Villazón: Sänger, Tänzer, Jongleur und Entertainer

Der mexikanische Startenor Rolando Villazón
Kritik: Startenor Rolando Villazón ist ein Entertainer im besten Sinn.

Rolando Villazón ist und bleibt ein Unikum. Denn welcher Sänger würde schon bei einem Gala-Konzert zu jonglieren beginnen oder von der Bühne springen, um mit einer Dame aus dem Publikum Walzer zu tanzen? Für Rolando Villazón sind solche Einlagen fast eine Selbstverständlichkeit. Denn Villazón ist ein Energiebündel, ja ein Entertainer im besten Sinn.

Das bewies der beliebte Tenor auch im Wiener Konzerthaus, wo er im Rahmen der Reihe "Great Voices" gemeinsam mit der Sopranistin Pumeza Matshikiza zu einer Art Best-of-Opera bat. Von Massenets "Le Cid" über Bizets "Perlenfischer", Cileas "L’ arlesina" oder Puccinis "La Bohème" bis hin zu Zarzuelas und natürlich Donizettis "Liebestrank" – Villazón war ganz in seinem Element. Hinreißend schön etwa die Arie "Una furtiva lagrima" ("Liebestrank"), eindrucksvoll Cileas "È la solita storia", dramatisch der spanische Teil.

Fröhlicher Clown

Ein klug gewähltes, aber auch forderndes Programm, das Villazóns Tenor entgegenkam. Schöne Lyrismen, ein Höchstmaß an Hingabe, gut gesetzte Spitzentöne (!) und ein unfassbares Temperament – Villazón gab etwa im "Elisir"-Duett mit Matshikiza gern auch den fröhlichen Clown, den man ins Herz schließen musste. Die Sopranistin wiederum überzeugte vor allem im leichteren Fach; eine "Turandot"-Liù ist sie noch nicht. Aber egal, denn spätestens bei den Zugaben – ein südafrikanisches Lied mit Mitklatsch-Faktor, "Tonight" aus Bernsteins "West Side Story" oder das "Brindisi" aus Verdis "La Traviata" hatten Villazón und Matshikiza das Publikum auf ihrer Seite. Da störte es auch nicht, dass die Philharmonie Bohuslav Martinů und Dirigent Guerassim Voronkov über eine bloße Begleitfunktion nicht hinauskamen. Minutenlange Standing Ovations.

KURIER-Wertung:

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