Song Contest: Wer soll das bezahlen?

Sieger Dänemark muss sich um Austragungsort und Finanzierung Gedanken machen. Der Termin steht bereits fest.

Euphorie, rot-weiße Flaggen und Freudentränen, soweit das Auge reichte. In der dänischen Hauptstadt Kopenhagen haben Tausende Fans mit Slogans wie „Sejren er vor“ („Der Sieg ist unser“) den Triumph beim Eurovision Song Contest (ESC) wie den Fußball-EM-Erfolg 1992 gefeiert. Die 20-jährige Dänin Emmelie de Forest hatte Samstagnacht mit ihrem Titel „Only Teardrops“ den ESC in Malmö gewonnen. Doch in den Freudentaumel mischte sich bei den Verantwortlichen bald ein bitterer Beigeschmack - dieser Sieg könnte teuer werden.

Dänemark kalkuliert bereits die Kosten für die Austragung des nächsten ESC. Auf den ausrichtenden Sender, Danmarks Radio (DR) kommen jetzt hohe finanzielle Belastungen zu, wie die Generaldirektorin Maria Rørbye Rønn nach der Siegesnacht durchblicken ließ. Ein Reporter ihres eigenen Senders fragte sie, ob denn nun mit vielen Wiederholungen in den Programmen zu rechnen sei, um den Aufwand für das kommende Jahr zu finanzieren. Man werde sich „allergrößte Mühe geben“, so Rønn, damit die eigenen Zuschauer nicht die Zeche zahlen müssen.

Malmö-Lösung auch für Dänemark?

Der Sender DR hatte die auch in Dänemark angekommene Finanzkrise jüngst zu spüren bekommen. Entlassungen waren die Folge. Die Erinnerungen an die letzte ESC-Finalrunde, die Dänemark austrug, sind auch gemischt. ARD-Reporter Peter Urban erinnerte schon in der Nacht zum Sonntag nach Emmelie de Forests Sieg mit Schaudern an die Veranstaltung im Jahr 2001 im 38.000 Zuschauer fassenden „Parken“-Stadion. Die DR-Generaldirektorin wollte nicht ausschließen, dass beim nächsten Mal eine Malmö-Lösung mit einer kleinen Halle auch für Dänemark infrage komme.

Einen Termin für den ESC 2014 gibt es immerhin schon: Für das Finale gab die European Broadcasting Union (EBU) den 17. Mai 2014 bekannt.

Das russische Ergebnis von Malmö beschäftigt sogar die Politik: Außenminister Sergej Lawrow hat Aserbaidschan "Stimmenraub" vorgeworfen. Die russische Kandidatin Dina Garipowa ("What If") hatte überraschend null Punkte aus dem Nachbarland erhalten - dabei war sie bei der dortigen SMS-Wahl auf dem zweiten Platz gelandet. Aserbaidschans Außenminister Elmar Mamedjarow versprach nach einem Treffen mit Lawrow in Moskau, die Panne aufzuklären. "Diese haarsträubende Aktion darf nicht unbeantwortet bleiben", forderte Lawrow.

Das aserbaidschanische Staatsfernsehen als verantwortlicher Sender müsse sich nun Fragen gefallen lassen, sagte Mamedjarow am Dienstag der Agentur Interfax zufolge. Zuvor hatte sich schon der autoritär regierende Präsident Ilcham Alijew "ernstlich besorgt" über die verschwundenen Stimmen gezeigt.

Allerdings hätten Garipowa beim ESC am Samstagabend auch zehn Punkte mehr nicht zu Rang vier geholfen. Aserbaidschans Kandidat Farid Mammadov hatte aus Russland volle zwölf Punkte erhalten und war insgesamt Zweiter geworden.

Deutschland leckt indes noch seine Wunden nach dem schlechten Abschneiden von Cascada mit Platz 21. ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber deutete sogar politische Gründe an: „Es gibt sicher auch eine politische Lage. Ich will nicht sagen '18 Punkte für Angela Merkel'. Aber man muss eben auch sehen, da stand nicht nur Cascada, sondern da stand auch Deutschland auf der Bühne.“

Song Contest: Wer soll das bezahlen?
epa03701141 Singer Natalie Horler of the band 'Cascada' representing Germany performs her song 'Glorious' during rehearsals for the 58th annual Eurovision Song Contest at the Malmo Arena, in Malmo, Sweden, 15 May 2013. The grand final will take place on 18 May. EPA/J^rg Carstensen
In Deutschland dürften wieder Diskussionen um die Vorauswahl der Kandidaten entbrennen. Die ARD hatte sich zuletzt wieder allein um das Spektakel gekümmert. KönnteProSieben-Tausendsassa Stefan Raab, der noch 2010 Wegbereiter für Lenas Triumph war, vielleicht für den ESC 2014 wieder eine wichtige Rolle bekommen? Koordinator Schreiber verwies auf Anfrage darauf, dass der deutsche Vorentscheid bereits „eine Co-Eigen-Produktion des NDR mit Brainpool“ gewesen sei. Die Produktionsschmiede Brainpool arbeitet eng mit Raab zusammen. „Außerdem haben wir bereits vor dem ESC 2013 über eine Weiterentwicklung des deutschen Vorentscheides für 2014 nachgedacht“, so Schreiber weiter.
Song Contest: Wer soll das bezahlen?
Ob der ORF im nächsten Jahr wieder an dem europäischen Songwettbewerb teilnimmt, ist noch nicht fix. Österreichs Teilnehmerin Natália Kelly war bereits im Semifinale ausgeschieden und belegte unter 39 Teilnehmern Rang 35.

"An sich darf das Ergebnis eines Wettbewerbs aber nicht dafür ausschlaggebend sein, ob man aussteigt," meinte ORF-Unterhaltungschef im APA-Gepräch. "Wir sind EBU-Mitglied, und wir machen gerne bei solch einem Wettbewerb mit. Im Moment haben wir einige Finanzprobleme, und wir müssen nachdenken, welche Marken wir pflegen und bei welchen wir es uns überlegen müssen. Aber das ist nicht allein meine Entscheidung". In den kommenden drei bis vier Wochen soll fixiert werden, ob der ORF weitermacht oder so wie 2007 erneut aussteigt.

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