Wenn der Tod einfach keine Lust mehr hat

Wenn der Tod einfach keine Lust mehr hat
Kritik: Ullmanns "Der Kaiser von Atlantis" im Theater an der Wien

Schluss, aus, vorbei. Der Tod mag nicht mehr. Soll Kaiser Overall doch sehen, was er mit all seinen in diversen Schlachten gefallenen Untoten macht. Es sei denn, der Kaiser selbst würde dem Tod ins Schattenreich folgen ...

Mit „Der Kaiser von Atlantis“ haben der jüdische Komponist Viktor Ullmann und Librettist Peter Kien 1943 im NS-„Vorzeigelager“ Theresienstadt ein Werk geschaffen, das bis heute im historischen Kontext gehört werden muss. Ullmann wurde 1944 im Konzentrationslager Auschwitz in der Gaskammer ermordet. Das „Spiel in einem Akt“ kam erst 1975 in Amsterdam zur Uraufführung.

Dem Theater an der Wien ist nun immerhin für eine konzertante Darbietung zu danken, die vor allem dank der Sänger zu berühren vermochte. Der ausgezeichnete Bassist Lars Woldt als Lautsprecher und Tod, die junge und sehr gute Sopranistin Ciğdem Soyarslan als Soldat Bubikopf, der Tenor Johannes Chum als Harlekin und Soldat, die tadellose Mezzosopranistin Ann-Beth Solvang und der Bariton Nikolay Borchev als Kaiser Overall – sie alle machten Ullmanns „Todesverweigerung“ Ehre.

Auch das Israel Chamber Chamber Orchestra (Dirigent war Roberto Paternostro) trug im leider nicht gut besuchten Haus am Naschmarkt einiges zu dieser extrem wichtigen, wenn wohl wieder nur temporären Ullmann-Renaissance bei.

Zum Vergessen vor dem „Kaiser“: Einige Lieder von Gustav Mahler, die Borchev tapfer, aber ohne jeden Anflug von Gestaltung sang, die Paternostro musikalisch gnadenlos gegen die Wand fuhr.

KURIER-Wertung:

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