Voodoo im Vorstadtbeisl

Drei „Steffis“ erzählen aus ihrem Leben, begleitet von Voodoo Jürgens (in der Mitte) und seiner Band
Der Seelenstriptease "Ja, eh!" nach Texten von Stefanie Sargnagel im Rabenhof: ein großes Vergnügen, eine echte Hetz.

In Stefanie Sargnagels erfrischendem Text "Penne vom Kika", 2016 beim Wettlesen in Klagenfurt mit dem Publikumspreis bedacht, erzählt eine junge Frau, die wohl Ähnlichkeiten mit der Autorin aufweist, über eineinhalb Tage in ihrem Leben: vom Eislaufengehen und das Trösten einer Freundin, die verlassen worden war, obwohl sie doch "urgut geblasen" habe, über Beobachtungen in zwei grindigen Tschocherln bis zum Kater am nächsten Morgen und dem Besuch des Kika-Restaurants, wo es Nudeln mit Sugo um drei Euro gibt: "Sie schmecken nach gar nichts, genau wie ich es mag."

Für den Rabenhof haben Christina Tscharyiski und Fabian Pfleger den Text nun exzellent zu "Ja,eh! Beisl, Bier und Bachmannpreis" aufgefettet: um passende Facebook-Eintragungen und Statusmeldungen von Sargnagel, die oft aphoristische Qualitäten haben. Die Autorin scheut sich dabei nicht, viel von ihren Ängsten und Stimmungen preiszugeben. Einerseits beschreibt sie eine Sehnsucht nach Normalität, andererseits wehrt sie sich gegen das spießbürgerliche Leben. Sie ist zwar frei – aber wie ein "Vögelchen mit Höhenangst".

Im Rabenhof deklamieren drei Schauspielerinnen, darunter Ex-Buhlschaft Miriam Fussenegger und Lena Kalisch, den Text: im Chor oder einzeln, immer auf den Punkt gebracht. Alle drei bestechen mit Spielfreude, Saskia Klar zieht zudem mit Mimik und Idiom in ihren Bann. Sie tragen ausgebeulte Jogging-Hosen, Schlabber-Pullover mit Löchern, brünette Perücken (Kostüme von Cátia Palminha) – und erinnern an die drei "Präsidentinnen" von Werner Schwab. Der Grazer Autor wurde in den frühen 1990ern mit seinen "Fäkal-iendramen" bekannt; Sargnagel bekennt sich zum Wiener "Fäkalrealismus" – und sie erzählt mit einer unbändigen Freude über das erfüllende "Gacken" samt Inspektion des "Kothaufens".

Weil ein Gutteil des Abends in Bertis Beisl und im Café Rosenblatt spielt, hat Bühnenbildnerin Sarah Sassen eine riesige Kühlschrankwand einer alten Schank hochgezogen: Hinter jeder der vielen Türen wartet eine Überraschung. Und weil es eben so gut passt, spielt im Tschocherl Voodoo Jürgens mit seiner Band auf: Er singt bekannte und neue Tristesse-Lieder, die Musiker untermalen sanft das turbulente Geschehen. Erstaunlich viel Aufwand für nur 70 Minuten. Aber ein großes Vergnügen, eine echte Hetz.

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