Weil Erwin Pröll das Image seiner Heimat wurmte

Im Gegensatz zu seinen Vorgängewrn: Erwin Pröll wird sich nicht in Öl porträtieren lassen.
Trenklers Tratsch: Die Gründe, warum der scheidende Landeshauptmann Niederösterreich "kulturpolitisch aufrüstete"

Keinesfalls in Öl: Erwin Pröll wird sich nicht für die Galerie der niederösterreichischen Landeshauptmänner – bis dato zehn Porträts im fetten Goldrahmen – malen lassen. In den letzten 25 Jahren sei er, sagt Pröll, so oft fotografiert worden, dass es ihm sinnträchtig erscheine, ein Foto aus dem Fundus zu wählen. Im Regierungsviertel von St. Pölten findet man die Idee nicht wirklich sexy. Aber vielleicht greift "der Erwin" ja auf ein Foto aus dem coolen Man-in-Black-Wahlkampf zurück? Und außerdem sei die Vorgangsweise, so Pröll, billiger. Was die NÖN – im Scherz – zu einem Spendenaufruf animierte.

Am Dienstag herrschte eine recht ausgelassene Stimmung im Büro des Landeshauptmanns, der soeben seine letzte Regierungssitzung absolviert hatte. Denn Pröll blickte auf seine – in der Tat außerordentliche – Kulturpolitik zurück. Man könnte jetzt lang und breit all die Maßnahmen und Investitionen aufzählen: Zwischen 1992 und 2016 stieg das Kulturbudget von 37 auf 130 Millionen Euro; es entstanden unter anderem der Kulturbezirk in St. Pölten, die Kunstmeile Krems und das Festival in Grafenegg; insgesamt wurden 360 Millionen Euro in 70 Kulturbauten investiert, es entstanden 25.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche.

Und so weiter. Viel interessanter ist aber, warum Pröll das Land "kulturpolitisch aufrüstete": Während des Studiums in Wien hatte ihn das "hinterwäldlerische Image" seiner Heimat "gewurmt". In seiner Dissertation analysierte er die negativen Einflüsse des "Eisernen Vorhangs" für den Bezirk Retz. Aber dann kamen die Künstler, darunter Peter Turrini. "Und ich sah, welche positive Einflussnahme Kunst und Kultur auf eine Region nehmen können." Arnulf Rainer, Erwin Wurm, Felix Mitterer, Daniel Spoerri, Hermann Nitsch, Friedrich Cerha und so weiter: "Das sind Ausstrahlkräfte" und "von unschätzbarem Wert".

Und der Mitteleinsatz habe sich gelohnt: Das gestärkte Kulturbewusstsein sei die Trägerrakete für die Entwicklung des Selbstbewusstseins von Niederösterreich gewesen. Nun also kann Pröll beruhigt gehen. Seine Nachfolgerin Johanna Mikl-Leitner, die am 19. April angelobt wird, werde die Kulturagenda nahtlos übernehmen. Mit auf den Weg gibt er ihr: "Hanni, das ist was Schönes!"

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