"Vielleicht singt Malkovich sogar Mozart"

"Vielleicht singt Malkovich sogar Mozart"
John Malkovich spielt nach dem Frauenmörder Jack Unterweger den berühmtesten aller Verführer: Casanova. Uraufführung ist in Wien.

Das Setting ist das gleiche: Die Musik und die Frauen. Nur die Figuren wechseln.
Im Serienmörder-Stück "The Infernal Comedy - Confessions of a Serial Killer" war John Malkovich der Frauenmörder Jack Unterweger. Was im Ronacher begann und seither quer durch Europa von Hamburg über Bilbao bis St. Petersburg und sogar in Kanada in 27 Vorstellungen aufgeführt wurde, tourt im nächsten Jahr weiter durch Nord- und Südamerika. Und hat jetzt ein Nachfolge-Projekt.

Verführer par excellence

In der musikalischen Komödie "The Giacomo Variations" gibt der Hollywood-Star den in die Jahre gekommenen Casanova, der an der Schwelle zum Tod sich noch einmal die Frage nach dem Sinn des Lebens stellt. Und in Erinnerungen schwelgt. Die Uraufführung ist am 5. Jänner im Ronacher.

Unverändert ist das künstlerische Team, das sich außergewöhnlichen Musiktheater-Projekten verschrieben hat - mit Regisseur und Autor Michael Sturminger und dem musikalischen Leiter Martin Haselböck.

Der große Unterschied, so Haselböck: "Bei ,The Infernal Comedy' haben wir Musik verwendet, die zuerst Konzertmusik war. Anders bei ,The Giacomo Variations': Da rekreieren wir eine Oper mit einem Best-of der drei Da-Ponte-Opern ,Figaros Hochzeit', ,Don Giovanni' und ,Così fan tutte'. Und vielleicht singt John Malkovich sogar Mozart."

Mozart-Mix

Bernhard Lang, der bereits bei seinem 2006 uraufgeführten Bühnenstück "I hate Mozart" Mozart-Zitate mit Hip-Hop, Loops und Live-Elektronik jonglierte, soll mit Neukompositionen einen Ersatz für die Rezitative liefern.

"Casanovas Leben gleicht in vielen Facetten Da Pontes Figuren in
Mozarts Opern, mal ist er der kindlich naive Verführer Cherubino, mal der charmante Geliebte Guglielmo, der charismatische Verführer Giovanni oder der reiche, arrogante Almaviva", so Sturminger. "Der Diener Leporello katalogisiert Giacomos Amouren, Frau Doktor Despina heilt seine Ohnmacht und Cousine Barbarina sucht ihre verlorene Unschuld. Zerlina reicht dem Chevalier die Hand, Dorabella akzeptiert sein Herz, und Susanna vermisst seine Männlichkeit."

Malkovich lakonisch: "Casanova war ganz offensichtlich verrückt. So viele Frauen, so viel Stress - unvorstellbar." Vereinigte-Bühnen-Wien-Intendanten Kathrin Zechner: "Ich bin enthusiasmiert. Es ist ja nicht immer leicht, neue Dinge in die Welt zu setzen."

Die Schauspielerin Ingeborga Dapkunaite, bekannt aus dem Film "Sieben Jahre in Tibet", verkörpert einige Frauengestalten. Die musikalischen Counterparts von Malkovich und Dapkunaite sind der Bariton Florian Boesch und die Sopranistin Eva Liebau.

Film

Bevor Malkovich zum venezianischen Weltbürger und Freibeuter der Liebe mutiert, kommt er im Oktober mit "R.E.D. - Retired Extremely Dangerous" ins Kino:
Er spielt im Film mit Bruce Willis, Helen Mirren und Morgan Freeman einen pensionierten CIA-Agenten, der plötzlich dem einstigen Arbeitgeber im Weg steht und ausgelöscht werden soll. Dass die Ex-Agenten zu viel wissen, macht sie zur Zielscheibe von Mordanschlägen. Die vier müssen sich zusammenraufen, um in einem wahnwitzigen Plan ihrenLebensabend zu retten ...

"Es hat Spaß gemacht", sagt Malkovich über diese Filmerfahrung. Er wechsle mühelos zwischen Bühne und Kamera: "Eigentlich bin ich im Theater aufgewachsen." Und bekennt, dass er als Bub gern zu den Wiener Sängerknaben gegangen wäre, die er an Sonntagen in der "Walt Disney Hour" im Fernsehen gesehen hatte. "Ich fragte immer wieder meine Eltern, ob sie die Bewerbung abgeschickt haben. Sie sagten: Ja, aber die wollen dich nicht. So schaffte ich es später zwar bis Wien, aber nie in den Chor.

Für Verführer und Sonderlinge

Zur Person
John Malkovich, Jahrgang 1953, war der intrigante Verführer Valmont in der Romanverfilmung "Gefährliche Liebschaften". Neben Auftritten in Hollywood-Produktionen spielt der Amerikaner mit Vorliebe in europäischen Filmen, u. a. Bertoluccis "Himmel über der Wüste" (1990), Schlöndorffs "Der Unhold" (1996) und Jane Camions "Portrait Of A Lady" (1996).

Wann & Wo
"The Giacomo Variations" im Ronacher, 1., Seilerstätte 9, von 5. bis 9. 1. um 19.30 Uhr, Karten von 10 bis 79 € Tel.: 01/58885

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