"Österreich verliert ein Idol aller Generationen"

Udo Jürgens war einer der größten Entertainer im deutschsprachigen Raum.
Von Faymann bis Conchita: Tausende haben nach dem Tod Udo Jürgens ihre Trauer zum Ausdruck gebracht.

In einer ersten Reaktion auf die Meldung vom Ableben von Udo Jürgens haben Tausende im Internet ihre Trauer zum Ausdruck gebracht. "Mein Beileid" und "fassungslos" hieß es etwa in Wortspenden am Sonntagabend auf Twitter. In Zeitungsforen herrschte sowohl Bestürzung als auch Dankbarkeit.

"Einer der besten ist nicht mehr" war hier ebenso zu lesen wie "Merci, Udo!". Udo Jürgens galt als einer der beliebtesten Entertainer im deutschsprachigen Raum. Seine Hits und Evergreens wie "Aber bitte mit Sahne", "Griechischer Wein" oder "Immer wieder geht die Sonne auf" sind für viele bis heute "einfach Kult", wie ein Kritiker schrieb. Mit seiner Musik werde er ewig weiterleben, drückte ein Fan seinen Dank aus.

Der Maler Manfred Bockelmann ist bestürzt über das Ableben seines Bruders Udo Jürgens. "Ich kann nicht fassen, dass es so plötzlich passiert ist", sagte er am Sonntagabend telefonisch der APA. Die Nachricht sei "ein großer Schock für die Familie". Mehr könne er zunächst nicht zum Tod seines Bruders sagen, sagte der 71-jährige Künstler, der mit seiner Familie in Kärnten lebt. Jürgens hatte Manfred Bockelmann mit seinem Lied "Mein Bruder ist ein Maler" 1977 ein Denkmal gesetzt.

"Nie seine Heimat vergessen"

"Ein plötzlicher Tod hat einen großen Künstler mitten aus dem Leben gerissen und uns fassungslos zurückgelassen", sagte Bundespräsident Heinz Fischer zum Ableben von Udo Jürgens. "Er ist schon vor mehr als einem halben Jahrhundert auf der Bühne gestanden, hat den Gefühlen und Hoffnungen von Millionen Menschen und von mehreren Generationen Ausdruck verliehen und war bis zum letzten Atemzug auf der Höhe der Zeit. Udo Jürgens ist tot, aber seine Musik und seine Kunst leben weiter und werden uns dauerhaft im Gedächtnis bleiben. Er war ein großer Österreicher und hat Musikgeschichte geschrieben", schloss der Bundespräsident.

Bundeskanzler Werner Faymann hat sich am Sonntagabend tief betroffen vom Ableben Udo Jürgens' gezeigt. "Jürgens war nicht nur ein Botschafter Österreichs in der Welt, sondern hat auch stets politische Haltung bewiesen, indem er sich immer für die Demokratie stark gemacht und nie seine Heimat Österreich vergessen hat", so Faymann. Er habe Jürgens versichert, dass Österreich stolz auf ihn sei.

"Udo Jürgens war ein großer Österreicher und ein musikalischer Botschafter unseres Landes", heißt es in der Mitteilung Faymanns weiter. Auch Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) zeigte sich "zutiefst schockiert und persönlich betroffen". Mit seiner Musik seien "Generationen aufgewachsen, sie hat uns berührt, begeistert und so manchen über traurige Momente hinweg getröstet." Am 27. Februar hätte der Sänger im Bundeskanzleramt das "Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse" verliehen bekommen sollen, teilte Ostermayer mit.

Auch von weiteren Politikern gab es bereits am Sonntagabend Trauerbekundungen. ÖVP-Kultursprecherin Maria Fekter sagte, mit dem Tod von Udo Jürgens verliere Österreich "heute einen seiner größten Musiker und Entertainer". Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) schrieb, dass der Entertainer "Kärntens bekanntester Botschafter" gewesen sei. "Seine Lieder sind ohne Ablaufdatum."

Nach dem Tod von Udo Jürgens haben zahlreiche Politiker und Kollegen den Sänger ausführlich gewürdigt. Für ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz war Jürgens "eine historische Persönlichkeit", für ORF-Programmchefin Kathrin Zechner hinterlässt die traurige Nachricht "einen tiefen Schmerz". Für die deutsche Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) war der Sänger schlicht ein "Ausnahmekünstler".

"Popstar und Mahner"

Grünen-Kultursprecher Wolfgang Zinggl bezeichnete Jürgens als "Popstar und Mahner", NEOS-Kultursprecherin Beate Meinl-Reisinger sah ihn als "Unbeugsamen, der an sich und die Kraft seiner Lieder geglaubt hat". Und für das BZÖ war Jürgens "der größte Entertainer, den Österreich jemals gesehen hat". Für Wiens Bürgermeister Michael Häupl und Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (beide SPÖ) bleibt Jürgens als "Vorbild für Generationen unvergessen", für die Wiener ÖVP-Kultursprecherin Isabella Leeb "geht ein Stück musikalische Zeitgeschichte Österreichs zu Ende". Grünen-Chefin Eva Glawischnig lobte, dass Jürgens auch politische Stellungnahmen nicht gescheut habe, wie etwa seine klare Abgrenzung gegenüber der Politik Jörg Haiders gezeigt habe.

Parlamentspräsidentin Doris Bures (SPÖ) erklärte, Jürgens habe "Menschen quer durch alle gesellschaftlichen Gruppierungen bewegt". Ähnlich äußerte sich auch Vizekanzler und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP), der hervorhob, der Musiker habe einen "wesentlichen Beitrag für die internationale Anerkennung der österreichischen Musikwirtschaft" geleistet.

Pensionistenverbands-Präsident Karl Blecha erinnerte daran, dass Jürgens "der älteren Generation mit seinem Song 'Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an!' eine Hymne geschrieben und weit vor der Zeit ein neues Lebensgefühl gegeben" habe. "Österreich verliert mit Udo Jürgens ein Idol aller Generationen, der Jungen und der Älteren."

Der Hamburger Musicalveranstalter Stage Entertainment, der das Musicals "Ich war noch niemals in New York" mit Jürgens realisierte, lobte die "Professionalität und Genialität" des Künstlers, die "uns alle immer tief beeindruckt und inspiriert" habe.

Die Sängerin Conchita Wurst hat sich via Twitter zutiefst betroffen über den Tod von Udo Jürgens geäußert. "Du warst ein großartiger Künstler - Merci!", schrieb die erste heimische Song-Contest-Siegerin seit dem Triumph von Udo Jürgens. Dieser hatte 1966 mit "Merci, Cherie" den Grand Prix nach Österreich geholt, Conchita Wurst gewann heuer im Mai mit "Rise Like a Phoenix". Auch Schlagersänger Karel Gott hat den verstorbenen Udo Jürgens als "großartigen Kollegen" gewürdigt. "Ich habe seine wunderschönen Lieder bewundert, von denen er während seines Lebens rund 1.000 komponiert hat, sowie die Art, wie er sich während seiner Konzerte ganz dem Publikum hingegeben hat", so Karel Gott in der Nacht auf Montag. Er werde niemals vergessen, dass Jürgens ihm für die Teilnahme am Eurovision Song Contest in London im Jahr 1968 das Lied "Tausend Fenster" komponiert hatte. "Ehre seinem Andenken."

"Merci, Udo": Hier geht es zum Nachruf von Barbara Mader.

Kommentare