Werner Herzog und die Todesstrafe

Werner Herzog und die Todesstrafe
Seinen Besuch in Wien hat Werner Herzog abgesagt. Aber seine Filme sind wohl wichtiger: Beide Filme, die bei der Viennale gezeigt werden, beschäftigen sich mit der Todesstrafe.

"Jeder Film ist eine Eintrittskarte zur Welt", sagt Werner Herzog (in einer neu erschienenen Biografie). Und diesmal sollte man sich tatsächlich eine (nein, mehrere!) kaufen: gleich zwei seiner neuen Werke werden im Rahmen der am Donnerstag eröffneten 50. Viennale zu sehen sein. Zwar hat Herzog, einst neben Reinhard Pyrker Co-Direktor der Viennale, seinen Wien-Besuch abgesagt. Aber die Filme sind wohl wichtiger. Beide beschäftigten sich mit der Todesstrafe: die Doku "Into the abyss (Freitag, 17 Uhr, Gartenbaukino) und die vierteiligen TV-Serie "Death Row" (Sonntag, 4. November, Künstlerhaus).

 

Hinrichtung

Werner Herzog und die Todesstrafe

Dieser furchtlose Grenzgänger des Kinos, hat schon sein Leben riskiert, um Filme zu machen; riskiert, erschossen oder vom ausbrechenden Vulkan verschüttet zu werden. Diesmal schaute der eben 70 gewordene Deutsche, der mit Filmen wie "Fitzcarraldo" Kinogeschichte geschrieben hat, wieder dem Tod ins Auge: Für seine vierteilige Doku-Serie "Death Row" hat der Regisseur fünf Menschen besucht, die in Texas auf ihre Hinrichtung warten.

"Ich bin gegen die Todesstrafe", sagte Herzog einmal im Film zu einem der Delinquenten, "aber das bedeutet nicht, dass ich Sie mag." Werner Herzog sitzt da einem dreifachen Mörder in oranger Häftlingskluft gegenüber. Der hat seine Frau erwürgt und in einen Schrank gepackt, er hat eine Prostituierte umgebracht, weil sie ihm Geld geklaut haben soll, er ist nackt in die Wohnung einer anderen Frau geklettert, hat sie vergewaltigt, ermordet und ihre Leiche verbrannt.

Und Herzog fragt ihn:

"Wovon träumen Sie?"

"Death Row" nimmt die Zuschauer mit auf die Reise zur Hinrichtungsstätte, öde Stadtansichten, schöne Landschaften, aber mit den Augen eines Menschen gesehen, der bald sterben wird: schön. Herzog spricht nicht nur mit den Todeskandidaten selbst, sondern – wie auch "Into the Abyss", im Zuge dessen die Idee zur Doku-Serie "Death Row" entstand – mit Ermittlern, Verwandten, Nachbarn.

Kekse

"Into the Abyss" wiederum handelt von einem Dreifachmord in Texas, wo 2001 zwei Teenager unter Drogen eine Hausfrau in der Küche beim Keksebacken erschossen haben, weil sie ihre Autoschlüssel wollten. Dann telefonierten sie noch ihren Stiefsohn und dessen Freund herbei, weil sie den Code brauchten, um aus dem Tor zu fahren, und erschossen auch diese beiden.

Einer wurde lebenslänglich verurteilt, der andere zum Tod. "A Tale of Death, a Tale of Life" heißt folgerichtig daher der Untertitel dieses Films. Herzog interessiert darin nicht die Schuldfrage, sondern die Seelenlandschaft.

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