Adele Neuhauser: "Weitersprechen vom Leben"

Neuhauser im "Tatort"
Neues vom "Tatort", Tierisches mit Musik, Brecht in Sichtweite und Märchen im Hinterkopf.

Jetzt ist sie wieder im Einsatz und muss am heimischen "Tatort" (22. Jänner, 20.15 Uhr, ORF 2) nicht nur nach Spuren suchen, sondern auch einen riskanten Alleingang wagen. "Schock" ist der Titel der neuesten Ausgabe der beliebten Serie, in der Adele Neuhauser als Majorin Bibi Fellner an der Seite von Harald Krassnitzer den Verbrechern das Fürchten lehrt. Eine Rolle, die für Neuhauser "zu einer zweiten Haut" geworden ist.

"Ich habe kein Problem damit, wenn mich Menschen auf der Straße als Bibi Fellner ansprechen", so Neuhauser im KURIER-Gespräch. Im Gegenteil. "Bibi ist eine Frau, wie es sie viel zu selten im Fernsehen zu sehen gibt. Sie ist einfach ein Typ, dem ich glaube, dass sie ist, wie sie ist", ergänzt die vielseitige Künstlerin. Nachsatz: "Und wenn die Zuseher das auch finden, dann haben die Drehbuchautoren, die wirklich exzellent sind, und vielleicht auch wir einiges richtig gemacht."

Liebe zur Kamera

Doch hatte Neuhauser, deren Karriere am Theater begann, nie Angst als Seriendarstellerin gebrandmarkt zu werden? "Nein. Ich denke, diese Vorurteile sind langsam überwunden. Außerdem liebe ich die Kamera. Denn vor der Kamera spielt man ganz anders als auf der Bühne. Die Kamera ist viel direkter, man kann die Gedanken der jeweiligen Person manchmal richtiggehend lesen. Und die Kamera verzeiht nichts. Sie zeigt schonungslos alles."

Genau diese Wahrhaftigkeit schätzt Neuhauser auch an Bibi Fellner. "Sie trägt Spuren im Gesicht und im Herzen. Spuren des Lebens, wie sie sich bei uns allen im Laufe der Jahre bemerkbar machen. Ich finde das schön so. Außerdem ist Bibi unkonventionell, dennoch pflichtbewusst, hat ihren eigenen Kopf und ihren Humor. Darin ist sie mir sehr ähnlich." Zwei weitere "Tatort"-Folgen sind bereits abgedreht, ab März beginnen die neuen Drehs.

Davor aber ist Adele Neuhauser ganz anders und live zu erleben. Gemeinsam mit dem Edi Nulz Trio präsentiert sie "Die Letzten ihrer Art" von Douglas Adams und Mark Carwardine als literarisch-musikalische Reise in die Welt der Tiere. Man ist bereits auf Tour.

Am 27. Jänner gastieren Neuhauser und Band mit diesem Programm auch im Gläsernen Saal des Wiener Musikvereins. "Das ist schon eine Art Ritterschlag", befindet sie.

Doch wie kam es zu diesem Projekt? Und wer verbirgt sich hinter dem fiktiven Edi Nulz Trio? Neuhauser lacht: "Drei wirklich großartige Musiker, von denen einer zufällig mein Sohn Julian ist. Er ist der Gitarrist der Gruppe und er hat mich eines Tages gefragt, ob ich nicht etwas mit ihm und seinen Kollegen machen möchte."

Liebe zum Humor

Adele Neuhauser weiter: "Ursprünglich hat er mir vorgeschlagen, ,Mephisto‘ zu machen. Doch das wollte ich gar nicht. Den Mephisto habe ich während meiner Zeit am Theater in Regensburg ja sehr oft gespielt. Also mussten wir etwas anderes finden. Meine Wahl fiel dann eben auf ,Die Letzten ihrer Art‘ von Douglas Adams und Mark Carwardine, wobei Adams ja vor allem für seinen Bestseller ,Per Anhalter durch die Galaxis‘ bekannt wurde. Ich liebe Tiere, und wir haben dann einige schöne Tiergeschichten ausgewählt. Und ich glaube in Kombination mit der Musik ist da insgesamt etwas sehr Lustiges herausgekommen."

Und könnte sich Neuhauser zu weiteren musikalischen Projekten mit dem Edi Nulz Trio überreden lassen? "Unbedingt!", ruft sie schnell aus. "Wir sind auch schon am Basteln. Das nächste Programm wird sich mit Märchen beschäftigen. Ich bin schon sehr gespannt."

Zuvor aber steht Neuhauser wieder vor der Kamera. Diesmal nicht für "Tatort", sondern für das neue Doku-Drama "Brecht" von Heinrich Breloer. Neuhauser wird hier an der Seite von Burghart Klaußner als Helene Weigel zu erleben sein. Neuhauser: "Drehbeginn ist im Mai, und als Brechts Ehefrau muss ich da viel aushalten. Ich denke nämlich, dass Helene Weigel aus Liebe zu Bert Brecht und zu seinem Werk so manches ertragen hat. Aber sie ist letztlich durch die Verletzungen stärker geworden."

Sehr stark aber ist Adele Neuhauser auch privat. Binnen kürzester Zeit hat sie ihren Vater, ihre Mutter und ihren Bruder verloren. "Das war wirklich ein sehr trauriger, einschneidender Punkt in meinem Leben", bekennt sie offen. "Mein Bruder war immerhin erst 63, als er gestorben ist. Und er hat in den letzten Monaten noch so viel vom Leben gesprochen. Genau dieses ,Weitersprechen vom Leben‘ gibt mir auch Kraft, weiterzumachen. Denn trotz aller gesellschaftlichen und politischen Schwierigkeiten ist das Leben, das wir haben, doch ein schönes Leben. Es ist so unendlich reich. Dafür bin ich sehr dankbar."

Dankbar ist Adele Neuhauser aber auch für eine Auszeichnung, die sie bis dato vier Mal bekommen hat: Die KURIER-Romy als beliebteste Schauspielerin. "Diese Anerkennung des Publikums, diese Liebe des Publikums – das ist ein Geschenk."

Kommentare