Wer braucht im Jenseits noch einen Koffer voller Kleider?

Wer braucht im Jenseits noch einen Koffer voller Kleider?
Kritik: "Die Liste der letzten Dinge" im Kosmostheater.

Es beginnt wie bei Beckett: Auf einer kargen Bühne stehen zwei komische Gestalten und warten ... worauf bloß?

Dass es vorbei ist.

Pia ( Imke Büchel) und Helen (Cornelia Köndgen) wollen sich von der Welt verabschieden. Die eine, Pia, hockt Gurken kauend auf einer Bierkiste. Sie wirkt wie ausgetrocknet von protestantischer Strenge. Sie trägt Tracht und erinnert sich mit bitterem Ton an Briefe, die sie mangels konkreter Erotik mit Haftinsassen ausgetauscht hat.

Die andere, die überdrehte Helen, die so gerne auf Reisen in aller Welt war, zerrt unentwegt pinkfarbene Sommerkleider aus einem Koffer. Als ob es am Ende der Existenz noch einen Koffer bräuchte. Sie möchte so gerne noch etwas trinken, doch Pia warnt: Da werde Helen dann immer so unangenehm anhänglich.

Manisch und schrill

Hinter Helen türmen sich Aida-Schachteln zu einem Berg, hinter Pia gewöhnliche Papp-Kartons. Zwei merkwürdige Scheiterhaufen. Und ganz hinten am Horizont ist eine Skyline zu sehen.

"Die Liste der letzten Dinge" von Theresia Walser ist bis 19. April als österreichische Erstaufführung im Kosmostheater zu sehen.

Ein stellenweise brillanter, komischer Text über zwei Selbstmörderinnen, deren eigenartige Beziehung aus dem Lot gerät, als eine dritte ( Karin Yoko Jochum) auftaucht. Der Abschied von der Welt verkompliziert sich.

Dora Schneider inszeniert diesen dialogintensiven 90-Minüter rasant und weitgehend ohne Längen. Das Schauspielerinnen-Trio ist brillant.

KURIER-Wertung:

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