"Turandot" an der Staatsoper: Gewalt im Graben

Lise Lindstrom (Turandot) und Einspringer Yusif Eyvazov (Calaf).
Neuproduktion der Puccini-Oper in der sehr ästhetischen Inszenierung von Marco Arturo Marelli.

Zwei Mal hatte der Schweizer Regisseur Giacomo Puccinis letzte Oper schon in Österreich auf die Bühne gebracht: In Graz und im vergangenen Sommer bei den Bregenzer Festspielen. Seine nunmehrige Inszenierung von "Turandot" an der Wiener Staatsoper bringt dennoch ein Schauerlebnis, obwohl viele Versatzstücke von früher zu erkennen sind.

Die Bilder sind sehr bunt und ästhetisch. Was eine Deutung betrifft, begnügt sich Marelli damit, Puccinis Ringen um dieses Werk zu thematisieren – mit Prinz Calaf im Stil des Komponisten.

Exzellent geführt ist der (toll einstudierte) Chor, der als Publikum auf der Bühne Platz nimmt.

Lise Lindström ist in diesem Gewaltmärchen als Prinzessin Turandot zu hören – sie singt furchtbar schrill und wurde am Ende auch mit Ablehnung konfrontiert. Yusif Eyvazov sprang für Johan Botha ein, traf alle Spitzentöne, phrasiert durchaus schön und hielt sich insgesamt beachtlich. Anita Hartig ist als Liù anfangs unsicher, bei ihrer Todesszene aber sehr berührend und insgesamt die Beste. Die meisten kleineren Partien sind solide besetzt.

Das größte Problem des Abends ist das Dirigat des Hausdebütanten Gustavo Dudamel. Er dreht allzu stark am Lautstärkenregler, seine musikalische Gestaltung ist zu unsensibel und undifferenziert. Dabei zaubert das Staatsopernorchester bei diesem grandiosen Werk (gespielt wird das Finale von Franco Alfano) wunderbare Farben ins Haus, die sich mit der Inszenierung von Marelli gut ergänzen. Die zahlreichen Buhs am Ende gegen Dudamel waren berechtigt.

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