Von Zäsuren und Kontinuitäten: Fotografie in Österreich

Von Zäsuren und Kontinuitäten: Fotografie in Österreich
Der Fotohistoriker Anton Holzer beleuchtete die Entwicklung der Fotografie von 1890 bis 1955.

Das Jahr 1938 ist zentral." Anton Holzer meint damit aber nicht nur den Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland. "Vor allem in Wien gab es zuvor hunderte Ateliers, die in der ganzen Stadt verteilt waren", erklärt der renommierte Fotohistoriker im Gespräch mit KURIER.at. Viele davon seien von Frauen betrieben worden. "Und zwar zu 80, 90 Prozent von jüdischen Frauen."

Nach 1945 konnte davon freilich keine Rede mehr sein. Die Fotografen, die dageblieben waren - und unter den Nationalsozialisten Karriere gemacht hatten, haben problemlos weitergearbeitet. "Sie haben die österreichische Fotografie praktisch übernommen."

Von den Fotografinnen und Fotografen, die auf der Flucht vor den Nazis ausgewandert waren, ist hingegen nur eine zurückgekommen. Die im März diesen Jahres verstorbene Elly Niebuhr war über England nach New York geflüchtet und arbeitete ab 1947 wieder als Fotografin in Wien.

300 solcher Biografien hat der gebürtige Südtiroler in seinem neuen Buch "Fotografie in Österreich von 1890 bis 1955" (Metroverlag) zusammengetragen. Fertig erzählt ist diese Geschichte deshalb aber noch lange nicht. "Man hat sich einfach jahrzehntelang nicht mehr erinnert."

Die Geschichte der Fotografie, das ist bei Anton Holzer vor allem eine Geschichte der Fotografinnen und Fotografen - und eine Geschichte, die sich parallel zu den politischen Ereignissen der Weltgeschichte lesen lässt.

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Massenmedium Bild

Holzer ergänzt diese gesellschaftliche und politische Dimension mit der ästhetischen und künstlerischen Dimension der Bilder. Den Zeitraum zwischen 1890 und 1955 habe er deshalb auch sehr bewusst gewählt. Ende des 19. Jahrhunderts kamen in Europa die ersten Bildillustrierten auf. Durch kleinere und billigere Kameras begünstigt, wurde Fotografie so erstmals zu einem Massenmedium. Werbe- und Modefotografie wurde wichtiger, die ersten Reportageserien entstanden.

"Österreich war konventioneller"

Und was waren österreichische Spezifika? "Man würde vielleicht erwarten, dass man in Österreich ganz ähnliche Entwicklungen finden würde wie in Deutschland." Besonders für die 30er-Jahre stimme das jedoch nicht. "Österreich war in der Fotografie konventioneller." Zeitgenössische Strömungen wie "Bauhaus" bzw. "Neues Sehen", wo neue Perspektiven ausgelotet wurden, habe es nur vereinzelt gegeben.

Dafür entwickelte sich eine eigene Heimatbewegung: Die Bilder von verschneiten Almen und Bergbauerngesichtern seien auch in Verbindung mit dem Ständestaat zu sehen. Eine Tradition, die nach 1945 in Form von Postkarten und Kalenderblättern wieder aufgegriffen wurde.

Auf 256 Seiten beleuchtet Anton Holzer all diese Facetten - liefert neben den Bildern dieser Epoche auch eine umfassende Analyse der Auswirkungen und Wurzeln der Entwicklungen in der Fotogeschichte Österreichs und erklärt dabei sowohl die Bildern mit Geschichte als auch die Geschichte mit Bildern.

INFO

Von Zäsuren und Kontinuitäten: Fotografie in Österreich
Nikolaus Schwarz: Liebe am Strand, Wien um 1932

Anton Holzer:

"Fotografie in Österreich. Geschichten, Entwicklungen, Protagonisten 1890 bis 1955" 256 Seiten, 16,5 x 21 cm mit zahlreichen Abbildungen Gebunden mit Schutzumschlag. Metroverlag, 25 Euro.

Hinweis: Buchpräsentation mit einem Vortrag von Dr. Anton Holzer. Am Dienstag, 15. Oktober um 18.30 Uhr im Wien Museum am Karlsplatz.

Weitere Infos: www.wienmuseum.at
www.anton-holzer.at
www.metroverlag.at

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