Volksoper: Superstar Vivaldi rockt wieder Wien

Vivaldi
"Vivaldi – die fünfte Jahreszeit" an der Wiener Volksoper: Spritziges Musiktheater mit vielen Ohrwürmern.

"Er war ein Superstar, er war ein Rockidol" – so sang einst Falco über Mozart. "Er war ein Superstar, er war ein Rockidol" – so sieht auch Christian Kolonovits einen anderen genialen Komponisten, der nun in der Wiener Volksoper zum Musical-Star avanciert: Antonio Vivaldi.

Denn in "Vivaldi – Die fünfte Jahreszeit" bringen Kolonovits (Musik) und Angelika Messner (Libretto) die Lebensgeschichte des wegen seiner roten Haare als "prete rosso" ("Roter Priester") bezeichneten Vivaldi auf die Bühne. Das als "BaRock-Oper" titulierte Werk folgt konsequent den Stationen des Komponisten.

Perfekter Mix

Von der Kindheit in Venedig über die Flucht vor der Kirche – Vivaldi sollte zum Priester geweiht werden – über den Aufstieg zum Virtuosen und Frauenliebling bis hin zu Armut und Tod in Wien: Messner und Kolonovits mixen fröhlich Fakten und Fiktion, haben ein spritziges, sehr theatertaugliches Werk geschaffen, das etliche Ohrwürmer enthält.

Denn Kolonovits – er dirigierte bei der umjubelten Uraufführung selbst das gute, um eine fünfköpfige Rockband erweiterte Orchester – ist ein Könner. Er weiß, was zieht, stellt Zitaten aus Vivaldis "Jahreszeiten" einen an die 80-er und 90-er Jahre gemahnenden Popsound gegenüber. "Rondo Veneziano" trifft da auf Sylvester Levay und Italopop; die perfekt arrangierte Mischung stimmt.

Nummern wie "Verkauft und verraten", "Venezia", "Rom, Stadt der Kastraten" oder "Heiß, heiß, heiß" haben hohes Mitsingpotenzial.

Unnötig nur die Rahmenhandlung einer auch stimmlich mit viel Luft nach oben agierenden Girlie-Band namens Vivaldi, die sich auf die Spuren ihres Idols macht und vor der (stilisierten) KarlskircheVivaldi wurde hier in einem Armengrab beerdigt – fündig wird.

Sonst aber passt alles in dieser von Hausherr Robert Meyer in Christof Cremers bunt-greller, herrlich übersteigerter Ausstattung fabelhaft umgesetzten Produktion. Der Schauwert ist sehr hoch, der musikalische Unterhaltungsfaktor ebenso.

Ideale Besetzung

Auch dank einer exzellenten Besetzung: Drew SarichKolonovits hat jedem Interpreten die Partie auf die Stimme geschrieben – gibt einen ausgezeichneten, zwischen genialer Anmaßung und absoluter Verzweiflung changierenden Vivaldi. Als sein ewiger Gegenspieler Kardinal Ruffo brilliert Morten Frank Larsen. Rebecca Nelsen überzeugt als Vivaldis Geliebte Annina; Boris Pfeifer macht die Rolle des als Spielleiter fungierenden Carlo Goldoni sichtlich Spaß. Julia Koci, Sulie Girardi und Wolfgang Gratschmaier führen das übrige Ensemble an. Ein Ereignis: Thomas Lichtenecker, der als Kastrat Cafarelli mit seinem tollen Countertenor für vokal-akrobatische Furore sorgt. Wenn das kein Publikumshit wird!

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