Viennale: Caine schweigt, Herzog sagt ab

Viennale: Caine schweigt, Herzog sagt ab
Pech für Viennale-Chef Hurch: Isabelle Huppert und Werner Herzog haben abgesagt, Michael Caine will nicht reden.

Man hat es nicht leicht mit den Stars, das steht fest.  Man lädt sie ein, richtet ihnen zu Ehren eine Festveranstaltung  aus und hofiert sie. Im Gegenzug strahlen sie mehr oder weniger Glanz aus und bringen Aufmerksamkeit.

Doch Stars sind eben auch launisch: Sie sagen erst zu und kommen dann doch nicht. Oder sie kommen, wollen aber dann partout mit keinem reden.

So ergeht es Viennale-Chef Hans Hurch gerade mit seinen Gästen, die er zur am Donnerstag startenden 50. Ausgabe des Festivals geladen hat: Stargast Michael Caine, dessen  zehn wichtigste Filme Hurch im Rahmen eines Tributes zeigt, lässt sich gerade noch breitschlagen, bei der Gala im Gartenbaukino am Nationalfeiertag zu erscheinen. Pressetermine lehnt er aber alle ab.

Am Dienstag wurde auch bekannt, dass die französische Schauspielerin Isabelle Huppert – derzeit im Kino vertreten in Michael Hanekes "Amour" und bei der Viennale im südkoreanischen Film "Da-reun na-ra-e-suh"  zu sehen – ihren Besuch in Wien gecancelt hat. Detto Starregisseur Werner Herzog, dessen  Doku "Death Row" über  Todeskandidaten  in einem texanischen Gefängnis so wie "Into the Abyss"  in Wien zu sehen ist. Er hat Probleme bei den Dreharbeiten zu seinem Film "Queen of the Desert", einer Neuinterpretation von  "Lawrence von Arabien" mit Robert Pattinson. Herzog befindet sich im Grenzgebiet TürkeiSyrien, wo es zurzeit ziemlich unruhig  zugeht und ist unabkömmlich.

Stellungnahme von Werner Herzog im Wortlaut:
"Es tut mir so leid, dass ich nicht beim Jubiläum der Viennale dabei sein kann, wo ich noch dazu meine neuesten Filme im Programm des Festivals habe, aber bei einem größeren neuen Projekt ist auf einmal Feuer am Dach. Ich hatte geplant an Schauplätzen in der Türkei, nördlich der Grenze zu Syrien zu drehen, aber die augenblicklichen Spannungen zwischen beiden Ländern zwingen mich zu umfangreichen Änderungen.
Ich wünsche der Viennale, die ich ja einmal leiten durfte, alles Gute für das nächste halbe Jahrhundert."

Filme im Fokus

Die Laune lässt sich Hurch aber durch die Absagen nicht verderben: Er freut sich auf die Eröffnung mit Ben Afflecks Politthriller "Argo", auf den "Evening to Remember" mit Patti Smith live im Metro Kino am 4.11. und auf die Gala für den aus Wien stammenden Kameramann Wolf Suschitzky am Tag davor.  Auf die Entdeckung des portugiesischen Filmemachers Manuel Mozos, auf die Filmemacherinnen-Reihe "Five Women" und natürlich auf die Filme Fritz Langs, die seit letzter Woche im Filmmuseum zu sehen sind (siehe unten).  Die Filme, die sind nämlich die wahren Stars der Viennale.

Retrospektive: Das Gesamtwerk von Fritz Lang im Filmmuseum

Mein Privatleben hat nichts mit meinen Filmen zu tun", pflegte Fritz Lang, einer der Meisterregisseure des klassischen Hollywood-Kinos, immer zu sagen. Stattdessen umrankte er sich schon zu Lebzeiten gerne mit Legenden. Der Exil-Wiener, der im 8. Bezirk aufgewachsen war und in Berlin mit Meilensteinen der Stummfilm-Geschichte, wie "Die Nibelungen" (1924) oder "Metropolis" (1927), den Nazis gefiel, erzählte sie immer wieder: Etwa jene Legende, in der ihm Nazi-Propaganda-Mi nister Joseph Goebbels die Führung der deutschen Filmwirtschaft angeboten habe. Noch in der selben Nacht hätte der Regisseur daraufhin Deutschland verlassen.

Diese Geschichte war wohl frei erfunden, verrät aber viel von Langs Vorstellungen von der Macht des Schicksals. Schon in Langs großartigem erstem Tonfilm "M – Eine Stadt sucht einen Mörder" (1931) sieht sich Peter Lorre als Kindermörder einem Mob gegenüber, der ihn zu überwältigen droht.

Die Karriere von Fritz Lang, die fünfzig Jahre umspannte, fand einen weiteren Höhepunkt im Hollywood-Kino, wo er Noir-Klassiker wie etwa "Gefährliche Begegnung" (1944) schuf oder – in Zusammenarbeit mit Bertolt Brecht – den Anti-Nazi-Film "Auch Henker sterben" (1943) über die Ermordung Heydrichs drehte.

Generationen von Filmemachern verehrten Fritz Lang – wie Jean-Luc Godard, der ihm in seinem Nouvelle-Vague-Meisterstück "Die Verachtung" (1963) ein Denkmal setzte und Fritz Lang als Fritz Lang auftreten ließ.

Alexandra Seibel

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