Til Schweigers Kino-"Tatort": Tschiller ist Killer

Der Tatort kommt am 5. Februar wieder ins Kino.
Til Schweigers Kino-"Tatort" läuft am Freitag an. Eine Annäherung an Deutschlands Bruce Willis.

Wer ist der krasseste "Tatort"-Kommissar? Wer kommt damit auch ins Kino? Wer hat den besten Sixpack? TIL! SCHWEIGER!

Man kann sich mit Nick Tschiller, dem Hamburger Bullen ("Polizist" wäre bei Schweigers Rolle ein unzulänglicher Hilfsausdruck) stets auf eines freuen: keinen "Tatort", sondern eine inoffizielle weitere Folge der "Stirb Langsam"-Reihe, die Bruce Willis 1988 begann. Sieht man vom Budget ab, das beim Original für standesgemäßen Hollywood-Bombast und entsprechenden Actionschub sorgte, könnte Tschiller auch aus Übersee stammen: reingehen, draufhauen, ballern, Deckung, laufen, unbelehrbar bleiben. Wild dreinschauen.

Frauen wie Männer finden das faszinierend oder verstörend.

Außer Dienst

Akut wird diese seltsame Spielart der "Tatort"-Reihe diesmal ausnahmsweise im Kino, denn Schweiger hat mit "Tschiller: Off Duty" eine Sonderfolge mit seiner Figur hingelegt. Der Kommissar hat darin keinen Dienst, muss dafür aber in seinem Urlaub die Tochter retten, die – stur, wie sie ist – in der Türkei in die Fänge eines üblen Verbrecherclans geraten ist. Tschiller außer Dienst muss also Polizeimarke und -waffe in Hamburg lassen und steigt in den Flieger.

Um das Resultat der folgenden zwei Stunden für sehenswert zu halten, muss man schon Schweiger heißen. Oder einfach drauf stehen, wenn ein Typ vor laufender Kamera stets gleich dreinschaut, viel läuft, viel prügelt oder in einem autoritär regierten Staat eine Geiselnahme auf der Polizeistation versucht. Anschließend muss er nach Moskau, wo seine Tochter in einer sehr brenzligen Lage steckt. Nicht nur zum Schluss macht es ordentlich "Kabumm" – für "Tatort"-Verhältnisse sogar ziemlich spektakulär.

Motherf...

Im Hamburg-"Tatort" hat sich eingebürgert, dass die handelnden Personen wie Rapper aus Problemvierteln reden: Sie verwenden Worte wie Motherfucker und mega rich, als ginge es darum, den nächsten Hinterhofhit zu vertonen. Multikulti im Jahr 2016 heißt nicht viel mehr, als dass alle überall im selben Slang Konversation betreiben: Gangster in Moskau, Polizisten in Hamburg, Polizisten in Istanbul. Einem Bösewicht raunt Tschiller dort "Bitch" entgegen.

Dass Til Schweiger gemeinsam mit seiner Tochter Luna vor der Kamera stand, macht das Vater-Tochter-Drama kein bisschen greifbarer: Die Schweigers haben es offenkundig nicht so mit Emotionen – zumindest nicht vor der Kamera. Aber nett ist der Gedanke schon, dass hier Papa und Kind am Set standen und er ihr gezeigt hat, wie das so geht mit Brumm Brumm, Bumm Bumm und verwegen Dreinschauen.

"Nick Tschiller wird niemals sterben", verriet Schweiger schon vor der Kinopremiere. Und er lässt damit befürchten, dass seine Figur noch nicht auserzählt ist.

"Trotteln"

Wobei der Spott natürlich Teil des Entertainments ist – wie bei Schweiger eben üblich. Die dazugehörigen Regieanweisungen gibt der deutsche Schauspielstar via Facebook, wo er das eigene Schaffen zum Beispiel mit solchen Sätzen anpreist: "Ich als Filmemacher/Schauspieler/Produzent/Writer/Cutter/Composer... [habe] viel mehr Ahnung... ich habe viiiieel mehr Ahnung von der Craft (Materie)... KUNST... als die meisten von diesen Trotteln, die darüber schreiben!!!!... "

Das schrieb Schweiger jüngst an seinen Tatort-Regisseur Christian Alvart.

Solche Ausritte in Schweigers Realität machen Spaß, weil sich zeigt, dass der echte Mensch sich vom Haudrauf auf der Leinwand nicht wesentlich unterscheidet. Tschiller ist nämlich "Killer", wie die Hinterhofrapper sagen würden. Leider stimmt das auch irgendwie für Schweiger.

Der Lehrersohn gehört zu den erfolgreichsten deutschen Schauspielern und Filmemachern. Und er bewegte sich so weit aus dem elterlichen Millieu weg wie möglich: Bildungsanspruch? Belesenheit? Schweiger war immer schon mehr "Manta, Manta" als Autorenfilm. Der Deutsche gehört zum zuverlässigen Inventar der europäischen Unterhaltungsindustrie. Wer "Schweiger" sagt, muss auch Blockbuster sagen. Und zugeben: Das Publikum liebt seine Turnereien halt, Motherfucker.

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