Theater-Jahr 2016: Bühnen-Traumpaare überall

Peymann und Handke
Peymann & Handke/"Romeo & Julia"/Ruth Brauer-Kvam & Alexander Pschill/Ofczarek & Maertens.

Das neue Theaterjahr bietet Ende Februar eine Sensation: Claus Peymann kehrt ans Burgtheater zurück – und inszeniert die Uraufführung des neuen Stücks von Peter Handke. Es heißt (in Handke-typischer Sprachausuferung): "Die Unschuldigen, ich und die Unbekannte am Rand der Landstraße".

Damit feiert das Team Handke-Peymann eine fünfzig Jahre andauernde Zusammenarbeit: 1966 führte Peymann Regie bei der Uraufführung von Handkes "Publikumsbeschimpfung" im Theater am Turm in Frankfurt – es war Handkes großer Durchbruch als Autor. Allein am Burgtheater hat Peymann inklusive dem neuen Stück fünf Handkes uraufgeführt.

Handke!

Im Zentrum des Stücks steht die Figur "ich", die am Rand einer "Allerweltsstraße" sitzt. Diese ist "der letzte freie Weg in die Welt, der letzte nicht verstaatlichte, nichtvergesellschaftete, nichtgeographierte, nichtgeologisierte, nichtbotanisierte, nichtgegooglte, nichtöffentliche und nicht private Weg auf Erden." Diese freie Welt gilt es zu verteidigen gegen die sogenannten "Landstraßenokkupanten".Weiters in der Burg: David Bösch inszeniert Tschechows "Drei Schwestern" (März).

Das Akademietheater eröffnet das Jahr mit einer Andrea-Breth-Inszenierung: "Diese Geschichte von ihnen" von John Hopkins. Nicholas Ofczarek spielt einen Polizisten, der einen vermeintlichen Täter (August Diehl) zu Tode prügelt. Premiere ist am 28. Jänner.

Weiters in der Akademie: Yasmina Rezas "Bella Figura", "Die Wiedervereinigung der beiden Koreas" von Joël Pommerat und ein neues Stück von Árpád Schilling.

Im Kasino bringt Miloš Lolić Harold Pinters "Party Time" als österreichische Erstaufführung heraus.

Liebe!

Auch das Volkstheater hat gleich am Anfang des Jahres einen programmierten Hit im Angebot: Shakespeares "Romeo und Julia", DIE Liebestragödie schlechthin (23. Jänner). Regisseur Philipp Preuss untersucht die Liebe als Form des Ausnahmezustands.

Im weiteren, sehr reichhaltigen Angebot des Volkstheaters: "Iwanow" von Tschechow, "Die Fleischhauer von Wien" (eine Arbeit der Schauspielerin Pia Hierzegger) oder "Mugshots", das Theater-Debüt von Thomas Glavinic.

Romantik!

Die Josefstadt beginnt das Jahr mit einer Kammerspiele-Premiere am 14. Jänner. In der Romantikkomödie "Das Lächeln der Frauen" (Nicolas Barreau) trifft das "Traumpaar" Ruth Brauer-Kvam und Alexander Pschill aus "Gut gegen Nordwind" wieder aufeinander.

Im Haupthaus folgt am 21. Jänner die Uraufführung von Thomas Arzts "Totes Gebirge". Es geht um das Verhältnis der Gesellschaft zu psychischer Erkrankung. Das weitere Josefstadt-Angebot liest sich überaus kulinarisch: Die Dramatisierung von Thomas Bernhards "Auslöschung", "Menschen im Hotel" als Erstaufführung, Florian Zellers "Vater" (eine Alzheimer-Geschichte mit Erwin Steinhauer in der Hauptrolle) oder Lillian Hellmans "Die kleinen Füchse" (eine Familie, verbunden durch den Kampf um Geld).

Stars!

Das Schauspielprogramm der Salzburger Festspiele lockt mit Samuel Becketts "Endspiel" in Starbesetzung (Nicholas Ofczarek und Michael Maertens, Regie Dieter Dorn; Koproduktion mit der Burg), Shakespeares "Der Sturm" auf der Perner-Insel und Thomas Bernhards "Der Ignorant und der Wahnsinnige" (mit Johanna Wokalek und Sven-Eric Bechtolf).

Auch die Wiener Off-Bühnen haben im neuen Jahr spannende Produktionen im Angebot. Das TAG bringt neue Fassungen bzw. "Überschreibungen" von Elias Canettis "Die Blendung", Tschechows "Die Möwe" und Nestroys "Freiheit in Krähwinkel" als Uraufführungen heraus.

Theater-Jahr 2016: Bühnen-Traumpaare überall
epa04724196 French author Michel Houellebecq, poses for the media during the presentation of his latest book, 'Soumission', in Barcelona, northeastern Spain, 28 April 2015. The novel tells the story of a France ruled by an Islamic president. EPA/ANDREU DALMAU
Das "Werk X" startet mit "Riot Dancer", den dritten Teil einer Trilogie über das Europa von heute. Weiters: "Unterwerfung" von Michel Houellebecq als österreichische Erstaufführung und eine Neufassung von Schnitzlers "Reigen".

Der Rabenhof hat den Komödien-Klassiker "Sonny Boys" im Programm – mit Christoph Grissemann und Dirk Stermann als zerstrittenes Komiker-Paar. Hausherr Thomas Gratzer führt Regie.

Das Schauspielhaus Wien startet mit "Der grüne Kakadu" nach Schnitzler (mit Texten von Bernhard Studlar) ins neue Jahr. Im Februar folgt eine Dramatisierung von Christian Krachts Roman "Imperium".

Spektakulär ist das Programm des Landestheaters Niederösterreich. Am 15. Jänner kommt Fritz Hochwälders Geschichtsverdrängungs-Schwank "Der Himbeerpflücker". Ende Februar folgt Molières "Tartuffe" in einer Fassung von Róbert Alföldi. Im April hat die Kaurismäki-Collage "Lichter der Vorstadt" Premiere.

Das Schauspielhaus Graz startet mit dem "musikalischen Theaterabend" "Trümmerfrauen, Bombenstimmung" ins neue Jahr (15. Jänner). Am 21. Jänner folgt die Familientragödie "Lupus in fabula" von Henriette Dushe als Erstaufführung. Weiters: Shakespeares "Sturm", Thomas Arzts "Johnny Breitwieser", Ferdinand Schmalzs "dosenfleisch".

Das Landestheater Salzburg beginnt das Jahr mit Robert Seethalers "Der Trafikant" in den Kammerspielen (30. Jänner) und mit der Dramatisierung von Anthony McCartens Kulturclash-Roman "Funny Girl" im Haupthaus (5. Februar) als Uraufführung. Im April folgen Klassiker: "Leonce und Lena" und "Wilhelm Tell".

In Linz gibt man "Der ideale Mann" von Oscar Wilde/Elfriede Jelinek (Februar) und "Lehman Brothers" (März). Ebenfalls im März kommt auch in Linz "Tartuffe" heraus. Das Innsbrucker Landestheater hat als erste Premiere Dürrenmatts "Besuch der alten Dame" (16. Jänner) auf dem Programm. In Bregenz gibt es am 15. Jänner eine spektakuläre Uraufführung: "Medusas Floß", ein Flüchtlings-Drama nach Petra Maria Kraxner. In Klagenfurt steht ebenfalls Spektakuläres am Jahresbeginn: Ibsens "Nora" in der Fassung der Star-Regisseurin Mateja Koležnik (3. Jänner).

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