Vom Museum, das sich Kunst einverleibte und dabei selbst geschluckt wurde

Markus Schinwald, Leo, 2003, Irispigmentprint, gerahmt © Galerie Kargl
Die Jubiläumsschau zu 10 Jahren MUSA läuft noch bis 13.1. 2018. Seit Jahresbeginn gehört das Haus zum Wien Museum.

MUSA. "Museum auf Abruf" heißt der Kunst-Schauplatz nahe des Wiener Rathauses, der seit 2007 als Präsentationsfläche für die Kunstankäufe der Stadt Wien fungiert: Auf rund 40.000 Werke ist die Sammlung seit den 1950er-Jahren angewachsen. Das Museum entstand mehr aus Notwendigkeit denn aus einem klaren museumspolitischen Konzept: Um diese Struktur zu straffen, wurde das MUSA mit Jahresbeginn an das Wien Museum angegliedert.

Es lebe die Breite

Die Ausstellung zum 10-jährigen Jubiläum, die nur noch bis zum 13. Jänner zu sehen ist, ist eine passende Klammer für den Übergang – unterstreicht sie doch die Besonderheiten des MUSA.

Mehr als in anderen Museen, die sich oft über Spitzenwerke bestimmter Strömungen und Epochen zu profilieren suchen, ging es bei den Jurys der Wiener Förderankäufe stets auch um die Breite: Das Spektrum der Stadt sollte Niederschlag in der Sammlung finden, auch auf die Gefahr hin, dass manches Nicht-Modische auf lange Zeit im Depot verschwand.

Der als Gastkurator geladene Kunstkenner und Medientheoretiker Franz Thalmair wählte für seine Jubiläums-Schau nun speziell Werke aus, die "das Museale" selbst zum Inhalt haben: Da rückt etwa ein Baukasten symbolischer Elemente an Stelle eines fixierten Bildes (Kirsten Borchert, "Prozessor", 2014), oder die angefärbelten Seitenteile dicht gestapelter Gemälde werden selbst zur Abbildung des Depot-Daseins (Dejan Dukic, Storage Painting Nr. 10, 2011). Anna Artakers Bilder von Totenmasken aus dem Archiv eines sowjetischen Bildhauers stellen die Frage nach der Haltbarkeit der "Aura" von Kunstwerken, Christian Eisenbergers "Spinnwebenbilder" führen den Transfer vom Flüchtigen ins Dauerhafte vor.

Es sind nur 36 Werke in der Schau, doch sie liefern präzise Anstöße, um über das Sammeln und dessen Sinn nachzudenken. Seine Rolle als Schauplatz der Wiener Bestände soll das MUSA laut Verantwortlichen auch unter der Ägide des Wien Museums beibehalten. Nach einer Schau mit satirischen Zeichnungen Josef Mikls (1. 2. bis 1. 4.) steht heuer die Präsentation von Ankäufen aus den 1990er-Jahren an: Die Kunstszene jener Zeit war so vielfältig, dass man sich zu gleich drei Ausstellungen aus den Beständen entschloss. Teil eins eröffnet am 24. April und läuft bis 28. Oktober 2018.

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