Stadlober: Von Blowjobs & schwachsinnigen Plänen

Stadlober: Von Blowjobs & schwachsinnigen Plänen
Robert Stadlober spielt in David Schalkos Kino-Komödie "Wie man leben soll" (Filmstart: 7. Oktober). KURIER.at traf den Schauspieler und Musiker zum Interview.

In der Verfilmung des Thomas Glavinic-Bestsellers "Wie man leben soll" spielt Robert Stadlober den in jeder Hinsicht experimentierfreudigen Mirko, inklusive Sex- und Drogenabenteuern. Der Medizinstudent ist der beste Freund von Charlie Kolostrum (Axel Ranisch) und versucht den lethargischen "Sitzer" etwas aufzuwecken. Zur Not auch mit dem Vorschlag eines gegenseitigen Blowjobs. Robert Stadlober über ebenjenen, die Arbeit mit Freund und Regisseur David Schalko und die Verweigerung von Zukunftsplänen.

Stadlober: Von Blowjobs & schwachsinnigen Plänen

KURIER.at: Wie sind Sie mit dem Stoff von "Wie man leben soll" in Berührung gekommen? Haben Sie das Buch von Thomas Glavinic gelesen, als es aktuell war oder haben sie sich erst durch den Film mit dem Inhalt auseinandergesetzt?
Robert Stadlober: Ich hab es 2004 gelesen, als es rauskam. Witzigerweise bin ich gerade zu dieser Zeit nach Wien gezogen als der 'Glavinic-Hype' in vollem Gange war. Ich habe davor in Spanien gewohnt und von dem überhaupt nichts mitbekommen. Da dachte ich, ich muss mich mal schlau über Glavinic machen und das Buch lesen - und ich habe es sehr gerne gelesen.

Haben Sie schon damals der Figur des Medizinstudenten Mirko, die Sie in der Verfilmung spielen, spezielle Aufmerksamkeit geschenkt?

Nein, eigentlich nicht. Das Buch ist ja so aufgebaut, dass man sich mit der Hauptperson (Charlie Kolostrum, Anm.) identifiziert. Aber wenn man als Schauspieler eine Rolle angeboten bekommt, fängt man an, sich mit der Rolle auseinanderzusetzen und es ist ja jetzt auch nicht so schwer sich in Mirko hineinzuversetzen, der mehr ausgeht als studiert (lacht). Aber natürlich wäre die Figur des Charlie auch sehr spannend gewesen.

Wie war die Zusammenarbeit mit Axel Ranisch, der Charlie spielt? Immerhin war es seine erste Rolle, Sie haben im Gegensatz zu ihm schon sehr viel mehr Erfahrung als Schauspieler.
Es hat super funktioniert. Axel hat Regie studiert, von daher weiß er schon einiges über Filme. Wir haben uns sehr gut verstanden und haben ziemlich schnell gemeinsame Interessen entdeckt: Gerne und lang im Wirtshaus sitzen, gut essen, und auch gern einmal einen Wein oder ein Bier zuviel trinken. Wir haben auch einen ähnlichen Humor. Der Dreh war eine lustige Zeit (grinst).

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Und wie ging es Ihnen bei der Szene, in der ihr euch gegenseitig oral befriedigt?
(Lacht) Lustig war die. Das Ganze war eigentlich kein Problem. Aber komischerweise waren auf einmal Leute am Set, die sonst nie da waren.

Am Set haben sich aber angeblich immer relativ viele Leute um David Schalko getummelt. Das stellt man sich wie eine große Party vor.
Naja, die haben ja alle mitgespielt, die vor Ort waren. Also es war nicht so, dass eine Armee von Leuten hinter der Kamera herumgestanden haben. Der Cast hat sich halt aus allen Leuten aus Davids (Schalko, Anm.) Umfeld - von Superfilm und 'Willkommen Österreich' - zusammengesetzt. Viele haben sich daher schon vorher gekannt. Es war schon manchmal Partystimmung angesagt, aber bei 15- und 16-Stunden-Drehtagen wird die Party schon auch ein bisschen zach.

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Sie und Regisseur David Schalko haben sich auch schon vor den Dreharbeiten gekannt und sind privat miteinander befreundet. War es schwierig von ihm dirigiert zu werden und seine Anweisungen zu befolgen?
Der David gibt ja überhaupt keine Anweisungen. Er hat einen unpackbar interessanten Regiestil. Der David sitzt am Anfang nur da und lässt das ganze Chaos einfach passieren. Dann nimmt er ganz kleine Momente heraus, die er ein bisschen verändert und dadruch entsteht eine Szene. Er lässt anbieten, gibt dann kleine Änderungsvorschläge und setzt sich wieder hinter die Kamera. So puzzelt er sich den Film zusammen. Das ist total faszinierend, hab ich so noch nie gesehen.

Sie haben also einfach darauf losgespielt ohne Instruktionen? Arbeiten Sie gerne unter diesem Laissez-faire-Stil?
Im Groben haben wir die Szenen natürlich schon kurz besprochen, aber er ist kein Regisseur der befiehlt. Er lässt einem relativ viel Freiraum. Ich mag das total. Zumindest muss man mir das Gefühl geben, kreativ sein zu können - auch wenn's nicht stimmt. Und wenn man Leute hat, die schon so viel mitbringen, wie Thomas Stipsits oder Josef Hader, wär es glaube ich ziemlich kontraproduktiv, denen detailiert zu sagen, was sie machen sollen.

Sie schwärmen so von David Schalkos Stil, im nächsten Projekt von ihm würden Sie also auch sofort mitspielen?
Ja, klar. Ich sag sofort zu. Er braucht mir gar kein Drehbuch zu schicken (lacht).


Viel Text haben die Protagonisten des Films ja nicht gerade, Charlies Sätze kann man gefühlsmäßig an zwei Händen abzählen. Visuell hat sich Schalko ausgetobt, aber die Figuren bleiben sehr an der Oberfläche.

Finden Sie? Das mit dem wenigen Text habe ich nicht so empfunden, als ich den fertigen Film gesehen habe. Aber andererseits hat Charlie ja auch im Buch nicht viel zu sagen. Es ist eben sehr schwer den Stoff zu verfilmen.

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Gibt es eine Lieblingsszene in "Wie man leben soll"?
Ich finde die Friedhofszene eigentlich am schönsten. Mit welcher stoischen Gelassenheit der Charlie das alles über sich ergehen lässt, gefällt mir.

Sie machen viele verschiedene Dinge und die fast gleichzeitig: Sie waren in den letzten Monaten am Theater in Klagenfurt in "Amerika" zu sehen, haben "Bis zum Horizont, dann links!" abgedreht und waren gerade mit ihrer Band Gary auf Tour. Gibt es etwas, wovon Sie in nächster Zeit gerne mehr machen würden?
Am liebsten würde ich mal Urlaub machen (lacht). Und was ich auch wieder gerne machen würde ist ein guter, größerer Kino-Film. Die Sachen die dieses Jahr an Rollenangeboten reingekommen sind, waren bislang nicht besonders berauschend.


Schmieden Sie irgendwelche konkreteren Zukunftspläne? Haben Sie zum Beispiel vor, eine internationale Karriere zu forcieren?

Nein, das überhaupt nicht. Ich will überhaupt keine Karriere forcieren. Jeder Plan, den ich bis jetzt gemacht habe, ist komplett zusammengebrochen. Das hat nie funtkoniert. Pläne machen hat in diesem Beruf relativ wenig Sinn, glaube ich. Ich habe bemerkt, dass es gescheiter ist, alles passieren zu lassen. Man kann zwar bestimmte Dinge beeinflussen, aber auch nur mittelbar. Langfristige Pläne funktionieren allerdings nie im Fimbussines. Die Filme, die ich machen wollte, sind zum Beispiel nicht finanziert worden. Dann glaubt man ein Film wird super, ist aber im Endeffekt der totale Scheiß. Auf der anderen Seite macht man manchmal eine Produktion nur so nebenbei und die schlägt überraschendweise ein und ist viel besser als erwartet.

Ich glaube überhaupt nicht, dass das Leben daraus besteht, dass man etwas erreichen muss. Geplante Ziele erreichen ist so ein amerikanischer Schwachsinn. Ich war schon einmal relativ bekannt in Deutschland (mit dem Film "Crazy", Anm.) und das ist etwas, was ich nicht unbedingt noch einmal haben muss. Mit meiner jetztigen Lebenssituation bin ich ganz zufrieden. Mein einziger Plan ist, den Status Quo zu halten (lacht).


Wie schon erwähnt, sind Sie auch Musiker. Wie gefällt Ihnen der "Schnitzi"-Song mit dem Charlie im Film einen Hit landet und auch von den Trackshittaz gesungen wird?
(lacht) Ein sehr guter Ohrwurm, gute Hookline. Ich glaube bei diesem Song kann man sich wirklich vorstellen, dass man damit einen so grauenhaften Charterfolg hat wie Charlie. Es gibt ja auch einen anderen österreichischen Sänger, der ähnliche Musik macht und damit sehr erfolgreich ist. Ich glaube er ist Tiroler und trägt gerne weiße Kappen. (grinst)

Anmerkung: Der Schnitzi-Song wurde von Thomas Maurer (Lyrics) und Cosmix / Dix, Jungmair, Haiden (Musik) geschrieben, von den Trackshittaz gibt es einen Remix davon auf ihrem neuen Album. Musikvideo von Charlies Version siehe unten.

Zur Person: Robert Stadlober

Robert Stadlober, geboren am 3. August 1982, wuchs in der Steiermark und in Berlin auf und war schon als Elfjähriger als Synchronsprecher für Kino- und Fernsehfilme im Filmgeschäft tätig. Mit 15 Jahren verließ er die Schule. 1999 spielte seine erste größere Rolle in dem Kinofilm "Sonnenallee". Einem größeren Publikum wurde er durch die Darstellung eines halbseitig gelähmten Teenagers in dem Film "Crazy" (2000) bekannt. Für diese Leistung wurde er für den Deutschen Filmpreis nominiert. Danach folgten Produktionen wie "Engel und Joe" (2001), "Verschwende deine Jugend" (2003), "Peer Gynt" (2006) oder "Krabat" (2008). Am Theater spielte Stadlober unter anderem in Schlingenschiefs "Area 7", zuletzt in "Amerika" im Stadttheater Klagenfurt. Aktuell hat er die Komödie "Bis zum Horizont, dann links!" abgedreht. Als Musiker und Sänger ist er in der Band Gary aktiv, Stadlober betreibt daneben das Independent-Label Siluh Records.

Thomas Maurers Originaltext von "Schnitzi"

Ruaft mei Frau nach mir, die Mitzi
Kann so schnell sein wie ein Blitz i
Gleich am Esstischbankerl sitz i
Weil heut gibt's Schnitzi, Schnitzi, Schnitzi!
Schnitzi, Schnitzi, Schnitzi, Schnitzi
Schnitzi, Schnitzi, Schnitzi, Schnitzi
Und dazu ess ma Pommfritzi!
Im Winter g'frier, im Sommer schwitz i
Aber immer sagt mei Mitzi:
"Kränk di net, weil glei erhitz i's Fritterfett und dann gibt's Schnitzi!"



Bridge:
Für was brauch denn an Grundbesitz i?
Für was brauch Kekserln und Biskuits i?
Für was brauch i a Geistesblitzi?
Für mi gibts kane größern Hits wie

Schnitzi, Schnitzi, Schnitzi, Schnitzi
Schnitzi, Schnitzi, Schnitzi, Schnitzi
Und dazu ess ma Pommfritzi!
Mit'm Messer, fitzi fitzi
In des Holz vom Esstisch schnitz i
A Herzerl in dem drinsteht "Mitzi"
Weil sie kocht die besten Schnitzi
Schnitzi, Schnitzi, Schnitzi, Schnitzi
Schnitzi, Schnitzi, Schnitzi, Schnitzi
Und dazu ess ma Pommfritzi!

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