Thoma vergleicht ORF mit "FC St. Pölten"

Thoma vergleicht ORF mit "FC St. Pölten"
Der Ex-RTL-Boss Helmut Thoma will - wenig überraschend - nicht ORF-Generaldirektor werden. Die Ära der Öffentlich-Rechtlichen hält er für zu Ende.

Pünktlich zum Ende der Bewerbungsfrist für die Wahl des ORF-Generaldirektors am 28. Juli gibt es mit dem ehemaligen RTL-Chef Helmut Thoma einen weiteren "Leider-Nein-Kandidaten". Peter Koren, bürgerlicher ORF-Stiftungsrat und Diskussionsleiter beim Salzburger Medien und Technologie Roundtable fragte Thoma am Donnerstag scherzhaft am Rande der Podiumsdiskussion, ob er sich nicht als ORF-Generaldirektor bewerben wolle - noch sei die Frist nicht abgelaufen. Die Antwort des ehemaligen Privatsender-Pioniers: "Wer mit Bayern München schon mal Europameister geworden ist, der kehrt nicht zum FC St. Pölten zurück."

Spitze gegen Zeiler

Dass RTL-Boss Gerhard Zeiler zu diesem Wechsel bereit gewesen wäre, auf ein 2,5 Millionen Euro Gehalt verzichtet und sich stattdessen mit 400.000 Euro begnügt hätte, findet Thoma "therapierungswürdig". Grundsätzlich ist Thoma davon überzeugt, dass die Zeit öffentlich-rechtlicher Sender abgelaufen ist, da das System von öffentlich finanzierten Medien "keinerlei praktische Rechtfertigung mehr hat". Die einzige Berechtigung öffentlich-rechtlicher Systeme sei die Tatsache, dass sie "von der Politik erwünscht sind". Geht es nach dem Privat-TV-Pionier, sollte es vielmehr öffentlich-rechtliche Inhalte geben, die von öffentlicher Hand finanziert werden - auch wenn sie von Privaten produziert werden.

Thoma: Fernsehen wird Leitmedium bleiben

Es sei höchst schwierig, diese Inhalte zu definieren, wandte allerdings EU-Medienexperte Rudolf Strohmeier ein: "Wer und nach welchen Kriterien soll diese Inhalte definieren." Laut Thoma produziere etwa Servus TV "öffentlich-rechtlichere Inhalte als der ORF - dafür sollte man Gebühren zahlen". So weit will Servus TV-Programmdirektor Wolfgang Pütz nicht gehen. "Ich wäre schon froh, wenn der Öffentlich-Rechtliche endlich werbefrei wird und die übrigen Sender sich die Werbegelder teilen." Pütz geht davon aus, dass in Zukunft der Konsument nur noch für das zahlen wird, was er tatsächlich sehen will.

Auch Thoma glaubt, dass es in Zukunft ein noch viel größeres Programmangebot geben wird. Grundlage dafür ist, dass Fernsehen und Internet zusammenwachsen, da sich analoge Spartenprogramme nicht lohnen würden. In dem Sinne werde das Fernsehen auch in Zukunft Leitmedium bleiben, da das Audiovisuelle die den Menschen am meisten entsprechende Darbietungsform von Inhalten ist. Print werde hingegen deutlich zurückgehen, lautet die Prognose des Fernsehexperten. Dem Radio sagte er eine stabile Zukunft voraus.

Davon, dass das Fernsehen nicht vom Internet vertrieben wird, geht naturgemäß auch ORS-Geschäftsführer Michael Wagenhofer aus. Vielmehr ergänze das lineare das nicht-lineare Angebot. Daher sei es "von zwingender Bedeutung, dass jeder Sender auch nichtlineare Angebote bringt", um etwa die junge Zielgruppe zu erreichen. Fernsehen an sich sei seit je her ein eher altes Medium gewesen, da es durch die Zeitgebundenheit nicht zum Lebensstil junger Leute passe. Diesem Manko könne man mit Hilfe der Verschmelzung von Fernsehen und Internet entgegentreten.

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