"Tschick": Die Freiheit ist ein blauer Lada

2 jugendliche Außenseiter in einem blauen Lada.
Fatih Akin bringt Wolfgang Herrndorfs "Tschick" ins Kino.

Schweine laufen auf der Autobahn umher, überall Blaulicht, Blut, Stimmengewirr. Mitten in dem Chaos kauert Maik, verletzt, aber glücklich: Der Unfall von Tschick und Maik ist Anfangssequenz und Schlusspunkt von Fatih Akins Verfilmung des millionenfach verkauften Bestsellers von Wolfgang Herrndorf. 2,2 Millionen Exemplare wurden von "Tschick" verkauft, der Roman des 2013 an einem bösartigen Gehirntumor verstorbenen Autors wurde in 25 Ländern veröffentlicht. Eine ordentliche Vorgabe für einen Regisseur. Akin – der übrigens kurzfristig für den ursprünglich vorgesehenen, aber dann nicht mehr konsensfähigen Regisseur David Wnendt eingesprungen ist – liebt den Roman Herrndorfs. Er erkennt sich darin als Jugendlicher wieder, als ewiger Außenseiter und schüchterner Anti-Frauenschwarm. Mit Herzblut machte er sich daher an die Filmadaption dieses Lieblingsbuchs, nahm die zwei jugendlichen Antihelden Maik und Tschick liebevoll unter seine Fittiche. Zwei Außenseiter – der "Klassen-Psycho" und der russische Aussiedlersohn – die eine Notgemeinschaft bilden, um sich gegen den Spott der Klasse zu wehren – eine tolle Geschichte.

Rasch werden die beiden beste Freunde und machen sich – in einem klapprigen blauen Lada – auf den Weg. Weg vom öden Alltag mitten hinein ins Abenteuer. Ein Roadtrip als Aufbruch zum Erwachsenwerden: Plötzlich sind sie sich selbst überlassen und müssen sehen, wie weit sie kommen.

Ihre Reise führt sie quer durch die ostdeutsche Provinz – Begegnungen mit radelnden Adeligen und zivilisationsfernen Risipisi-essenden Familien inklusive. Im Kassettenrecorder des Ladas dudelt Richard Claydermans "Ballade pour Adeline".

Ziel der Reise ist die Walachei, Tschicks alias Andrej Tschichatschows Heimat. Dort kommen sie nie an, aber das ist auch egal.

Die beiden 14-jährigen Protagonisten, Tristan Göbel und Anand Batbileg (im echten Leben der Spross einer mongolischen Fürstenfamilie) sind einfach nur großartig: unsicher, verletzlich, aber auch leichtsinnig und großspurig. So muss eine Buchverfilmung sein.

Tschick. D 2016. 94 Min. R: Fatih Akin. D: Tristan Göbel, Anand Batbileg, Uwe Bohm, Udo Samel, Mercedes Müller.

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