladung zur Buchmesse als Anerkennung für die große literarische Tradition seines Landes.

Die Buchbranche befindet sich nach den Worten von Buchmessen-Chef Juergen Boos "im doppelten Sinne im Aufbruch". Zum einen breche die traditionelle Verwertungskette vom Autor über Verlag und Händler zum Leser auf. Zum anderen breche man auf "in eine neue Ära des Publizierens". Das gedruckte Buch werde dennoch weiter existieren.

Die Internet-Piraterie bereitet unterdessen Händlern und Verlegern Sorgen. Rund 60 Prozent aller E-Book-Inhalte würden illegal heruntergeladen, sagte der Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Gottfried Honnefelder. "Das macht uns sehr unruhig". Er beklagte, "dass die Politik in bemerkenswerter Weise nichts tut" und warf ihr vor, sie wolle die Wähler der Piraten-Partei nicht verprellen, die sich für "Freiheit im Netz" stark mache.

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