Talk im Hangar-7: Wie lebt sich's so als Held?
Eine wunderbare „Talk im Hangar“-Diskussion versuchte sich in der Sezierung der sensiblen österreichischen Österreich: Karl Schranz und DJ Ötzi gegen einen Philosophen und einen Tourismusexperten, das sorgte für viele Missverständnisse. Und war sehr unterhaltsam. Nicht zuletzt dank des staubtrockenen Stichwortgebers Michael Fleischhacker. Aber lesen Sie selbst.
"Blau, weiß Sonne"
Es begann relativ seriös. Trendforscher Andreas Reiter äußerte sich in seinem Eingangsstatement - obwohl er auch einräumte, dass „Skifahren eine Kernaktivität in Österreich ist“ - kritisch über den Skisport. Karl Schranz: „Wir sehen das natürlich nicht so.“ Fleischhacker, verständnisvoll nickend: „Wer sind wir?“ Schranz: „Wir sind die Österreicher.“
DJ Ötzi: „ Schulskikursen, das zu fördern und grundsätzlich auf a verpflichtend… von der Politik in dem Sinn auszusenden… das wär, das wär schon… ah, ah.. a toller Schritt. Und i bin schon der Meinung, dass das was Besonderes ist, wenn die Kinder in die frische Natur…. sich bewegen, dann für die Seele, blau, weiß, Sonne, alles drumherum. Das ist ja richtig toll, ja.“
Wir überspringen die weitere Diskussion über verpflichtende Schulskikurse und deren Nicht-Vorkommen im Regierungsprogramm (Schranz: „Der Wintersport ist im Allgemeinen nicht bekannt für die Regierung.“) und kommen wieder zu DJ Ötzi. Durchhalten, es zahlt sich aus.
DJ Ötzi: "Meine Klane war schlussendlich nach dieser Woche glückselig, weil man gemeinschaftlich was macht in der frischen Natur, weil man was erlebt, weil man fast für die Seele was Gutes tut."
Philosoph Franz Schandl: „Aber das kann man ja nicht verallgemeinern. Manche sind glückselig, manche sind todtraurig. Sie haben da diese normierten österreichischen Skikinder vor sich, die es in der Form überhaupt nicht gibt.“
DJ Ötzi: „Bitte? Das hab ich nicht verstanden jetzt.“
Schandl: „Sie haben die normieren österreichischen Skikinder, die es nicht gibt.“
Dj Ötzi, murmelnd: „…hab ich noch immer nicht verstanden.“
Schandl redet weiter: „Im Prinzip wäre es schon notwendig zu diskutieren, was das ist, und nicht nur wohin wir wollen, damit das Geschäft irgendwie weiterläuft. Mir kommt die Diskussion jetzt vor: wir müssen die Kinder auf den Berg bringen und genug Leute müssen irgendwie raufgepumpt werden und…“
DJ Ötzi: „Na, na, na. Da muss ich ihnen widersprechen. Der Bauer braucht den Tourismus, aber der Tourismus braucht auch den Bauern.“
Fleischhacker: „Wir lassen jetzt einmal die Dame zu Wort kommen.“
Schandl und ÖtzI (lehnen sich erleichtert zurück): „Ja, genau.“
"Sie sind ein Einzelner"
Schandl etwas später: „… Diese Skiindustrie ist aufgestiegen und jetzt ist sie wieder auf dem absteigenden Ast… wenn die nächste Krise kommt, wird es die Tourismusindustrie sukzessive wegputzen. Denn worauf verzichten die Leuten? Nicht auf das Brot, oder auf das Essen.“
Schranz: „Sie machen sich Gedanken, die nicht vorhanden sind. Sie sind ein Einzelner.“
Schandl: „Ja, ich werd‘ mehrere.
Schranz: „Fahren Sie Ski?“
Schandler: „Nein, ich tue langlaufen.“
Schranz: „Na…“
Schandl: „Ich red auch über das Mittelalter und war nicht dabei.“
Fleischhacker: „Oscar Wilde hat gesagt: Man muss nicht in der Pfanne gelegen sein, um über Schnitzel zu reden.“
DJ Ötzi: „Schnitzel... der war ned schlecht, der war ned schlecht.“
Die Diskussion dreht sich im Folgenden um die Bedeutung des Skifahrens für die österreichische Nation.
Fleischhacker pointiert: „Wir verdanken es also Karl Schranz, dass wir Österreicher sind.“
Schandl: „In gewisser Hinsicht schon.“
Schranz: „Danke vielmals.“
Schandl: „Es ist nur die Frage zu stellen, ob die Nation überhaupt etwas Gutes ist und nicht auch in der Zwischenzeit historisch überholt ist.“
Schranz: „Wir sind sicher was Gutes in Österreich.“
Schandl: „Das denk ich schon, dass Sie das denken.“
Schranz: „Um Gottes Willen. Wir werden doch den Österreichern nicht absprechen, dass sie nichts Gutes sind.“
"Vom Held spür' i nix"
Es geht dann um Hermann Maier und Marcel Hirscher (auch kein schlechter Mann, stellt die Runde fest, aber leider nie gescheitert).
Dann fasst Fleischhacker zusammen: „Man muss anscheinend scheitern, um ein Held zu sein.“ (Wendet sich an Schranz:) „Haben Sie das absichtlich gemacht?“
Schranz: „Ich hab mich selber ausgeschlossen in Sapporo.“
Fleischhacker: „Wie lebt sich‘s denn so als Held?“
Schranz: „Vom Held spür' i nix. Im alten Griechenland haben die Helden steuerfrei gelebt und was weiß ich was alles. Das gibt’s bei uns alles nicht.“
Fleischhacker: „Die Skifahrer leben auch steuervergünstigt.“
Schranz: „Ahja, genau, ja…“
Kurz erinnert sich Karl Schranz an früher, als alle nackt Skifahren mussten: „Vergleichen kann man da überhaupt nix mehr. Allein vom Material her. Da gibt’s die Schuhe, die Ski, die Bindungen. Alles, was man dazu braucht. Die Bekleidung. Unwahrscheinlich, was sich da entwickelt hat.“
Dann versucht Philosoph Schandl wieder verzweifelt, auf die Metaebene zu kommen: „Im Prinzip werden immer größere Gebiete auf diesem Gebiet abgehalftert, sowohl industriell als auch ökonomisch, Afrika zum Beispiel. Diese Dimension kann man jetzt natürlich nicht unmittelbar in die Diskussion einbringen, aber hier findet eine völlig elitäre Diskussion statt…“
DJ Ötzi aus dem Off: „Bullshit.“
Schandl: „Eine völlig elitäre Diskussion…“
Fleischhacker: „Dass Regionen Afrikas ökonomisch abgehängt werden, mag stimmen, wird nur auf die Frage, wie zukunftssicher der österreichische Alpenskitourismus ist relativ wenig Einfluss haben.“
Apres-Ski und Fünf-Uhr-Tee
Die Sendezeit ist schon fast vorbei. Die Runde diskutiert noch schnell die Ibiza-isierung des Skitourismus und den Trend zum Apres-Ski.
Fleischhacker: „Wir reden von Skifahren und Wintersport und Sie sagen, Ibiza ist eh ned, es hat jeder was er will…“
DJ Ötzi: „Aber Ibizia ist cool, ich find Ibiza cool.“
Trendforscher Reiter: „Ibiza kann ja auch ein Traktor sein."
(Der Rest verliert sich leider in Gemurmel.)
Kurz darauf. (Noch kurz durchhalten.)
Fleischhacker zu Schranz: „War zu Ihrer Zeit das Apres-Ski-Business auch schon so wichtig wie heute?“
Schranz: „Zu unserer Zeit hats sogar mehr Apres-Ski gegeben. Fünf-Uhr-Tee. Das gibt’s heute fast nicht in der Form mehr. Jedes Hotel hat einen Fünf-Uhr-Tee mit Musik gehabt. Das war natürlich schon ein Traum.“
DJ Ötzi: „Die Geschichte, blauer Himmel, Schnee, man bewegt sich mit Freunden und Familien und hat wirklich eine schöne Zeit und kehrt dann irgendwann auch ein. Man isst einen Kaiserschmarrn, meine Frau liebt Kaiserschmarrn, i ned. Aber man isst Kaiserschmarrn oder man isst Spatzln oder was auch immer, hat dann vielleicht auch was zum Trinken und a gute Musik.“
Michaela Reitterer, Präsidentin der österreichischen Hotelvereinigung: „ ,Ein Stern der deinen Namen trägt' zum Beispiel.“
DJ Ötzi: „Zum Beispiel. Das ist doch was positives.“
Fleischhacker (staubtrockenst): „Und wenn man wirklich Glück hat, dann hört man das, was wir jetzt gleich hören.“
(Es folgt ein kurzer Film mit DJ Ötzi auf der Bühne.)
Fleischhacker: „Herr Schranz, so schaut heute der 5-Uhr-Tee aus.“
Schranz: „Ja, das hat sich natürlich schon verändert.“
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