Bunte, Revue-artige Show des Lebens

In Spiellaune: Dirigent Nikolaus Harnoncourt und Martina Janková
Kritik. Purcells "Fairy Queen" unter der Leitung von Harnoncourt.

Der hat eine goldene Feder gehabt. Seine Musik ist wie eine Orchidee. Er gehört in die allererste Reihe aller Komponisten." So begeistert schwärmt Nikolaus Harnoncourt über Henry Purcell.

Und dass der Maestro den englischen Barockkomponisten liebt, merkt man sofort, vom ersten, elektrisierenden Ton von "The Fairy Queen" an: Es ist erstaunlich, mit welcher nie nachlassender Energie der 84-Jährige bei der Styriarte in der Helmut List Halle in Graz seine Partitur umsetzt. Da wird vom exzellenten Concentus Musicus mit einer Palette an Klangfarben, glühendem Ausdruck, vielen Details und einer Dynamik, die von duftig zarten Momenten bis hin zu schroffen, aufpeitschenden Ausbrüchen reicht, musiziert.

Starke Sänger

Hochkarätig ist nicht nur der mit höchster Homogenität und feinem Facettenreichtum singende, spielfreudige Schoenberg-Chor (Einstudierung: Michal Kucharko), sondern auch das Sängerensemble: Warmstimmig, leidend, wie Dorothea Röschmann ihr langes Klagelied im letzten Akt vorträgt. Ihr fülliger Sopran steht ideal im Gegensatz zu jenem leichten, flexiblen, koloraturensicheren von Martina Janková.

Wunderbar hört man auch den Tenor von Joshua Ellicott wie auch den Countertenor von Terry Wey. Florian Boesch kann mit profundem Bass sein derbes Komödiantentum in unterschiedlichsten Rollen, u. a. als betrunkener Poet, aber auch als Elvis Presley-Verschnitt, unter Beweis stellen. Elisabeth von Magnus fällt mit Intonationsproblemen etwas ab.

Vollwertige Oper

Eigentlich ist "The Fairy Queen" aus 1692 ein Mix aus Shakespeares Sommernachtstraum und musikalischen "Masques", Zwischenspiele, die zur Unterhaltung eingefügt wurden, ohne Bezug zum Stück und ohne eigentliche Handlung. Da es keine endgültige Fassung gibt, hat Harnoncourt aus den knapp 60 Nummern einiges gestrichen bzw. umgestellt und aus der ursprünglichen "Semi-Opera" eine vollwertige Oper geschaffen.

Sohn Philipp Harnoncourt hat den fünf sehr losen Teilen über Natur, Erotik und Liebe und vieles mehr eine Klammer in Form eines tanzenden Pärchens (Rita Sereinig und Max Niemeyer) verpasst. Dieses muss zwischen erster Verliebtheit und finaler Hochzeit die verschiedensten Natur- und Lebensbereiche durchwandern.

Er schafft eine bunte, handlungslose Figurenrevue der unterschiedlichsten Charaktere, mit Gags unterfüttert: Zwar wirkt vieles immer wieder witzig, dann aber auch teils etwas lähmend. Jubel!

KURIER-Wertung:

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