Wahl: ORF-Chefetage mit einer Bekannten

Wahl: ORF-Chefetage mit einer Bekannten
ORF-Chef Wrabetz hat seine Wunderwuzzin: Musical-Intendantin Kathrin Zechner wird die erste TV-Direktorin.

Der ORF braucht Mut zum Risiko", sagte Kathrin Zechner, als sie 1994 als erste und jüngste Programm-Intendantin unter Gerhard Zeiler im ORF antrat.

Mut zum Risiko dokumentiert Zechner, zuletzt Musical-Intendantin der Vereinigten Bühnen, jetzt auch mit ihrer am Freitag bekannt gegebenen Bewerbung für den neuen Top-Job im ORF : die Fernseh-Direktorin. Als solche wird die studierte Juristin mit großer Fernseh-Erfahrung alle Hände voll zu tun haben, den ORF auf "Vorderfrau" zu bringen. Schon seit Wochen galt Zechner als Favoritin für den Job. Die Wahl des neuen Teams von Generaldirektor Alexander Wrabetz erfolgt am Donnerstag.

Abenteuer

Am 1. Jänner 2012 startet dann das Abenteuer ORF erneut für "Madame 100.000 Volt". Ihr Ex-Boss Gerhard Weis charakterisiert Zechner als überaus ehrgeizig, engagiert und fleißig - und sehr professionell. "Ihr Markenzeichen sind unbändiger Frohsinn und exzessive Lebenslust."

Als Fernseh-Direktorin wird die 48-Jährige Informations- und Programm-Direktor in Personalunion sein. Viel Schwung darf man sich von ihr im Programmbereich erwarten, in dem ihr Name bislang untrennbar mit Sendungen wie der Reality"Taxi Orange" und Serien wie "Julia", "Orth" und "Rex" verbunden ist. Weis: "Sie ist bestens vertraut mit der ,leichten Muse' und darin höchst erfolgreich - da sie aber (was wohl die wenigsten wissen) über humanistische Bildung verfügt, wünscht sie sich insgeheim immer wieder auch ,klassisches' Theater."

Heikel wird für Zechner die Aufgabe Information, steht doch spätestens 2013 eine Nationalratswahl an. Und dass sich die Politik, allen voran die SPÖ, beim ORF nichts pfeift, hat die Generals-Wahl deutlich gezeigt. Intern wird sich Zechner in
dem Bereich gegen den heimlichen Info-Chef, Chefredakteur Fritz Dittlbacher, durchsetzen müssen.

Den Umgang mit der Politik konnte Zechner seit 2004 auch bei den Vereinigten Bühnen Wien (VBW) trainieren. Dort zeigte sie Vielfalt: Große Mainstream-Musicals wie "Rebecca" und "Rudolf", aber auch Kantiges wie "Frühlings Erwachen" oder "The Infernal Comedy" mit John Malkovich. Neue Farben des Musicals gab's während der Ronacher-Sanierung: "Die Weberischen" wurden später sogar in die Volksoper übernommen. Mel Brooks' "The Producers" zur Wiedereröffnung des Ronachers hatte zwar gute Kritiken, wurde aber - wie in Berlin - mangels Publikum vorzeitig abgesetzt.

Ein Riesenerfolg ist indes die Udo-Jürgens-Jukebox-Musical "Ich war noch niemals in New York".

Die interimistische Leitung des Musicalsektors wird nun VBW-Chef Thomas Drozda übernehmen, wie es in einer Aussendung heißt. Der Spielplan sei bis ins das Jahr 2015 konzipiert. Zechners Job soll in der Folge international ausgeschrieben werden.

Zur Person: Die Ex-Programmintendantin kehrt zurück

Wahl: ORF-Chefetage mit einer Bekannten

Werdegang: Kathrin Zechner, geboren 1963 in Graz, studierte in Wien Jus, Politik- und Theaterwissenschaften. Anfang der 90er brachte sie Gerhard Zeiler als Unterhaltungschefin zu Tele5, danach Programmmanagerin bei Endemol. 1994 wurde sie - 31 Jahre jung - ORF-Programmintendantin; nach der Wahl Monika Lindners zur Generaldirektorin verließ sie das Unternehmen und wurde 2004 Intendantin der Vereinigten Bühnen Wien.

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