Wechselbäder, gute Atmosphäre: Die Kur für Kuratoren in Salzburg

Der neue Direktor des Museums der Moderne Salzburg, Thorsten Sadowsky.
Vielstimmig und offen stellt sich der designierte Chef Thorsten Sadowsky "sein" Museum vor.

Wenn man vom Salzburger Museum der Moderne (MdM) spricht, muss man die Frage "Welche Moderne?" stets dazustellen. Denn das Haus ist durch die Handschrift seiner Leiterinnen und Leiter, die seit 1983 Sammlungen erwarben oder als Leihgabe übernahmen, zu einer Institution mit vielen Gesichtern angewachsen.

Für Thorsten Sadowsky, der das Museum mit den Standorten am Mönchsberg und im Rupertinum mit 1. September von Sabine Breitwieser übernimmt, gehört der Expressionismus zur "Grundausstattung der Salzburger Sammlung". War die Stiftung des Händlers Friedrich Welz mit seinen reichen Beständen von Werken Oskar Kokoschkas doch der Grundstein der Institution.

Wechselbäder, gute Atmosphäre: Die Kur für Kuratoren in Salzburg
© Museum der Moderne Salzburg © Fondation Oskar Kokoschka © Bildrecht, WienOskar Kokoschka Selbstbildnis von zwei Seiten, 1923 Kreidelithografie auf Bütten

Sadowsky kennt die Klassische Moderne – er leitet seit 2013 das Kirchner Museum inDavos, wo der Expressionist Ernst Ludwig Kirchner von 1917 bis zu seinem Tod 1938 gelebt hatte. Doch Sadowsky war auch Kurator für moderne Möbel und Chef im "Museum Kunst der Westküste" auf der Insel Föhr/D, das mit Historischem und Zeitgenössischem Besucher aus Deutschland und Dänemark anspricht.

Heiß-Kalt

Die Moderne sei also Figuration und Abstraktion, Sinnlichkeit und Theorie, Heißes und Kaltes: Mit diesem "Sauna-Prinzip" konnte sich Sadowsky im Rennen um die Leitung des Salzburger Museums durchsetzen. Landesrat Heinrich Schellhorn (Grüne), der mit Kritik an Breitwiesers Mitarbeiterführung die amtierende Chefin zur Nicht-Verlängerung ihres Vertrags bewogen hatte, vertraut auch auf die soziale Kompetenz Sadowskys, der nach Antritt ein Museums-Leitbild erarbeiten und "gute Atmosphäre schaffen" will.

Wechselbäder, gute Atmosphäre: Die Kur für Kuratoren in Salzburg
Roland Goeschl / Otto M. Zykan: Videostill aus Humanic TV-Spot, 1970

"Es wird mehrere kuratorische Handschriften geben", führt Sadowsky im KURIER-Gespräch aus: Er wolle sowohl Kuratoren am Haus zu eigenen Projekten ermutigen als auch gelegentlich Gastkuratoren einladen. Kooperationen mit anderen Museen werde es bei Großprojekten geben – gerade bei aufwendigen, aber potenziell publikumsträchtigen Ausstellungen zur Klassischen Moderne. Die von Breitwieser gegründete und 2014 ans Museum geholte Sammlung der Generali Foundation mit ihrem konzeptuellen Schwerpunkt wolle er keinesfalls vernachlässigen, es werde auch kein populistisches Programm geben: "Avantgardepositionen haben das Zeug dazu, breite Bevölkerungsschichten zu erreichen." Es gelte die Vermittlung auszubauen, Formate für Kinder und Jugendliche schweben Sadowsky vor.

Expansion? Ja, doch

Bleibt die Frage, ob Sadowsky eher als Verwalter der Vermächtnisse seiner Vorgänger und Vorgängerinnen agieren oder selbst expandieren will. Doch, das wolle er, erklärt dieser. Besonders Fotografie sei Teil der DNA des Museums und "als Standbein und Format auszubauen". Es trifft sich gut, dass die Debatte um ein Wiener Fotomuseum soeben abgeflaut ist. Schellhorn bestätigte, dass es "Ideen" zu einer Anbindung der Foto-Schätze des Sammlers Christian Skrein ans Land Salzburg gebe – spruchreif sei allerdings noch nichts.

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