Weitra fordert Mörbisch heraus: "Rosen in Tirol" als Musical

Alpenkitsch-Musical: Hubert Wolf und Stephanie zu Fürstenberg in "Rosen in Tirol"
Hüttengaudi mit Gesellschaftskritik: "Der Vogelhändler" als "Rosen in Tirol" auf Schloss Weitra.

Letzten Sommer verlegte Peter Hofbauer für das Sommertheater im prächtigen Arkadenhof des Schlosses von Weitra die "Pension Schöller" ins Hier und Heute. Nun tat er das Gleiche mit der Operette "Der Vogelhändler", die heuer (zu Vergleichszwecken?) in Mörbisch gegeben wird. Als Titel wählte er jenen der Verfilmung aus 1940, also "Rosen in Tirol". Denn im Hier und Heute gibt es keinen Vogelhändler mehr: Der Adam darf als Masseur fungieren.

Sein Rezept für die "Komödie mit Musik" hat der Intendant nur geringfügig variiert. Daher gibt es etliche Parallelen: 2016 spielte Caroline Vasicek eine Psychiaterin, die ein "Hotel für Well-Mindness" gründen möchte. Heuer träumt sie als bodenständige wie kecke Christl davon, den derangierten Gasthof zur Post in ein "vollbiologisches Kräuterhotel" umzubauen.

Vor einem Jahr reiste Ronald Kuste hörbar aus dem Ruhrpott an, um sich über die Ösis zu amüsieren. Heuer verfolgt er ein ähnliches Ziel – als wunderbar komischer Klatschreporter Horst-Uwe aus Berlin. Denn beim Spangerlwirt in den Tiroler Bergen steht die Wahl der Rosenkönigin an. Da darf auch Schlossherrin Stephanie zu Fürstenberg nicht fehlen: Sie ist, wie 2016, eine hinreißende Kopie der Uschi Glass.

Ilona Glöckel hat den barocken Arkadenbögen wieder ein betont kitschiges Bühnenbild eingepasst, Andy Hallwaxx gelang erneut eine turbulente Inszenierung: Sie hält gerade noch die Balance zwischen derber Hüttengaudi und gesellschaftskritischer Boulevardkomödie.

Die Melodien von Zeller (samt dem "Märchenprinzen" von EAV) transformierten Johnny Bertl und Manfred Schweng zu einem fröhlichen Musical, Caroline Vasicek brilliert stimmlich, Hubert Wolf ist ein wunderbar kerniger Wirt, Peter Kratochvil begeistert als treuherziger Adam mit einer Gabalier-Einlage. Martina Dähne gibt sich blasser, als es ihre Figur der Fürstin verlangt; Tanja Petrasek hingegen vermag blendend zu unterhalten – als deren Assistentin mit gespreiztem Hietzinger Dialekt.

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