Trauriger Komödiant: Gene Wilder ist 80

Von Mel Brooks wurde er als schusseliger Komiker entdeckt. Mittlerweile lebt Gene Wilder zurückgezogen.

Mit skurrilen Komödien wie "Frankenstein Junior", "Is' was, Sheriff?" und "Die Glücksjäger" hat Gene Wilder Millionen Menschen zum Lachen gebracht. Dabei bekennt sich der Spaßmacher offen zu seiner traurigen Seite. Als "bedrückt, melancholisch und skeptisch" sieht sich das Multitalent, das am 11. Juni seinen 80. Geburtstag feiert. Das glaubt man dem Hollywood-Komiker mit der wirren Lockenmähne, den weit aufgerissenen Augen und den fahrigen, schusseligen Gesten aufs Wort - als amerikanischer Pierre Richard, mit dem er auch die blonden zauseligen Locken teilt.

Der Schauspieler und Regisseur, mit einer Vorliebe für" traurige Männer, die lustig sind", hat schwere Schicksalsschläge erlebt. Der frühe Tod seiner Kollegin und dritten Ehefrau Gilda Radner, die 1989 im Alter von 43 Jahren an Eierstockkrebs starb, riss ihn in eine tiefe Krise. Vor zehn Jahren erkrankte er selbst an Lymphdrüsenkrebs, konnte die Krankheit aber mit Chemo- und Stammzellentherapie in den Griff bekommen.

Debüt in "Bonnie und Clyde"

Der 1933 im US-Staat Wisconsin geborene Sohn russischer Einwanderer debütierte auf der Leinwand in dem Gangsterdrama "Bonnie und Clyde" (1967) in der kleinen Rolle eines schüchternen Leichenbestatters. Nur durch Zufall war der aufstrebende Theater-Schauspieler, der unter dem berühmten Lee Strasberg sein Handwerk lernte, zum Film gekommen. Am Broadway stand er in "Mutter Courage und ihre Kinder" neben der Schauspielerin Anne Bancroft auf der Bühne. Die ging damals mit Regisseur Mel Brooks aus, der Wilder sofort für eine größere Rolle engagierte.

Mel Brooks und Woody Allen

In der Musical-Satire "Frühling für Hitler" ("The Producers") glänzte der Filmneuling 1968 in der Rolle des neurotischen Buchhalters Leo Bloom, was ihm prompt eine Oscar-Nominierung als bester Nebendarsteller einbrachte. Mit Brooks schrieb er auch das Oscar-nominierte Drehbuch für "Frankenstein Junior". Wilder scheute nicht davor zurück inWoody Allens "Was Sie schon immer über Sex wissen wollten" einen Arzt zu spielen, der mit seinem geliebten Schaf Daisy Stundenhotels besucht. Mit gewaltiger Fliege und lila Anzug war er der Willy Wonka in "Charlie und die Schokoladenfabrik". Gleich vier Mal stand er mit dem schwarzen Komiker Richard Pryor vor der Kamera, darunter in der Actionkomödie "Die Glücksjäger", in der einer blind und der andere taub ist.
Sein Regie-Talent stellte Wilder mit dem Hollywood-Remake der französischen Komödie "Ein Elefant irrt sich gewaltig" unter Beweis. Der größte Erfolg war das US-Remake eines französischen Films. In "Die Frau in Rot" stolpert ein biederer Geschäftsmann in eine Affäre mit einem atemberaubenden Modell. Zum erhofften Sex kommt es zwar nie, alle Nachteile eines Seitensprungs - Kosten, Ehekrach, Peinlichkeit - hat "Teddy" aber trotzdem. Der Soundtrack gewann einen Oscar: "I Just Called to Say I Love You" von Stevie Wonder. Die Kabarettistin Gilda Radner, die er kurz zuvor heiratete, stand ihm dabei zur Seite. Seit ihrem Tod im Jahr 1989 setzt sich Wilder mit Vorträgen und einer Stiftung für die Krebs-Früherkennung ein.

Zur Ruhe gekommen

Trauriger Komödiant: Gene Wilder ist 80
Actor Gene Wilder and his wife Karen Boyer watch the match between Rafael Nadal of Spain and Mikhail Youzhny of Russia during the U.S. Open tennis tournament in New York, September 11, 2010. REUTERS/Kevin Lamarque (UNITED STATES - Tags: SPORT TENNIS ENTERTAINMENT)
Schon in den 80er Jahren hatte sich Wilder aus Hollywood in den Ostküstenstaat Connecticut zurückgezogen, wo er heute mit seiner vierten Ehefrau lebt. Er male, nehme Tanzunterricht und spiele Tennis, erzählte er der LokalzeitungThe Hour.Zuletzt spielte er in einer Minirolle den Chef von "Will" in der Serie "Will und Grace". Doch Wilder, der inzwischen mehrere Romane schrieb, hadert nicht mit seinem Schicksal: "Ich zähle mich zu denen, die Glück im Leben hatten," resümierte der Komiker, ohne dabei zu scherzen. Nach einem jahrelangen Wechselspiel von Komödien und Tragödien ist Wilder offenbar zur Ruhe gekommen.

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