Tragischer Totentanz

Tragischer Totentanz
Ohne Geld keine Arbeit, ohne Arbeit kein Geld. Zwei Pole zum Glücklichsein, die sich nicht miteinander vereinbaren lassen.

Zumindest nicht in Ödön von Horváths Drama Glaube Liebe Hoffnung, das ab 13. Juni in der Halle E im MuseumsQuartier zu sehen ist.

Bei Marthaler wird die Einsamkeit des Individuums schmerzlich spürbar.

 „Einen kleinen Totentanz" nannte Horváth sein 1932erschienenes Stück, das nicht nur die große Wirtschaftskrise dieser Zeit, sondern auch den aufkeimenden Nationalsozialismus zum Thema hat. Das Opfer dieses Totentanzes heißt bei Horváth Elisabeth. Eine junge Frau, die Geld benötigt, um sich einen Gewerbeschein und damit Arbeit zu besorgen. Daher will Elisabeth ihren Leichnam schon zu Lebzeiten dem Anatomischen Institut verkaufen – der Auftakt einer Reihe tragischer Ereignisse, die Elisabeth in eine fortwährende Abwärtsspirale ziehen. Die Grundwerte Glaube, Liebe, Hoffnung zählen nicht mehr. Elisabeth zerbricht daran, begeht letztlich Selbstmord. Ein Menschenleben, eines von vielen, aufgerieben und zerstört von einer Gesellschaft, die wirtschaftlich und moralisch vor dem völligen Zusammenbruch steht. Wie sieht das eigentlich heute aus? Gibt es da Parallelen? Ein idealer Stoff jedenfalls für einen Regisseur wie Christoph Marthaler, der in seinen Arbeiten stets eine unfassbare Traurigkeit beschwört, die er gern mit einer Prise (Galgen-)Humor würzt. Bei Marthaler wird die Einsamkeit des Individuums schmerzlich spürbar, da gilt oft das Motto „Tristesse oblige“. Auch weil Ausstatterin Anna Viebrock für ihre harten, kargen, herrlich abgenutzten Bühnenräume bekannt ist. Man darf also gespannt sein. Denn Regisseur Marthaler setzt bereits zum vierten Mal ein Horváth- Stück in Szene. Eines, das er selbst als „eines meiner liebsten“ bezeichnet.

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