Vladimir Horowitz, ein Gigant

Vladimir Horowitz, ein Gigant
Vladimir Horowitz war einer der größten Pianisten aller Zeiten. Warum dem so ist, lässt sich jetzt auf DVD nacherleben.

Es gibt nur drei Sorten von Pianisten: Jüdische, homosexuelle und schlechte", meinte Vladimir Horowitz einmal. Horowitz selbst war a) jüdisch, b) verheiratet und c) grandios. Er, der aus einem russischen Schtetl gebürtige Kosmopolit, war aber auch kompromisslos in seiner Musik, verlangte von sich stets das Beste. Allerdings immer gewürzt mit einer Prise feinsinnigen jüdischen Humors.

Und Vladimir Horowitz (1903–1989) war ein brillanter Erzähler und Analytiker, am Klavier, aber auch als Privatmann. Warum all diese Vorbemerkungen? Ganz einfach: Sony Classical zeigt das Tasten-Genie in all diesen Facetten auf einer sechsteiligen DVD-Box unter dem Titel "Vladimir Horowitz – The Video Collection".

Zu sehen und zu hören sind dabei drei der legendärsten Konzerte des Ausnahmepianisten. Das (späte) Wien-Recital aus dem Musikverein im Jahr 1987 und das nicht minder legendäre Konzert im Moskauer Konservatorium aus dem Jahr 1986 – anlässlich der Rückkehr des Pianisten in seine Heimat nach fast 60 Jahren. Und erstmals auf DVD gibt es das Londoner Konzert aus der Royal Albert Hall aus 1982. Man erlebt Horowitz bei diesen drei Gelegenheiten u. a. mit Werken von Scarlatti, Chopin. Schubert, Schumann, Rachmaninow und Liszt – alle hinreißend, ja vollendet gespielt.

Man sieht aber auch die allererste (ebenso großartige) Einspielung des Giganten mit Mozart, dem Orchester der Mailänder Scala und Dirigent Carlo Maria Giulini.

Romantiker

Das alles ist für Freunde des Klaviers ein Ereignis per se, wird aber noch komplettiert von zwei Semi-Dokumentationen. Die DVD "Horowitz – The Last Romantic" zeigt ein „Hauskonzert“ des Künstlers, wobei Horowitz nicht nur spielt, sondern auch über die einzelnen Werke referiert. Ein spannender Einblick in die Denkweise des Pianisten.

Noch privatere Einblicke gewährt die DVD "Horowitz – A Reminiscence". Zwar sind auch hier (tolle) Konzertaufnahmen und offizielle Interviews zu sehen; doch ist auch viel privates Material auf dieser Disc zu finden. Kommentiert werden die persönlichen Bilder von seine Witwe Wanda Toscanini-Horowitz, der Tochter des berühmten Dirigenten Arturo Toscanini.

Horowitz, der Pianist und der Mensch – das ist für alle Musikfreunde ein sehr lohnenswertes Studium. Ach ja: gespielt wie ein Gott, das hat Vladimir Horowitz auch. So lässt es sich nachprüfen.

KURIER-Wertung: ***** von *****

 

 

Kommentare