Tischgespräche: Dieses Mal mit Willi Resetarits

Tischgespräche: Dieses Mal mit Willi Resetarits
Gespräche bei Tisch. Gemeinsam essen und trinken ist laut Statistik eine aussterbende Art, Zeit miteinander zu verbringen. Angelika und Michael Horowitz haben 20 befreundete Künstler um diese Zeit gebeten.

freizeit-KURIER-Chefredakteur Michael Horowitz und seine Frau Angelika luden 20 befreundete Künstler zu intensiven Gesprächen ein. Bei einem Essen, in einem Wirtshaus, in einer Atmosphäre, bei der sie sich wohlfühlten. Festgehalten wurden die "Tischgespräche" im gleichnamigen Buch. Lesen Sie in den folgenden 20 Tagen was Alfred Dorfer, Christiane Hörbiger und viele mehr bewegt. Dieses Mal zu Gast: Willi Resetarits.

"Es gibt nix Besser`s ois wos Guad`s"

Willi Resetarits hat künstlerisch einige Leben hinter sich. Der "Schmetterlings-Willi" entpuppte sich bald als "Dr. Ostbahn", Begründer der "Kurtologie", und wurde für viele Wiener zur Kultfigur. Heute heißt der Kurti wieder Willi und hat inzwischen seine vorläufig letzte und für ihn vielleicht schönste berufliche Lebensphase erreicht: die Möglichkeit einer breiten musikalischen Vielfalt ohne jede Verpflichtung.

Vor mehr als 40 Jahren habe ich dich das erste Mal gesehen und fotografiert. Wir waren damals beide noch sehr jung. War das dein erstes Konzert mit den "Schmetterlingen"?

Ja, ich erinnere mich sehr gut an diesen ersten öffentlichen Auftritt im Jänner 1969.

Weißt du noch, wo das war?

Im Golden Gate Club des Café Walküre in der Philharmoniker Gasse. Dort haben sich damals die so genannten "Folkniks" getroffen. Als das Café Walküre etwas später zusperren musste, ist die Szene in den Keller des Café Josephinum, ins Atlantis, übersiedelt. Aber ihr endgültiges Zuhause fanden die Folkniks dann im Café Papageno, wo der inzwischen legendäre Folkclub Atlantis schlussendlich sein Zuhause fand.

Dort waren auch deine ersten Auftritte?

Ja, dort hatte ich meine ersten Heimspiele. Das ist jetzt über 40 Jahre her.

Tischgespräche: Dieses Mal mit Willi Resetarits

Und vor 25 Jahren bist du zum ersten Mal als "Ostbahn-Kurti" im Schutzhaus am Schafberg in der Öffentlichkeit aufgetreten …

Ja, das war im Februar 1985. Es war das erste offizielle Konzert, inoffiziell hatten wir ja bereits eineinhalb Jahre lang kleinere Konzertauftritte gemacht …

… und vor einigen Jahren hatte ich das Glück, dass du mit mir das eine oder andere Wienerlied gesungen hast.

Ja, das war die so genannte Post-Ostbahn-Ära, in der mein musikalisches Spektrum sehr breit war.

Bist du damals vom Kurtl wieder zum Willi zurückgekehrt?

Ja, der Willi hat in dieser Ära praktisch alles gemacht, was ihm musikalisch bis dahin untergekommen ist und auch was ihm noch nicht untergekommen ist.

Inzwischen hast du ja schon einige Willis hinter dir …

Ja, den "Schmetterlings-Willi", dann kam der "Kurtl", und jetzt gibt es einen "Willi", der musikalisch so ziemlich alles macht. Das heißt, ich bin gewissermaßen in der letzten Phase angekommen.

Das hoffe ich doch nicht.

Ich schon, denn in dieser Phase fühle ich mich besonders wohl, weil mir diese musikalische Vielfalt alles erlaubt. Ich mache heute, was mir gerade in den Sinn kommt. Jede Form der Musik – von der Klassik bis zum Jazz. Wenn es mir damit gelingt, meine – wenn du so willst – mittelgroße Bekanntheit zu erhalten und davon leben und unabhängig bleiben zu können, wäre das für mich der Idealzustand – ohne jede Verpflichtung zu sein. Dadurch entfällt genau das, was so viele Künstler als sehr bedrückend ansehen, nämlich dauernd am Ball bleiben zu müssen, immer krampfhaft auf der Suche nach einem Hit, um jenen des Vorjahres zu übertreffen.

Erinnerst du dich noch, wo und wann du dein größtes Konzert gegeben hast?

Die meisten Fans kamen auf den Ostbahn XI-Platz in Simmering, am Kanal. Das war ungefähr 1990. Wir durften uns damals über Einnahmen von 15.000 zahlenden Besuchern freuen. Ein paar tausend kann man noch dazuzählen, denn die Zäune waren nicht wirklich gut bewacht.

Ein Heimspiel, wie du immer sagst?

Das kann man so sagen. Der Ostbahn XI-Platz war jener des Eisenbahnsportvereines …

… und so wurdest du zum "Ostbahn-Kurti"?

Ja. Der Name "Ostbahn-Kurti und die Chefpartie" wurde ganz intuitiv von Günter Brödl erfunden, weil unsere Rockband ganz tief in der arbeitenden Bevölkerung verwurzelt war. Das Vorbild für den Namen "Ostbahn" war "Southside Johnny and the Asbury Jukes", denn die Southside von Asbury und die Eastside von Wien haben eines gemeinsam: Sie sind dort, wo der Wind die Abgase hinbläst, dort, wo die günstigen Quartiere stehen, dort, wo die arbeitende Bevölkerung zuhause ist.

Kommentare