Viennale: Harry Belafonte in Wien

Viennale: Harry Belafonte in Wien
Harry Belafonte, 84, Künstler und Ikone der Bürgerrechtsbewegung, ist Stargast der Viennale - und hat noch viel zu sagen.

Er ist noch immer ein stattlicher Mann: Im Maßanzug und blütenweißem Hemd, auf einen Stock mit Silberknauf gestützt erscheint Harry Belafonte zum Interview im 7. Stock des Wiener Hilton. Begleitet von seiner dritten Frau Pamela, die darauf achtet, dass sich der Unermüdliche nicht zu viel zumutet. "Ja, ich bin noch immer ein bisschen unterwegs", scherzt der US-Star, der sich ein Leben lang für die Minderheiten, die Schwachen und Unterdrückten einsetzte. "Ich habe noch eine Mission zu erfüllen".

Belafonte zu treffen, das ist, wie einem Stück Zeitgeschichte gegenüberzusitzen: 1927 in Harlem geboren, wuchs Belafonte in einem Schwarzengetto auf, zog 1935 mit seiner Mutter und den beiden Brüdern in deren Heimatland Jamaika. Während des Zweiten Weltkrieges diente er in der US Navy. Als er nach einem Theaterbesuch in einem "Negertheater" (damals waren die Rassen in den USA noch streng getrennt) den Schwarzen Paul Robeson sah, beschloss er, ebenfalls Schauspieler zu werden.

Erster schwarzer Star

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Das Zeug dazu hatte er: Belafonte war ein Bild von einem Mann, wie gemacht für die Leinwand mit seinem ebenmäßigen Gesicht und der athletischen Figur. Er wurde einer der ersten schwarzen Superstars: Sein "Banana Boat Song" wurde ein Welthit. Er erhielt eine eigene Fernsehshow, drehte Filme, wurde Freund der Kennedys, organisierte mit Martin Luther King den legendären Marsch der Schwarzen auf Washington 1963.

"Ich kann nicht aufhören, mich zu engagieren", sagt Belafonte heute. "Weil ich bin verdammt gut darin, etwas zu bewegen. Die Leute vertrauen mir. Sie haben dieses tiefe Vertrauen, das für mich eine Verpflichtung ist. Dr. King hat mir vertraut, auch
Nelson Mandela. Aber am wichtigsten sind mir die kleinen Leute."

Auch Barack Obama, dem enttäuschenden Helden der black community , ja der ganzen US-Nation, müsse man "die Motivation geben, etwas zu tun: Märsche organisieren, junge Menschen auf die Straße bringen - ohne Gewalt, natürlich". Obama habe viele Erwartungen nicht erfüllt, spreche immer nur vom Mittelstand und den Wallstreet-Bankern, aber nicht von den Armen. "Wir müssen ihm die Meinung sagen, ihm die Stirn bieten. Ihm das Leben möglichst unbequem machen. Damit er endlich aufwacht und sich für die Belange der Schwachen einsetzt."

Immer wieder stimmt Belafonte, dieser aufmüpfige Pazifist, im Gespräch seine Calypso-Hits an: "Banana Boat Song", "Coconut Woman", "Matilda". Die singt er sonst nur mehr daheim, in der Badewanne. "Mein letztes Konzert habe ich 2004 in Wien gegeben. Ich sagte mir damals: Es wird nicht mehr besser, du musst aufhören. Du musst erhobenen Hauptes gehen, bevor sie dich bitten, den Raum zu verlassen."

"Sing Your Song" heißt übrigens die großartige Doku von Susanne Rostock, die Belafontes Leben nachzeichnet und bei der Viennale zu sehen ist. Auch ohne Konzerte wird er nie aufhören, die Stimme zu erheben.

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