Wenn die Festung Europa über das Meer und in den Tod lockt
Die Namen, die ihnen die alten Fischer aus den Hafenstädten Marokkos geben, klingen so harmlos: Die naghaze, die launischen kleinen Wellen, und die sharaj, die Ostwinde. Doch wenn sie ein Schiff überraschen, dann ist dessen Besatzung verloren. Und doch versuchen jedes Jahr zehntausende afrikanische Flüchtlinge, über das Mittelmeer in das verheißungsvolle Europa zu kommen. Denn die Festung Europa lockt: "Wenn etwas so geschützt ist, muss es wertvoll sein, oder?" , fragt sich auch der Tagelöhner Rashid, der in den Armenvierteln von Tanger um das tägliche Überleben kämpft. Um seine Familie zu versorgen, begibt sich Rashid auf die "Harraga", die illegale Einreise in die Europäische Union. Für den Traum von einem besseren Leben verpfändet er seine Zukunft: Als "Schuldknecht" ohne Rechte muss er auf den Treibhausplantagen im spanischen Almeria die Kosten für seine Reise abarbeiten.
Vor drei Jahren erschien Tietäväinens Comic in Finnland und wurde mit dem höchsten Kulturpreis des Landes ausgezeichnet. Aber auch heftig diskutiert: Tietäväinens Erzählweise galt manchen als zu brachial. Dennoch avancierte das Buchzu einem Bestseller und löste eine Debatte über die EU-Flüchtlingspolitik aus.
Pro Asyl
So schonungslos Tietäväinen das erschreckende Ausmaß der Situation der Flüchtlinge zeigt, die auf dem Weg nach Europa ertrinken oder in Spanien unter sklavenähnlichen Bedingungen arbeiten – seit sein ergreifender Comic erschienen ist, hat sich die Situation für die Flüchtlinge noch verschlimmert: Schon jetzt haben seit Anfang des Jahres mehr als 45.000 Menschen versucht, über das Mittelmeer nach nach Europa zu kommen.
Kommentare