Wagner? Verdi? Beide!

Am Freitag wurde an der Mailänder Scala die neue Saison mit einer hochkarätigen Premiere eröffnet: WagnersLohengrin“ mit Daniel Barenboim am Pult; dazu eine Traumbesetzung: Jonas Kaufmann singt die Titelpartie, Anja Harteros die Elsa.

Die Freude ist aber in Italien getrübt. Es gibt heftige Debatten darüber, wie es denn sein könne, dass das prestigeträchtigste Opernhaus mit einem Wagner-Werk startet. Dazu muss man erklären: Im Jahr 2013 wird es 200 Jahre her sein, dass Richard Wagner und Giuseppe Verdi geboren wurden.
Der Dirigent Riccardo Muti hat sich bereits zu Wort gemeldet: Als Italiener, nicht als Musiker, schlage sein Herz für Verdi. Und Staatspräsident Napolitano wurde unterstellt, dass er heuer aus Protest nicht zur Premiere komme – was dieser umgehend dementierte.

Immer noch Verdi gegen Wagner auszuspielen – das ist Unsinn! Beide waren Operngiganten – gemeinsam mit Mozart, Puccini und Richard Strauss sogar die Größten aller Zeiten. Beide waren auf ihre Art Nationalisten, haben aber einander musikalisch auch bedingt. Viele Verdi-Werke wurden abseits von Mailand uraufgeführt, Wagner andererseits wäre ohne Italien nie zu dieser Genialität gelangt.

Die Scala spielt 2013 acht Verdi-Opern und sechs von Wagner. Wo liegt also das Problem? Wenn es eines gibt, dann jenes, dass ein dritter Komponist in diesem Duell untergeht: Benjamin Britten wurde vor 100 Jahren geboren. Wo wird er gebührend gefeiert?

Kommentare