Wenn ein Künstler sein eigenes Werk zur Fälschung erklärt

Richard Prince legte seine Autorschaft für ein Bild von Ivanka Trump zurück. Geht das?

Er habe das Geld zurückgezahlt, sein Porträt von Ivanka Trump – eigentlich eine bearbeitete Version eines Instagram-Selfies – sei "eine Fälschung", twitterte der US-Kunststar Richard Prince am Freitag – und sorgte für gehobene Augenbrauen. Zwar hatten sich mehrere Künstler, deren Werke sich in Ivanka Trumps Kunstsammlung befinden, von der Tochter des designierten US-Präsidenten distanziert. Dass aber jemand seine Autorschaft bestreitet, ist ein Novum. Der Akt wirft auch generelle Fragen über die Macht eines Künstlers über sein Werk und dessen Marktwert auf: Lässt sich einem Bild die Legitimation entziehen?

Autorschaft bleibt

Nach europäischem Rechtsverständnis lässt sich Urheberschaft nicht einfach abstreifen wie ein paar Handschuhe: "Bei uns entsteht Urheberrecht automatisch, es steht dem zu, der das Werk gemacht hat", erklärt Guido Kucsko, Anwalt und Professor für Geistiges Eigentum an der Uni Wien. "Wenn Prince jetzt sagt: ,Das ist nicht von mir‘, ist das ein anderer Sachverhalt, aber kein Widerruf der Autorschaft." Laut österreichischem Urheberrecht hat der Urheber allerdings zu bestimmen, "ob und mit welcher Urheberbezeichnung das Werk zu versehen ist", er kann seine Autorschaft also theoretisch auch verschleiern. Eine Distanzierung im Nachhinein mache ein Werk aber nicht zur Fälschung, so Kucsko.

Das US-Recht funktioniert im Hinblick auf geistiges Eigentum anders, räumt den Schöpfern bildender Kunst aber Sonderrechte ein: Nach dem "Visual Arts Rights Act" (VARA) können Künstler etwa verweigern, dass sie als Urheber genannt werden, wenn ein Werk absichtlich so verwendet wird, dass es dem Ruf des Künstlers schadet.

Princes Geste könnte das Bild, das Trump 2014 kaufte, präventiv gegen Missbrauch immunisieren, befindet Günter Schönberger, Chef der Verwertungsgesellschaft "Bildrecht". In Europa könne man anders vorgehen, der rechtliche Schutz gegen Verunglimpfung würden noch über den urheberrechtlichen Schutz – er erlischt 70 Jahre nach Tod des Künstlers – hinausreichen.

Ich war’s nicht!

Es hilft, den Widerruf der Autorschaft auch vor dem Hintergrund von Richard Princes eigenem Werk zu sehen: Der 1949 geborene Künstler testete seit jeher die Grenzen der Autorschaft aus und handelte sich mit angeeigneten Bildern – etwa abfotografierten Marlboro-Werbungen oder zuletzt Instagram-Postings – immer wieder Klagen ein.

Auch in seinem Distanzierungs-Tweet (Bild oben) äffte Prince den Stakkato-Stil Donald Trumps nach – der Begriff "Fake Art" ist auch im Kontext der "Fake News" zu sehen, die der designierte Präsident gern geißelt.

Ob das als "Fälschung" deklarierte Prince-Bild durch die Aktion nun wertlos ist, darf zumindest bezweifelt werden: Der Publicity-Effekt könnte den Wert sogar steigern. Und nicht selten landeten Werke, die von ihren Schöpfern nicht mehr geschätzt wurden, im Museum.

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