Sleaford Mods im Flex: Wut, Wut, Wut

Sleaford Mods
Das Duo Sleaford Mods brachte am Montagabend britische Working-Class-Poesie ins Wiener Flex.

Wenn ein Punk-Urgestein wie Iggy Pop ein britisches Duo „the world’s greatest rock’n’roll band“ nennt, ist es quasi wie ein Ritterschlag von der Queen – die Meinung von Iggy Pop dürfte die Sleaford Mods, um dieses britische Duo geht es hier, wohl mehr tangieren als die der Queen. Obwohl, vielleicht auch nicht. Denn „Britain’s angriest band“ (Guardian) frönt eher dem Nihilismus und gibt wohl einen Sch*** auf die Meinung von irgendjemandem.

Am Montagabend brachten Jason Williamson und Andrew Robert Lindsay Fearn ihren Rüpel-Rap ins Wiener Flex – das, man muss es leider sagen, viel von seinem Charme verloren hat, aber das ist eine andere Geschichte. Um Punkt 21.45 Uhr ging die Show los, fast auf die Minute eine Stunde später war sie auch schon wieder vorbei. Ein kurzes Gig? Ja. Allerdings brachten die Mods in dieser guten Stunde 17 Songs unter. Da blieb nicht viel Zeit für lange Ansprachen. Die werden aber auch überbewertet. Es geht um Musik. Und Bier. Während Fearn an seinem Laptop steht und "Play" drückt (anschließend hat er Zeit fürs Bier), rappt und grölt Williamson wütend darüber, wie besch***en das Leben und System im Königreich ist (und hat zwischen den Songs Zeit fürs Bier). Dabei bewegt er sich wie ein „Hendl mit Tourette-Syndrom“ (hieß es neben mir im Publikum).

Fuck Off

Dabei zeigen die Mods Minimalismus - der Sound besteht aus unterproduzierten Lo-Fi-Punk - reicht, um Ektase auszulösen. Zumindest gab sich das Publikum im ausverkauften Flex so. Songs wie „Jolly Fucker“, „TCR“ oder „B.H.S.“ wurden frenetisch mitgegrölt – auch wenn so gut wie niemand den breiten East-Midlands-Dialekt auch nur ansatzweise traf. Macht nix, denn die Fuck-Off-Attitüde rollte von der Bühne bis in die hinterste Reihe. So geht Working-Class-Poesie. Mitten in die Fresse. Ohne Kompromisse. Pure Wut in Worte gefasst.

Ein Kollege von der Konkurrenz brachte direkt nach dem Konzert die Musik der Mods auf den Punkt, deshalb sei er hier zitiert: „So muss Musik klingen, wenn man an einem regnerischen Montagabend restfett durch Nottingham wankt und schwer unterkühlt der nächsten Heimniederlage seiner Viertligamannschaft entgegentorkelt, nur um nächsten Tag wieder um 6 Uhr Schichtbeginn zu haben.“

Die Schicht heute begann zum Glück erst um 8 Uhr. Mit einem Blick auf Twitter. Und der Zeile „all you zombies tweet, tweet, tweet“ aus dem letzten Song des Abends "Tweet, Tweet, Tweet" im Ohr.

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