"Weglaufen wird nicht funktionieren"

Sind die Österreicher hinterfotzig? Staatsoperndirektor Dominique Meyer, dessen Vertrag nicht verlängert wurde, tat so, als hätte er die Frage von Peter Klien nicht verstanden.
Gag-Schreiber Peter Klien über seine Reportagen für die Show "Willkommen Österreich".

KURIER: Sie sind Philosoph, Altphilologe und Pressesprecher des Bibliothekenverbundes. Der Kabarettist passt da nicht ganz ins Bild. Oder?

Peter Klien: Schon in der Schulzeit hab ich bei Theateraufführungen sehr gerne den Deppen runtergerissen. Nach dem Studium ist das Verlangen nach dem Kabarett immer stärker geworden – bis ich nicht mehr aus konnte.

Seit bald fünf Jahren schreiben Sie Gags für "Willkommen Österreich". Wie kam es dazu?

Jemand vom ORF war in einer meiner Vorstellungen. Er wusste, dass für "Willkommen Österreich" ein Gag-Schreiber gesucht wurde – und hat mich vorgeschlagen. Gleich in den ersten beiden Sendungen waren derart viele Witze von mir, dass ich fix ins Team kam.

Wer trifft die Auswahl? Die Moderatoren, also Dirk Stermann und Christoph Grissemann?

Ja. Sie bekommen die Witze von der Redaktion anonymisiert und nach Themen geordnet vorgelegt.

Und nun machen Sie auch hinterfotzige Reportagen.

Im Redaktionsteam wurde darüber geredet, dass man neue "Außenzuspieler" ausprobieren möchte. Da ich schon einmal Interesse angemeldet hatte, fragte man mich. Die Bundespräsidentenwahl im April 2016 war dann der Auslöser. Die Reportage über den ersten Wahldurchgang hat derart gut funktioniert, dass es klar war, dass wir weitermachen.

Kostet es Sie nicht eine unglaubliche Überwindung, Michael Häupl zu fragen, ob ein guter Roter schwer im Abgang ist?

Ja. (lacht.) Natürlich. Es war auch eine Überwindung, Eva Glawischnig zu fragen, ob es nicht besser gewesen wäre, in der Schule mit Herbert Kickl zu schmusen.Gibt es Fragen, auf die Sie ein bisschen stolz sind?

Stolz ist das falsche Wort. Eine Frage, die ich mag: Ob sich die Schwarzen und die Roten jetzt zu den "Schwoten" fusionieren müssen.

Bei der Angelobung von Alexander Van der Bellen haben Sie mit Ihren Fragen einen Offizier verstört. Er rief nach der Militärstreife. Ist sie gekommen?

Nein. Sie ist so schlagkräftig wie der Rest des Heers.

Bösartige Fragen zu stellen, entspricht kaum Ihrem Naturell.

Das stimmt. Ich bin wohlerzogen und einfühlsam im Umgang. Auf der Bühne tun sich andere sicher leichter, aus sich herauszugehen. Das Fernsehen ist daher für mich das einfachere Medium. Weil ich die Fragen genau vorbereiten und das Material beim Schnitt verdichten kann.

Hin und wieder stellen Sie sich auch dumm – etwa wenn Sie Goldie Hawn beim Opernball ganz unschuldig über die schönen "balls" in Wien befragen.

Ich hatte gehofft, sie würde denken, dass dieser gesittete Reporter mit dem Englischen überfordert ist und nicht weiß, was er da redet. Und das ging auch auf. Sie hat diplomatisch geantwortet – auf ihre humorvolle Art.

Wie sind Sie mit dem plötzlichen Tod von Ministerin Sabine Oberhauser umgegangen?

Wir brachten den Block, den wir für Politiker und den Bundespräsidenten vorbereitet hatten, nicht zum Einsatz. Dieses Taktgefühl haben wir natürlich aufgebracht.

Sie sorgen für einen Überraschungseffekt. Denn Sie wirken zunächst wie ein echter, seriöser ORF-Reporter. Aber irgendwann wird Ihr Gesicht hinlänglich bekannt sein. Wird man dann noch auf Sie hereinfallen?

Keine Frage, dieser Effekt wird vermutlich schon bald verpufft sein. Ich glaube aber nicht, dass sich das Konzept – jemand, der nach außen hin brav und charmant auftritt, aber direkte, boshafte Fragen stellt – insgesamt desavouiert. Man wird es beibehalten können. Sobald Kamera und Mikro da sind, sind die Prominenten gefordert, sich mit der Situation auseinanderzusetzen. Weglaufen wird nicht funktionieren. Denn das können wir filmen. Und dann lachen die Menschen eben darüber, dass die Promis weglaufen.

Haben Sie schon Ideen für die nächsten Reportagen?

Freilich. Politische Veranstaltungen sind generell von Interesse. Aber ich will mein Erscheinen nicht ankündigen. Dann wüssten die Menschen ja im Vorhinein Bescheid.

Schade für Sie, dass es heuer keine Wahlen gibt.

Das kann sich bis zum Herbst noch ändern.

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