Umbau: ORF schließt 2016 mit fast 30 Mio. Minus

Umbau im ORF-Zentrum, Minus in der Bilanz
Funkhausverkauf sei „trotz größter Anstrengungen“ nicht bis Jahresende 2016 über die Bühne gegangen

Die Verzögerungen im Funkhausverkauf und dem Bau kosten den ORF eine Stange Geld: Der Sender hat 2016 ein Minus von 29,7 Millionen Euro geschrieben, darüber hat die ORF-Führung nun die Stiftungsräte informiert. Grund ist - wie bereits bekannt -, dass der Verkauf des Funkhauses nicht wie geplant im Vorjahr abgeschlossen wurde, schreibt die ORF-Spitze in einem von der APA in Auszügen publizierten Brief. Die Geschäftsführung möchte die Transaktion nun „in mehreren Schritten“ abwickeln.

Soll wieder rückgängig gemacht werden

ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz und der Kaufmännische Direktor Andreas Nadler versichern dem Stiftungsrat in ihrem Schreiben, dass „sämtliche Ergebnisbeiträge aus dem Funkhausverkauf“ wieder ins Eigenkapital fließen werden. Somit werde „der buchhalterische Verlust des Eigenkapitals 2016 in den Folgejahren wieder rückgängig gemacht werden“. Das Minus im ORF-Konzern beträgt 2016 24,3 Mio. Euro.

Forderungen der Käufer

Wie der KURIER Anfang Jänner recherchierte, hat der ORF den Verkauf verzögert, weil er den Vertrag mit dem Käufer, der Vorarlberger Rhomberg-Gruppe nicht unterschrieben haben soll. Dem Vernehmen nach reklamierte man bis zuletzt diverse Sonderrechte, die nicht Teil der Ausschreibung gewesen waren, in das Vertragswerk: ein Vorkaufs- und Vormietrecht bis 2036 sowie eine Rückkaufoption bis 2019. Joachim Nägele von der Rhomberg-Gruppe betonte am Mittwoch: „Wir halten am Projekt fest und wollen nicht abspringen. Die Entscheidung, wann der Verkauf vollzogen wird, liegt nun jedoch beim ORF.“

Wrabetz und Nadler stellen die Situation so dar: Dass der Verkauf „trotz größter Anstrengungen“ nicht bis Jahresende 2016 über die Bühne ging, liege „zum einen an Forderungen der Käufer, die wir nicht erfüllen konnten“. Als Beispiel wird hier die „Möglichkeit zur Überbauung der von uns zurückbehaltenen Sendestudios und des Sendesaals“ genannt. Zum anderen gibt es beim ORF selbst „Unsicherheiten über den Zeitpunkt einer Absiedlung“, da man beim Neubau auf dem Küniglberg mit Verzögerungen rechnen muss.

"Arbeiten derzeit an Alternativen"

Sprich: Der Umbau am Küniglberg, der teurer geriet als geplant, verzögert sich deutlich. „Wir arbeiten derzeit an Alternativen, um den Verkauf dennoch zu einem Abschluss zu bringen“, versichern Wrabetz und Nadler dem obersten Aufsichtsgremium des ORF. Dafür wird auch ein Antrag vorgelegt, der Stiftungsrat möge die Geschäftsführung ermächtigen, „den Verkauf in mehreren Schritten zu vollziehen“. Das hieße zwar, „dass die Erlöse nur zu einem geringen Teil im Jahr 2017 realisiert werden können“, wie das ORF-Management einräumt, der „aktuelle Wert vor Eintreten der Bausperre im Juni 2017“ könne aber gesichert werden.

Details wollen Wrabetz und Nadler in der Sitzung des Stiftungsrats am Donnerstag nächster Woche (2. März) sowie im Finanzausschuss am kommenden Montag darlegen.

ÖVP-Stiftungsrat Thomas Zach will über die Vorgänge nicht urteilen, wie er dem KURIER sagte. Er sei jedenfalls nicht überrascht über das Minus, das sich schon im Dezember abgezeichnet habe. Wichtig sei jedoch, dass der Erlös aus dem Funkhaus-Verkauf dem Eigenkapital zugute komme.
Wer beim Vertrag auf der Bremse gestanden sei – ORF oder Rhomberg – werde man anhand vertiefender Unterlagen klären.

Kommentare