"Western": Deutsche Cowboys im bulgarischen Westen

Meinhard Neumann in "Western"
Valeska Grisebachs dritter Spielfilm ist ein toller Western.

Manchmal sind Cowboys auch einfach nur deutsche Bauarbeiter mit Berliner Schnauze. Und der Westen befindet sich in der Nähe eines kleinen Dorfes in Bulgarien. Dort brennt die Sonne gleich heiß auf alle hinunter – auf die Arbeiter ebenso wie auf die unfrohe bulgarische Bevölkerung, die mit den präpotenten Germanen und ihrem Wasserkraftwerksbau eigentlich nichts zu tun haben will.

Valeska Grisebach, eine hervorragende Vertreterin der sogenannten Berliner Schule, hat mit ihrem erst dritten Spielfilm wieder einmal alle umgehauen. Der Western, bekanntlich klassisches Männer-Genre, wird in ihren kompetenten Händen zu einer zeitgenössischen, genau beobachteten Studie von (unrechtmäßiger) Landnahme, Männerrunden und deren Rituale. Zwischen Annäherung und Rivalität, Schnaps, Zigaretten und harten Sprüchen, tun sich überraschend zarte Momente auf.

Gleichzeitig fand Grisebach in Meinhard Neumann ihren kongenialen Helden: Mit Schnauzbart und drahtigem Körper verschiebt er das "Frontier"-Lager seiner deutschen Bautruppe mitsamt den selbst gezogenen Grenzen in Richtung Fremdland.

INFO: D/BGR/Ö 2017. 120 Min. Von Valeska Grisebach. Mit Meinhard Neumann, Reinhardt Wetrek.

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