Viele Buhs für "Parsifal"-Premiere

Christopher Ventris neben Rittern als Wikinger
Wiener Staatsoper: Wagner mit guten Sängern, einem umstrittenen Dirigat und in einer indiskutablen Regie.

Solche Missfallensbekundungen erlebt man selbst im an Protesten reichen Wagner-Fach nur selten. Die Neuproduktion des Bühnenweihspiels "Parsifal" an der Wiener Staatsoper erntete nach 5:15 Stunden heftige Buhs.

Vor allem Regisseur Alvis Hermanis bekam die Ablehnung zu spüren. Er siedelt die Geschichte im Wagner-Spital in Steinhof an, die Gralsritter sind die Patienten, Kundry wird sogar in einem Gitterbett gehalten, Gurnemanz ist Arzt, der Gegenspieler Klingsor ebenso. Nun könnte man einen solchen Kunstgriff möglicherweise begründen – Hermanis macht aber so gut wie nichts daraus. Die Verwandlung findet ebenso wenig statt wie die Gralsenthüllung, beim Karfreitagszauber senkt sich ein Vorhang mit einem Kitschbild. Die meiste Zeit über sieht man eine Stehpartie. Es wirkt so, als hätte Hermanis für seine güldene Ausstattungs-Platitüde nicht wesentlich mehr Ideen gehabt, als mit dem Namen Wagner zu spielen und aus Richard einen Otto zu machen.

Das Dirigat von Semyon Bychkov ist anfangs fabelhaft, beeindruckend strukturiert. Mit zunehmender Dauer beginnt er jedoch mehr und mehr zu schleppen, womit der zu Beginn erfreuliche Kontrast zur Bühne verloren geht. Auch gegen ihn gab es viele Einwände.

Gerald Finley ist ein Amfortas mit berührendem Spiel und nicht allzu großem Bariton, René Pape gestaltet den Gurnemanz schön wie einen Liederabend, Jochen Schmeckenbecher als Klingsor bleibt unauffällig, Nina Stemme ist eine famose, dramatische Kundry und Christopher Ventris ein solider Parsifal. Sie erhielten durchwegs Applaus.

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