Suche nach den Schuldigen für die Krise des Blockbuster-Kinos

Johnny Depp in „Fluch der Karibik 5“ zieht in China, nicht in Nordamerika
Kino in der Krise: Blockbuster wie "Pirates of the Caribbean – Salazars Rache" verfehlen gewünschte Ergebnisse.

Hollywood macht sich Sorgen. Das heurige Sommergeschäft im Kino läuft nicht so gut, wie sich das die Studiobosse erhofft haben. Teuer budgetierte Actionspektakel wie "Pirates of the Caribbean: Salazars Rache" und "Transformers 5: The Last Knight" haben nicht die angepeilte Geldmenge eingespielt, berichtet das Branchenblatt Variety. Im Gegenteil: Das sogenannte "Memorial Weekend", das Anfang Mai den jährlichen Kinosommer in den USA einläutet, erzielte mit den hoffnungsfrohen Filmstarts von "Fluch der Karibik 5" und "Baywatch" mit 172,3 Millionen Dollar die niedrigste Einspielquote seit 20 Jahren. Ein alarmierendes Zeichen für die Branche. Und auch "Transformers 5: The Last Knight" kann längst nicht mehr an seinen Ursprungserfolg an den Kinokassen anknüpfen.

Damit kein falsches Bild entsteht: "Fluch der Karibik 5" hat bis zum heutigen Tag eine satte Summe von knapp 755 Millionen Dollar eingespielt. Allerdings kommt der Löwenanteil nicht von den nordamerikanischen Märkten, sondern aus Übersee, sprich: dem chinesischen Kinomarkt. Dort lässt sich das Publikum offensichtlich noch leichter von spritzigen Spezialeffekten beeindrucken. Für Blockbuster scheint es immer schwieriger zu werden, im Anforderungsprofil sowohl dem heimischen, wie auch dem ausländischen Markt Genüge zu leisten.

Was lässt sich daraus schließen? Dass die Zeit von Johnny Depp als sexy Rock-’n-’Roll-Pirat womöglich vorbei ist? Oder Optimus Prime von "Transformers" reif für den Schrottplatz ist?

Kurioserweise suchen Insider die Schuld bei den Kritikern. Die Seite deadline.com wusste gleich zu berichten, dass die berühmte Plattform Rotten Tomatoes für die Schlappe der Filme (mit)verantwortlich zu machen sei.

Faule Tomaten

Rotten Tomatoes sammelt Kritikerstimmen und generiert einen Durchschnittswert, anhand dessen sich die Kritikermeinung zu einem Film leicht ablesen lässt. "Fluch der Karibik" erhielt 29 Prozent (von 100) und "Baywatch" überhaupt nur 19 Prozent positive Zustimmung auf dem "Tomatometer" – angeblich mit ein entscheidender Grund, warum die genannten Filme schlechte Einspielergebnisse zeigten. Die Filmkritik würde dem Popcorn-Kino schaden, heißt es. Sofort wird laut darüber nachgedacht, ob man den Kritikern den Film erst nach dem Filmstart – oder vielleicht überhaupt gar nicht zeigen sollte.

Umgekehrt stellt sich allerdings die Frage: Warum haben Filme wie "Deepwater Horizon" mit Mark Wahlberg – auf dem Tomatometer hoch bewertet – beim Publikum nicht gezogen? Oder warum ist Til Schweigers "Tschiller: Off Duty", der den Kritikern nicht gezeigt wurde, trotzdem gefloppt?

Interessant dabei ist, welches Ressentiment dem Beruf des Filmkritikers entgegenschlägt. Sein Einfluss scheint in der Branchenwahrnehmung zwischen Ohnmacht und Allmacht zu schwanken: Während lange Zeit davon die Rede war, dass sich die Bedeutung der Filmkritik erschöpft hätte, wird ihr nun das Entscheidungsrecht über Leben und Tod eines Filmes zugesprochen.

Vielleicht sollten sich die großen Studios weniger an den Kritikern abarbeiten; und vielmehr die Gründe für die Franchise-Müdigkeit seitens des Publikums bei der eigenen Ideenlosigkeit suchen.

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