Trauerfeier für Maximilian Schell am Samstag
Die offizielle Trauerfeier für den am Wochenende verstorbenen Oscar-Preisträger Maximilian Schell findet am Samstag in Kärnten statt. In seinem Wohnort Preitenegg können Freunde, Wegbegleiter und Fans des Schauspielers und Regisseurs ab 11 Uhr Abschied nehmen. Nach der Aufbahrung sind Reden und ein Trauerzug durch den Ort geplant. Die Urnenbeisetzung im Kreise der Familie soll zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden.
Der gebürtige Wiener Schell lebte zuletzt gemeinsam mit seiner um 47 Jahre jüngeren Ehefrau auf seinem Berghof in Preitenegg. Er war in der Nacht auf Samstag mit 83 Jahren im Klinikum Innsbruck verstorben.
Operation
Eigentlich dachte man, er sei wieder gesund. Maximilian Schell am Samstag, 25. Jänner, bei Dreharbeiten in Kitzbühel zusammengebrochen und in das Krankenhaus St. Johann gebracht worden. Dort wurde eine Lungenentzündung festgestellt, von der sich der 83-Jährige aber gut erholte. Was niemand wusste: Von St. Johann führte man ihn wegen starker Rückenschmerzen, gegen die er seit Jahren ankämpfte, ins Klinikum Innsbruck. Dort wurde er am Donnerstag operiert. Und aus der Narkose dieser Operation ist er nicht mehr erwacht. Der Schauspieler starb kurz nach drei Uhr in der Nacht auf Samstag.
Maximilian Schell: Seine Filme, seine Rollen
In den Medien schien er seit Jahrzehnten schon als Weltstar und Oscarpreisträger auf, tatsächlich war Schell einer der wenigen deutschsprachigen Schauspieler, die nach dem Krieg in Hollywood Karriere machten. Und in der Rolle des Verteidigers in Stanley Kramers „Das Urteil von Nürnberg“ hat er Filmgeschichte geschrieben.
Es gab aber noch einen anderen Maximilian Schell. Den Intellektuellen, der Philosophie, Literatur-, Theater-, Kunst- und Musikgeschichte studiert hatte und als Professor an der University of Southern California unterrichtete, der die Werke Osbornes und Shakespeares ins Deutsche übersetzt und sich als Maler betätigt hat. Wie passte das alles zusammen?
Die Gene der Mutter
Es war wohl seine Herkunft, die diese Vielfalt an Talenten hervorbrachte. Der Vater war Schriftsteller, die Mutter Schauspielerin. Ihre Gene scheinen sich mehr durchgesetzt zu haben, denn alle vier Kinder des Ehepaares wurden Schauspieler: Maria, Carl, Maximilian und Immy.
Da der Vater Schweizer und die Mutter Österreicherin war, stellte sich die Frage, welchem Land sich Maximilian Schell eher zugehörig fühlte. Schon deshalb, weil er in Schweizer Zeitungen als Schweizer Weltstar, in deutschen als deutscher und in österreichischen als österreichischer Weltstar galt. Als ich ihn einmal um diesbezügliche Aufklärung bat, erwiderte er: „Die Wirklichkeit ist noch viel schlimmer. Denn wenn ich etwas Schlechtes mache, dann sagen die Österreicher, dass ich ein Schweizer bin, die Schweizer, dass ich Deutscher bin und die Deutschen, dass ich Österreicher bin.“
Weltbürger
Letztlich war er Weltbürger – mit starker Österreich-Affinität. In Wien 1930 zur Welt gekommen, wohin sein Vater aus der damals wirtschaftlich vergleichsweise paradiesischen Schweiz eingewandert war, weil er sich hier in Margarete Noé von Nordberg verliebt hatte. Der Vater, erzählte Schell, sei so eifersüchtig gewesen, dass seine Mutter ihren Beruf aufgeben musste, weil sie in einer Komödie einen Kollegen küssen sollte.
Mit elf trat er zum zweiten Mal im Theater auf: als Walter Tell am Schauspielhaus Zürich. Nach absolvierten Studien ging alles sehr schnell: Start am Stadttheater Basel, der „Hamlet“ bei Gustaf Gründgens, die ersten Filme in Deutschland und ab 1957 in Hollywood, wo er sich als Partner von Marlon Brando, Montgomery Clift und Spencer Tracy in die allererste Reihe spielte. Schließlich der Höhepunkt: 1962 der Oscar als bester Hauptdarsteller in „Das Urteil von Nürnberg“.
Der Theater-Clan
Bild: Maximilian Schell sitzt vor einem Foto seiner Schwester Maria.
Dem Theater blieb er auch als Filmstar treu, besonders markant in den Jahren 1978 bis 1982 als „Jedermann“ bei den Salzburger Festspielen. Daneben war er Autor, Filmproduzent, Regisseur, inszenierte 2007 für Harald Serafins Seebühne Mörbisch die Operette „Wiener Blut“. Und verliebte sich dort in die Darstellerin der Pepi – die um 48 Jahre jüngere deutsche Sängerin Iva Mihanovic – die er im Sommer 2013 heiratete.
An der Seite von Soraya
Als Maria Schell krank und gebrechlich wurde, drohte sie zu verarmen. Die einstige Film-Ikone flüchtete sich in eine Scheinwelt, lebte über ihren Verhältnissen und musste die seit Kindheitstagen oft gemeinsam bewohnte Kärntner Alm fast zwangsversteigern lassen. Max verkaufte Teile seiner Kunstsammlung und rettete damit den jahrhundertealten Familiensitz.
Wohnsitz auf der Alm
Besagte Alm im Kärntner Preitenegg diente auch als Drehort für Marias letzten Film: Maximilian setzte ihr mit „Meine Schwester Maria“ ein Denkmal, das sie als altersdemente Frau, weit weg vom Glanz früherer Tage, zeigt. Nach Marias Tod, 2005, zog er sich immer mehr auf die Alm zurück, die zuletzt – neben Wien und Los Angeles – sein Hauptwohnsitz war.
Maximilians Bruder Carl hat mehrmals behauptet, Max hätte die Rolle seines Lebens – den Verteidiger im „Urteil von Nürnberg“ – irrtümlich erhalten: Der Produzent wollte eigentlich ihn, Carl, engagieren, hätte die Brüder aber verwechselt.
Jetzt ist Carl mit 86 Jahren der letzte noch Lebende der vier Schell-Geschwister.
Der ORF änderte in memoriam Maximilian Schell sein Programm. ORF 2 zeigte am Samstag um 22.35 Uhr die zweiteilige TV-Verfilmung des Henning-Mankell-Krimis "Die Rückkehr des Tanzlehrers". Am Sonntag folgte um 14.30 Uhr der TV-Film "Das Glück dieser Erde". Darüber hinaus widmet sich der "Kulturmontag" am 3. Februar dem Weltstar.
Auch ORF III Kunst und Kultur ändert in memoriam Maximilian Schell sein Programm: ORF-III-Moderator Peter Fässlacher lädt am Montag, dem 3. Februar, um 19.45 Uhr zu einem umfassenden "Kultur Heute Spezial" in Erinnerung an Maximilian Schell. Er begrüßt Kammersänger Kurt Rydl, der Maximilian Schell als Freund durchs Leben begleitete, den Weggefährten und langjährigen Mörbisch-Intendanten Harald Serafin sowie Schauspieler Peter Weck.
Am 29. November 2010 war Maximilian Schell anlässlich seines 80. Geburtstages zu Gast bei Barbara Rett in der ORF-III-Sendung "KulturWerk". ORF III wiederholt dieses Interview am Dienstag, dem 4. Februar, um 22.00 Uhr.
Trauer und Beileidsbekundungen überall: Nicht nur deutschsprachige Schauspielerkollegen, Politiker und Weggefährten zollten am Wochenende dem verstorbenen Maximilian Schell Tribut, auch in internationalen Medien war das Ableben des 83-Jährigen ein Thema.
Grandseigneur Schell
„Nach jahrzehntelangem Stardasein entwickelte sich Schell zu einem internationalen Charakterdarsteller – distinguiert, graubärtig und möglicherweise ein wenig des Lebens überdrüssig“, schrieb die New York Times in ihrem Nachruf.
Die Los Angeles Times erinnerte nicht nur an Schells Hollywood-Karriere, sondern auch an seine zwei Operninszenierungen in der kalifornischen Metropole, „ Lohengrin“ (2001) und „Der Rosenkavalier“ (2005 ). Sie seien, so der Kritiker des Blattes, „Schlüsselmomente“ für die dortige Oper gewesen.
„Trotz seiner Hauptdarsteller-Qualitäten scheute Schell Star-getriebene Mainstream-Projekte“, schrieb der Hollywood-Reporter – um dann doch an Schells Ausflüge ins Mainstreamkino zu erinnern: „Zweifellos brachte einen Schimmer der Seriosität ins genrehafte Entertainment, etwa in John Carpenters ,Vampires‘ (1998), in ,Deep Impact‘ (1998) oder einer TV-Version von ,Heidi‘ im Jahr 1968.“ „Er machte auch viel Arbeit einfach fürs Geld“, schrieb das Hollywood-Branchenblatt Variety im Hinblick auf dieselben Engagements.
Mr. Oscar
Deutsche Medien erinnerten mehrfach daran, dass nach Schells Hollywood-Karriere lange kein Star aus dem deutschen Sprachraum vergleichbaren Erfolg in den USA hatte: Bis Christoph Waltz 2010 seinen Oscar erhielt, war Maximilian Schell 49 Jahre lang der einzige lebende Oscarpreisträger aus dem deutschsprachigen Raum.
Das Ableben von Maximilian Schell hat auch etliche Kollegen tief getroffen. Bei der Gala zur Vergabe der Goldenen Kamera am Samstagabend in Berlin legten die Gäste im Saal zu Schells Ehren einen Gedenkmoment ein. "Er hat Generationen von Zuschauern in seinen Bann gezogen", sagte Moderator Hape Kerkeling. "Wir danken ihm, für seine unzähligen Filme. Vielen Dank, Maximilian Schell."
Der mit Schell befreundete Dokumentarfilmer Gero von Boehm sagte dem Deutschlandradio Kultur, sein einstiger Weggefährte sei "der fantasievollste Mensch gewesen, der mir je begegnet ist". Auch sein Humor sei "einfach großartig" gewesen. "Schockiert" zeigte sich Schauspielerin Ursula Karven (49) gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Es sei aber ein Trost, zu wissen, dass Schell "sein Leben so fantastisch gelebt und aus dem Vollen geschöpft hat". Der Schauspieler Armin Rohde (58) sagte: "Möge er da oben gute Drehbücher kriegen und mit Kollegen, die ihm vorangegangen sind, geile Filme drehen." Der Schweizer Star Bruno Ganz (72) sagte: "Ich glaube, der Maximilian hat ein gutes Leben gehabt." Dennoch sei die Nachricht von seinem Tod schockierend.
Der Schweizer Kulturminister Alain Berset sagte, Schell habe auch dem Schweizer Film international ein Gesicht gegeben. "Maximilian Schell war über Jahrzehnte ein beeindruckender, einzigartiger Schauspieler, der internationale Erfolge feierte." Auch in zahlreichen Nachrufen von Zeitungen wurde "der ewige Gentlemanbub" ( Frankfurter Allgemeine Zeitung) gewürdigt. "Er war ein Perfektionist, der wusste, was er wollte - und was nicht", schrieb die Neue Zürcher Zeitung.
Weltbürger und Philantrop
"Ein Weltstar, ein Weltbürger, ein Intellektueller, ein Philanthrop ist gestorben." Die Salzburger Festspiele haben sich betroffen vom Tod Maximilian Schell gezeigt. Sie "gedenken und danken einem der ganz Großen auf den Bühnen der Welt", hieß es in einer Aussendung. Maximilian Schell verkörperte von 1978 bis 1982 den "Jedermann" auf dem Domplatz. "Er war einer der überzeugendsten und besten Darsteller dieser Rolle", so Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler.
Tief betroffen zeigte sich Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) über das Ableben von Maximilian Schell. Ostermayer, der den Schauspieler noch Ende vergangenen Jahres bei der Premiere des Films "Oktober November" von Götz Spielmann getroffen hatte, in einer ersten Stellungnahme: "Mit Maximilian Schell ist einer der größten Schauspieler des deutschen Sprachraums verstorben."
Schells Schaffen war auch im Bereich der Regie und Produktion erfolgreich, betonte der Kulturminister. Unter anderen setzte er Friedrich Dürrenmatts "Der Richter und sein Henker" um (1975). 2007 überraschte er als Operettenregisseur, indem er die Operette "Wiener Blut" von Johann Strauß erfolgreich auf die Seebühne im österreichischen Mörbisch brachte.
Auch ÖVP-Kultursprecherin Maria Fekter trauerte "über das Ableben von Maximilian Schell, mit dem Österreich einen der größten Kulturschaffenden seiner Zeit verliert".
| Jahr | Titel | Regisseur | Mitwirkende | Auszeichnung(en) |
| 1955 | "Kinder, Mütter und ein General" (Debüt) | Laszlo Benedek | Hilde Krahl, Ewald Balser | |
| 1957 | "Die jungen Löwen" (Hollywood-Debüt) | Edward Dmytryk | Marlon Brando, Montgomery Clift, Dean Martin | |
| 1961 | "Das Urteil von Nürnberg" | Stanley Kramer | Spencer Tracy, Burt Lancaster, Richard Widmark, Marlene Dietrich, Judy Garland | Oscar/ Golden Globe - Bester Hauptdarsteller |
| 1964 | "Topkapi" | Jules Dassin | Melina Mercouri, Peter Ustinov | |
| 1967 | "Der Befehl" | Ralph Neslon | Charlton Heston | |
| 1968 | "Das Schloss" | Rudolf Noelte | Helmut Qualtinger | |
| 1970 | "Erste Liebe" | Maximilian Schell | Oscar-Nominierung, Deutscher Filmpreis, Filmfestival San Sebastian - Beste Regie | |
| 1973 | "Der Fußgänger" | Maximilian Schell | Golden Globe, National Board Of Review, Oscar-Nominierung, Deutscher Filmpreis | |
| 1974 | "Die Akte Odessa" | Ronald Neame | Jon Voight, Maria Schell | |
| 1975 | "Der Mann im Glaskasten" | Arthur Hiller | Oscar-Nominierung/Golden Globe-Nominierung - Bester Hauptdarsteller | |
| 1975 | "Der Richter und sein Henker" | Maximilian Schell | Jon Voight, Jacqueline Bisset | Deutscher Filmpreis, Filmfestival San Sebastian - Beste Regie |
| 1975 | "Der Tag, der die Welt veränderte" | Veljko Buljic | Christopher Plummer | |
| 1977 | "Steiner - Das Eiserne Kreuz" | Sam Peckinpah | James Coburn, James Mason | |
| 1977 | "Die Brücke von Arnheim" | Richard Attenborough | Michael Caine, Sean Connery, Gene Hackman, Anthony Hopkins, Laurence Olivier, Robert Redford | Oscar-Nominierung - Bester Nebendarsteller |
| 1977 | "Julia" | Fred Zinnemann | Jane Fonda, Vanessa Redgrave, Meryl Streep | Golden Globe-Nominierung - Bester Nebendarsteller |
| 1979 | "Geschichten aus dem Wiener Wald" | Maximilian Schell | Helmut Qualtinger, Andre Heller | Deutscher Filmpreis |
| 1979 | "Das schwarze Loch" | Gary Nelson | Anthony Perkins, Ernest Borgnine | |
| 1981 | "Die Erwählten" | Jeremy Kagan | Rod Steiger | |
| 1984 | "Marlene" | Maximilian Schell | Oscar-Nominierung, Deutscher Filmpreis | |
| 1984 | "Morgen in Alabama" | Norbert Kückelmann | Deutscher Filmpreis - Bester Hauptdarsteller | |
| 1992 | "Stalin" (TV) | Ivan Passer | Robert Duvall, Julia Ormond | Bester Nebendarsteller: Golden Globe, Emmy-Nominierung |
| 1993 | "Abraham" (TV) | Joseph Sargent | Richard Harris, Barbara Hershey | |
| 1996 | "Die Dornenvögel" (TV) | Kevin James Dobson | Richard Chamberlain | |
| 1998 | "Kalmans Geheimnis" | Jeroen Krabbe | Isabella Rossellini | |
| 1998 | "Vampire" | John Carpenter | James Woods | |
| 1998 | "Deep Impact" | Mimi Leder | Robert Duvall, Elijah Wood, Morgan Freeman | |
| 1999 | "Jean d'Arc - Die Frau des Jahrtausends | Christian Duguay | Jacqueline Bisset, Peter O'Toole | |
| 2002 | "Meine Schwester Maria" | Maximilian Schell | ||
| 2008 | "Brothers Bloom" | Rian Johnson | Rachel Weisz, Adrien Brody, Mark Ruffalo |
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