Wahre Tsunami-Geschichte mit Veronica Ferres

Wahre Tsunami-Geschichte mit Veronica Ferres
"Jede Träne zu viel wäre für diesen Film fatal" - Veronica Ferres als Frau, die alles verlor. "Tsunami – Das Leben danach" am Mittwoch in ORF 2.

Weihnachten 2004. Während auf dem Christbaum Kerzen und Kugeln leuchten, überträgt das Fernsehen furchtbare Bilder. Am 26. Dezember erreichte ein durch ein Seebeben ausgelöster Tsunami die Küsten von Thailand, Sri Lanka, Indien, Malaysia, Myanmar, Bangladesch, Indonesien und Sumatra. Er forderte 230.000 Menschenleben, machte 1,7 Millionen Bewohner in den von den Wassermassen erfassten Regionen obdachlos.

Auch Touristen waren betroffen, waren unter den Toten. In „Tsunami – Das Leben danach“ (Mittwoch, 20.15, ORF 2) wird so eine wahre Geschichte erzählt. Veronica Ferres spielt Billi Cramer, die in Phuket ihren Mann Burkhard und die beiden Söhne verlor. Aber im ebenfalls verwitweten Michael Schäffer, dessen Ehefrau und zwei Töchter verschollen blieben, eine neue Liebe fand. Die Schauspielerin im KURIER-Gespräch:

 

Wahre Tsunami-Geschichte mit Veronica Ferres

KURIER: Es gibt im Film eine Szene, da kommt Billi Cramer aus Thailand zurück, geht ins Kinderzimmer und riecht an den Pyjamas ihrer Kinder. Sie sind selbst Mutter. Wie geht’s einem damit, das zu spielen?

Veronica Ferres: Es ist ohne Frage schwierig gewesen. Ich habe Billi Cramer in Nizza, wo sie und Michael Schäffer jetzt leben, kennengelernt und war von ihrer Person so eingenommen, dass ich sagte, ich kann sie nicht spielen. Ich habe höchste Hochachtung davor, wie sie es geschafft hat, wieder anzufangen, ein neues Leben zu führen. Produzent Nico Hofmann und Regisseurin Christine Hartmann meinten aber dann, gerade deshalb müsse ich die Rolle annehmen: Weil ich den nötigen Respekt für sie mitbringe. Trotzdem habe ich das Projekt unterschätzt.

Inwiefern?

Wir haben in Thailand am Ort des Unglücks von 2004 gedreht. Das war erschreckend. Als wir die „Tsunami“-Szenen aufnahmen, sind Thailänder weinend und zitternd zusammengebrochen. Wir haben uns viel mit Betroffenen unterhalten; eine heute 20-jährige Frau erzählte, ihr Vater hätte erst vor einigen Wochen Selbstmord verübt, weil er nie über den Tod der Mutter hinwegkam. Es war ein sehr schwieriger und emotionaler Dreh, doch die Regisseurin und ich haben uns bemüht, das Beste daraus zu machen. Verantwortungsvoll zu sein gegenüber sechs verstorbenen Menschen. Deshalb wird Billis Trauer auch indirekt erzählt. Jede Träne, die ein Zuschauer zu viel weint, wäre fatal.

Wo waren Sie damals, als das Unglück geschah?

Daheim in München. Und der Geschäftspartner von Burkhard Cramer kam zu uns und sagte: Mein Partner ist gestorben. Ich hatte Herrn Cramer gerade als Bodyguard an Michael Schumacher empfohlen. Das sind Zufälle ... bemerkenswert.

Wie war das Wechselspiel, einerseits der realen Person Billi Cramer gerecht zu werden, andererseits eine fiktive Figur darzustellen?

Das ist bei historischen Rollen, bei real existierenden Menschen natürlich immer ein Spagat. Man kann sich nicht total vom Vorbild befreien, soll es vielleicht auch nicht, darf sich aber auch nicht vom ihm vereinnahmen lassen. In der Begegnung mit Billi Cramer hatte ich das Problem, dass ich für sie sofort eine ganz große Nähe empfand – und sie aber gleichzeitig nicht zu nahe kommen lassen wollte. Wir haben schließlich keine Doku, sondern ein fiktionales Drama gedreht. Die Figur Billi im Film steht ja symbolisch für etwas, nämlich, dass es immer Hoffnung gibt!

Die Kernaussage des Films.

Stimmt. Man darf ein neues Glück finden, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Schuldgefühle spielen im Film eine große Rolle. Etwa, als die beste Freundin Billi vorwirft, sie mit einem „fremden“ Mann gesehen zu haben. Der Schwiegervater hingegen will, dass sie sich wieder verliebt. Diese zarte Annäherung an Michael Schäffer, den im Film ganz wunderbar mein lieber Kollege Hans-Werner Meyer spielt, war auch in der Realität so. Dauerte sogar länger, über ein Jahr. Ich hoffe, dass wir auch diesen Aspekt richtig rüberbringen.

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