Wenn einem die Hand abhanden kommt

Wenn einem die Hand abhanden kommt
Herrlich bitterböse Wiederaufnahme von Martin McDonaghs "Eine Enthandung in Spokane" im Off-Theater. Zum "inkorrekt" lachen.
Wenn einem die Hand abhanden kommt
Zugegeben, viele Witze leben von Schadenfreude oder vom Lachen über haarfarblich Vorverurteilte oder andere Minderheiten – oft jene aus einem nahe liegenden Bundesland. Aber oft sind sie nicht nur politisch inkorrekt, sondern auch gar nicht wirklich zum herzhaft lachen. Das ist bei der „Enthandung“, der österreichischen Erstaufführung des jüngsten Theatertextes von Martin McDonagh anders. Hier geht’s bitterböse, heftig inkorrekt und dennoch herzhaft lustig zu. Eher britisch-schwarz und mit mehr als einem Schuss (Selbst-)Ironie. Viele der Witze und einzelne Sequenzen der Szenen wären für sich genommen ziemlich "hinich". Aber das Schauspiel-Ensemble geht trittsicher auf dem sehr, sehr schmalen Grat zwischen spannender Krimi-Geschichte, bösem Humor und subtilem aufs-Korn-nehmen der jeweils eben ausgesprochenen Vorurteile. Durch das überzeugende Schauspiel entblößen sie genau die verbal ausgesprochenen Stereotypen gegen Blonde, Schwarze usw.

Die Story:

Wenn einem die Hand abhanden kommt
Carmichael sucht seine linke Hand. Vor Jahren kam sie ihm ab„handen“, in Spokane, auf spektakuläre, arge Weise, die erst sehr spät zur Sprache kommt und jedenfalls hier nicht vorab verraten sei. Auf der Suche nach dem verlorenen Körperteil landet er in the middle of no-where, einem Kaff mitten in der tiefsten US-amerikanischen Provinz. Dort behauptet ein junges Pärchen, seine Hand zu haben und sie ihm verkaufen zu wollen. Treffpunkt ist ein abgefucktes „Hotel“-Zimmer mit alten Resopal-Möbeln aus den 60ern. So oft ist das auch nicht frequentiert, also ist auch dem Rezeptionisten Mervyn ziemlich fad. Und so klinkt er sich ins Geschehen ein. Von Szene zu Szene wird’s brutaler – und skurriler. Und hält dennoch einen Level an scheinbar unfreiwilligem und natürlich sehr bewusst inszeniertem Humor – bis hin zum Showdown.

Infos

„Eine Enthandung ins Spokane

Wenn einem die Hand abhanden kommt
Deutsch von: Martin Molitor und Christian Seltmann
Original: „A Behanding in Spokane“ von Martin McDonagh, uraufgeführt 2010 am Broadway mit Christopher Walken und Sam Rockwell

Regie: Robert Koukal
Darsteller_innen: Georg Blume, Catharina Kleber, Lino Kleingarn, Martin Thomas Pesl
Bühne: Kristof Kepler
Kostüme: Juliane Buchroithner
Kunsthandwerk: Brigitte Schima
Licht: Felix Huber
Regieassistenz: Julia Felbar
Grafik & Design: Martin Kröß
Produktionsleitung: Barbara Schenter

19. und 23. Jänner, jeweils 20 Uhr
OFF Theater, 1070, Kirchengasse 41
Kartenreservierung: 0680/55 25 147

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