Honeckers Asche spielt mit

Manteuffel und Jung als Dolmetscher und Imelda Marcos: Zwei Irre
Theresia Walsers Stück "Ich bin wie ihr, ich liebe Äpfel" im Wiener Schauspielhaus.

"Ich bin noch nie in meinem Leben von links nach rechts gegangen!" Frau Margot, Erich Honeckers Witwe, legt gleich zu Beginn, als man ihr Platzanweisungen gibt, fest, was Sache ist.

Ihren Prinzipien ist die ehemalige Ministerin für Volksbildung der DDR und Witwe des Staatsratsvorsitzenden treu geblieben und sie hat nie verstanden, warum die Menschen immer über die Mauern klettern wollten. "Die Bedeutung eines Lebens wächst mit den Feinden", stellt sie trocken fest. Im Leben geht’s um Wahrheit, nicht um Liebe. Ins Schwärmen gerät sie, wenn sie an Begegnungen mit Stalin denkt und den Erich, den hat sie auch dabei, in einer Urne.

Es ist absehbar, dass seine Asche am Ende dieser Dikatoren-Gattinnen-Groteske über die Bühne wehen wird. Es muss ja ausarten, schließlich haben Margot Honecker, Imelda Marcos und Leila-Ben Ali zuvor schon "Don’t worry, be happy" gesungen.

Übergeschnappt

Am Donnerstag hatte Theresia Walsers "Ich bin wie ihr, ich liebe Äpfel" Österreich-Premiere im Wiener Schauspielhaus. Franziska Hackl, Katja Jung, Nicola Kirsch und Florian von Manteuffel brillierten in diesem absurden Stück (Regie: Sebastian Schug)über drei Diktatoren-Gattinnen, die über ein biografisches Filmprojekt beraten. Ein Dolmetscher (Manteuffel) soll vermitteln, übersetzt aber ausschließlich, was und wie er will und schnappt am Ende über. Er ist die Schlüsselfigur, erst sein Ausrasten bringt Schwung in dieses dialogintensive, aber etwas statische Stück.

Es gibt von Beginn an Missverständnisse. Frau Imelda – sie spielt auf die Witwe des philippinischen Diktators Ferdinand Marcos an – und Frau Leila – sie ähnelt der Ehefrau des 2011 gestürzten tunesischen Präsidenten Zine el-Abidine Ben Ali – verwechseln die Honeckers mit den Ceaușescus. Die schmallippige Frau Margot (Hackl) ist angewidert.

Eine wichtige Rolle spielt die tolle Ausstattung (Christian Kiehl). Auf Frau Imelda Kopf thront ein hochtoupierter, glänzender Haarschopf, darunter trägt sie getönte Brillen und viel Schmuck. Und natürlich schöne Schuhe, von denen sie daheim noch ein paar Tausend mehr hat. Katja Jung gestaltet Frau Imelda als vulgäre, breitbeinige Witzereißerin, die ständig isst und ihr Leben gerne als Oper vertont sähe.

Frau Leila (Kirsch) hat es mehr mit den Gedichten. "Ich bin wie ihr, ich liebe Äpfel", schrieb Muammar al Gaddafi einst in einem Gedicht. Leila trägt es nun als ihr eigenes vor. Im Film könne sie eigentlich nur von der jungen Loren gespielt werden, naja, jetzt werde es wohl die Kidman werden, auch gut, seufzt sie und schüttelt die Wallemähne. Später wird sie mit einer Pantomime über Asseln in Wasserleitungen beeindrucken.

KURIER-Wertung:

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