Spielbergs "Die Verlegerin": Ein Plädoyer für die Pressefreiheit

Tom Hanks und Meryl Streep in "Die Verlegerin"
Steven Spielberg wirft sich mit Meryl Streep und Tom Hanks in die Schlacht für die Medien.

Die Verlegerin. USA 2017. 116 Min. R: Steven Spielberg. D: Meryl Streep. Tom Hanks. Bob Odenkirk, Matthew Rys.Ähnlichkeiten mit lebenden Akteuren der US-Politik sind erwünscht: Mag sich Steven Spielberg gedacht haben, als er letztes Jahr in wenigen Monaten "Die Verlegerin" drehte. Seine Aufarbeitung der Ereignisse rund um die Veröffentlichung der Pentagon Papers im Jahr 1971, beruhend auf wahren Begebenheiten.

Damals legte eine geheim gehaltene Studie des US-Verteidigungsministeriums, des Pentagon, Informationen darüber offen, wie die Öffentlichkeit jahrelang über die Siegeschancen der Amerikaner in Vietnam belogen und getäuscht wurde. Deckte auf, dass der Krieg bereits weit vor seinem Beginn geplant war.

1971 veröffentlichte die " New York Times" Auszüge aus dieser Geheimstudie, die der Whistleblower Daniel Ellsberg minutiös kopiert und an Journalisten weitergegeben hatte. Die Folge war ein von Präsident Nixon erwirktes und von einem Bundesrichter ausgesprochenes Urteil, das eine weitere Publikation der Unterlagen in der "Times" untersagte. Gegen die Zusage, dass die Papiere trotzdem veröffentlicht wurden, überließ Ellsberg sie der "Washington Post".

Spielberg hängt diese packende Geschichte an der Courage von "Post"-Herausgeberin Katherine Graham und ihrem Chefredakteur Ben Bradlee auf. Er lotst die beiden – dargestellt von Meryl Streep und Tom Hanks – durch einen Wust an Zweifeln, Bedrohungen von höchster Stelle, Aufsichtsratssitzungen, konspirativen Treffen und biedermeierlichen Familiengesprächen. Schließlich ringt sich Kay Graham zum Entschluss durch, trotz aller Widerstände und Einschüchterungsversuche der US-Regierung die Pentagon Papers zu drucken. Weil sie es für wichtig und richtig hielt, der Bevölkerung die jahrelang verschleierte Wahrheit über den Vietnamkrieg zu unterbreiten. Und sicher auch aus Trotz, um zu zeigen: Ich lasse mich nicht unterkriegen. Ich bestimme, was in meiner Zeitung steht.

Meryl Streep funktioniert in ihrer Rolle als Kay Graham wie ein präzises Uhrwerk – immer den richtigen Ton und die richtige Geste treffend, textgenau, untadelig, eine Power-Lady, reif für den Oscar. Tom Hanks bringt das Charisma des legendären Chefredakteurs Ben Bradlee nur bedingt herüber, wirkt oft linkisch.

Irgendwie wird man mit diesem braven, nur aus hehren Motiven agierenden Tugend-Doppel in den fast zwei Stunden nicht warm. Sicher, es ist ein wichtiger Film über die Bedeutung der freien Presse und ein Plädoyer gegen Trump’sches Fake-News-Gebrabbel. Ja, der Film ist toll gemacht (obwohl ihm der Zauber früherer Spielberg-Filme fehlt). Aber irgendwann reicht es mit der Moralkeule vom braven, aufrechten Amerikaner, als der sich ja auch Spielberg sieht.

Am Schluss liefert der Regiestar den Übergang zum nächsten großen Polit-Skandal: Vielleicht sehen wir ja bald einen Watergate-Film made by Steven Spielberg.

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